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Andreas Middel

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„Deutschland ist verdammt zu Innovationen“

Immer wieder gab es spontanen Applaus: Sei es, als Telekom-Chef Tim Höttges die überbordende Regulierung nicht nur der Telekommunikationsbranche anprangerte, als er eine fairere Besteuerung für Internetgiganten Google oder Amazon forderte, als er Risse und Spaltungen in der EU beklagte. Die Großen der Automobilindustrie, versammelt in Berlin beim Kongress der Automobilwoche, freuten sich über klare Wort und klare Positionen des Telekom-Chefs. Und die liefert er mehrfach.

Als Diskutant beim Kongress der Automobilwoche ist Tim Höttges, Chef der Deutschen Telekom, sehr gefragt.

Als Diskutant beim Kongress der Automobilwoche ist Tim Höttges, Chef der Deutschen Telekom, sehr gefragt.

Aus Bonn angereist, wo gerade die Weltklimakonferenz stattfindet mit dem erklärten Ziel, den Klimaschutz weiter erheblich zu verbessern, war Höttges als wichtiger Diskutant in Berlin eingeladen, um zu erläutern, welchen Beitrag die Digitalisierung gerade auch in der Automobilindustrie bei der Reduktion der CO-2-Emissionen leisten kann.

In Bonn werde gezeigt, wie über Vernetzung viele Smart-City-Anwendungen möglich werden, etwa bei der Parkplatzsuche, so Höttges. „Wenn ich weiß, wo es einen freien Parkplatz gibt, brauche ich nicht unnötig lange herumkurven und Sprit verbrauchen. Die Digitalisierung hilft also, Mobilität nachhaltiger zu gestalten. Das ist vor allem in Städten wichtig“.

Besonders hellhörig wurden die Veranstalter und Teilnehmer bei einer weiteren, sehr konkreten  Ankündigung von Höttges: Die Telekom arbeite der daran, möglichst bald ein flächendeckendes Netzwerk an öffentlich zugänglichen Normal- und Schnellladestellen zur Verfügung stellen. Für die ersten 100 Standorte stünde man bereits in den Startlöchern. Elektromobilität führe also nicht nur zu neuen Geschäftsmodellen in der Autoindustrie, sondern sei ein gutes Beispiel für Kooperation.

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Die in jüngster Zeit immer wieder zu hörenden Klagen über die großen Umbrüche, der der Autoindustrie durch Elektromobilität und Digitalisierung drohten, klangen in Berlin beim zweitägigen Kongress zwar auch immer wieder an, etwa der drohende Verlust von 600.000 Arbeitsplätzen, doch die Stimmung klang zuversichtlich. Kein Wort zum drohenden Verlust deutscher Ingenieurleistungen angesichts der Tatsache, dass ein Achtzylindermotor 1200 Teile, die montiert werden müssen, ein Elektromotor aber nur 17 Teile. Keine Klagen, dass bekannte und anerkannte Berufsbilder aus dem Automobilbaukünftig wegfallen werden.

Der radikale Umbruch in der Autoindustrie wird nicht verschwiegen oder geschönt, aber zuversichtlich angegangen. So betonte Harald Krüger, CEO von BMW: „Deutschland und die Autoindustrie erfinden sich immer wieder neu“. Und er zeigte sich zuversichtlich, dass die „Leute auch in Zukunft Autos noch besitzen wollen“.

Allerdings seien die Deutschen oft zu zögerlich und durch Regularien gebremst. Deshalb gingen Ingenieure heutzutage oft ins Ausland. "Deutschland ist verdammt zur Innovation", sagt Krüger.

Helmut Kluger, Herausgeber der Automobilwoche, hatte zur Begrüßung ein paar markige Worte bereit. „Die Autoindustrie erstarrt in vorauseilender Demut“ vor der Politik, so beschrieb er seine Wahrnehmung und packte zudem noch eine Portion Skepsis hinsichtlich Elektromobilität und autonomen Fahren – „das funktioniert nicht bei Schneefall“ – in seinen Vortrag. Seine Prognose: Trotz allen Hypes ums E-Autos „werden wir auf absehbare Zeit noch alle heutigen Antriebsarten – einschließlich Diesel haben“.

Ein abschreckendes Beispiel aus der Frühphase der E-Mobilität hatte Kluger in seinem Vortrag aber ausgelassen: Am 14.09.1899 starb das erste Auto-Unfallopfer in den USA: Henry Bliss. Er war am Tag vorher überfahren worden – von einem Elektro-Auto, wie die FAZ jüngst in einem großen Artikel über E-Mobilität geschrieben hat.

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