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"Synergien und Wachstumschancen"

Nach dem jüngsten US-Deal (Zusammenschluss von T-Mobile USA und MetroPCS) muß die Telekom bereits im dritten Quartal 2012 eine Wertberichtigung in Höhe von sieben bis acht Milliarden Euro vornehmen. Warum T-Mobile USA trotzdem erheblich an Wert gewinnt und der Deal das neue Unternehmen zum wichtigsten Herausforderer auf dem US-Markt macht, erklärt Telekom Finanzvorstand Timotheus Höttges im Gespräch.

Herr Höttges, erleben Sie derzeit in Sachen US-Geschäft ein Wechselbad der Gefühle?

Timotheus Höttges: Jeder große Deal hat seine Emotionen, weil es Chancen und Risiken gibt. Klar fiebere ich mit. Wir können durch die Verbindung mit MetroPCS in den USA ein großes Stück weiterkommen.

Wieso ergibt die Transaktion mit MetroPCS einen Sinn?

Timotheus Höttges: T-Mobile USA bekommt mehr als neun Millionen zusätzlicher Kunden und wertvolles Funkspektrum. In vielen Ballungsräumen werden wir eine bessere Netzqualität bieten. Auch für den Aufbau des LTE-Netzes bedeutet der Deal einen gewaltigen Schub. Und wir bekommen durch die höhere Kundenzahl mehr Verkehr auf unser Netz. All das bringt in diesem Zusammenschluss riesige Kostensynergien, die - wenn man sie so bewertet, als würden sie alle heute wirksam - einen sogenannten Barwert von sechs bis sieben Milliarden Dollar besitzen. Dabei haben wir noch keinerlei Umsatzsynergien eingerechnet.

Aber die Unternehmen nutzen unterschiedliche Technologien. Schafft das nicht Probleme?

Timotheus Höttges: Ganz im Gegenteil. Wir werden die MetroPCS Kunden nach Abschluss der Transaktion schnell ins Netz von T-Mobile USA bringen. Jeder Metro-Kunde, der sein Handy wechselt - und das sind rund 60 Prozent aller Kunden pro Jahr - wird ein Gerät bekommen, das im T-Mobile-Netz funkt. Das bringt dem Kunden sofort Vorteile, etwa bei Auslandsreisen. Also anders als beim vor Jahren in den USA sehr komplizierten Zusammenschluss von Sprint und Nextel hat der Kunde keine Einschränkungen, sondern Vorteile. Sprint konnte den übernommenen Nextel-Kunden seinerzeit einige Dienste nicht mehr anbieten. Diese Erfahrung werden Metro-Kunden im T-Mobile-Netz nicht machen. Das Metro-Netz wird auf diesem Weg schnell überflüssig, Funkstandorte werden abgebaut, was enorme Einsparungen bringt. Das dann frei werdende Spektrum kann das Unternehmen wieder verwenden - für den LTE-Ausbau.

Und welche Vorteile hat die Telekom?

Timotheus Höttges: Wir besitzen nach der Transaktion 74 Prozent an einem extrem chancenreichen Unternehmen auf dem attraktiven US-Markt. Die Wachstumschancen und die Synergien sind enorm. Und das ganze erreichen wir sehr liquiditässchonend, weil wir T Mobile USA im Wege eine Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage einbringen.

Aber jetzt war zu lesen, dass der Telekom durch den Deal in diesem Jahr ein Milliardenverlust drohe?

Timotheus Höttges: Vorstand und Aufsichtsrat haben die Transaktion beschlossen, weil sie extrem wertsteigernd und unternehmerisch sinnvoll ist. Wir entwickeln T-Mobile USA weiter und greifen die Marktführer an. Paradoxerweise müssen wir zugleich nach den internationalen Rechnungslegungsvorschriften IFRS bereits im dritten Quartal 2012 eine Wertberichtigung vornehmen. Die Größenordnung hatten wir schon bei Bekanntgabe der Transaktion auf sieben bis acht Milliarden Euro beziffert.

Eine Riesensumme …

Timotheus Höttges: … aber zum einen ist dieser Effekt rein buchhalterisch, es fließt also kein Geld. Zum anderen ignorieren die IFRS-Regeln die Logik der Transaktion. Unser Geschäft wird gemeinsam ganz erheblich an Wert gewinnen durch Synergien und einen verbesserten Marktauftritt. Für die IFRS-Rechnungslegung wird aber als Maßstab der Kurs der MetroPCS-Aktie vor Bekanntwerden der Transaktion zugrunde gelegt werden. Das größere, stärkere, gemeinsame Unternehmen wird also auf Basis des Börsenkurses des kleineren Partners bewertet, ohne die Vorteile der Transaktion zu berücksichtigen.

Dem Mann auf der Straße dürfte das schwer zu vermitteln sein, oder?

Timotheus Höttges: Wir haben die Riesenchance auf ein massiv wertsteigerndes Geschäft. Das ist unabhängig von den Rechnungslegungsvorschriften der Fall. Sei es drum: Wenn die Transaktion vollständig abgeschlossen ist, wird die Telekom über extrem hohe stille Reserven verfügen.

Und wenn Sprint jetzt mit einem Gegenangebot einen Strich durch die Rechnung zieht?

Timotheus Höttges: Wir halten unsere Offerte für sehr attraktiv. Das ist der Stand der Dinge.

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