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Thorben Stange

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Urlaub in der Zukunft – Realitätscheck der Smart-City-Lösungen in Dubrovnik

Sensoren an Laternen in der Smart Street in Dubrovnik

Mit seiner Smart Street geht Dubrovnik die ersten Schritte auf dem Weg zur Smart City. Doch werden die Menschen die neuen Lösungen in einer Stadt annehmen, die voller Geschichte steckt und eine der größten Tourismusattraktionen an der malerischen Adriaküste Kroatiens ist? Oder sind hier Technologie und Schönheit auf Kollisionskurs?

Wir haben bereits über Smart Cities, was eine Smart City ausmacht und welche Lösungen bereits verfügbar sind geschrieben . Wir wollen in Dubrovnik den „Reality Check vornehmen“ und aus erster Hand erfahren, was die Versuchsphase bringt und wohin sie führen könnte.

Stattliche, alte Kirchen, Paläste und Springbrunnen. Zwei Kilometer mittelalterliche Stadtmauer – die Altstadt von Dubrovnik ist vielen Kroatientouristen aus aller Welt einen Besuch wert. Der geschichtsträchtige Ort verdient seinen Platz in der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes ohne jeden Zweifel. Doch es gibt noch mehr zu entdecken als nur die Altstadt: Dubrovnik ist ein Drehort der HBO-Serie „Game of Thrones“ . Sein Hafen begrüßt Jahr für Jahr über eine Million Kreuzfahrtpassagiere. Und sie ist zu einem wichtigen Versuchsfeld für unsere Smart-City-Lösungen geworden.

Warum testet und entwickelt man Smart-City-Technik ausgerechnet in einer historisch bedeutenden Tourismusmetropole? „Wir wollten eine realistische Umgebung für unsere Versuche und Entwicklungsarbeiten – und die Realität ist niemals einfach“, erklärt Renato Totic von Hrvatski Telekom, der die Smart-City-Aktivitäten in Dubrovnik koordiniert, auf dem Weg zur Smart Street. Und wie recht er hat! Tausende von Touristen passieren täglich Dubrovniks direkt am Hafen gelegene Smart Street auf dem Weg in die Altstadt. Die Parkplatzsituation ist mehr als nur verwirrend und die Straße ist ganztägig – auch nachts – stark befahren.

Als wir mit dem Auto ankamen, fanden wir keine Parklücke, denn jeder parkte einfach, wie er wollte, ganz gleich wie die Stellplätze vorgezeichnet waren. Das stellt die Smart-Parking-Lösung vor große Herausforderungen. Um freie Plätze zu erkennen und anzuzeigen, wurden die Sensoren nicht an jedem Parkplatz, sondern in 1,5-Meter-Abständen installiert. Wenn drei Sensoren nebeneinander frei sind, wird die Lücke als freier Parkplatz erkannt. Die Sensoren sind mit einer Smart-City-Plattform verbunden, welche alle in den Versuchen generierten Smart-City-Daten sammelt. Diese Plattform sendet in Echtzeit Informationen über freie Parkplätze an die Parkplatzanzeigen am Straßenrand. In Zukunft wird eine App den Fahrer direkt zur freien Lücke leiten. Das könnte in etwa so aussehen:

Teil eines Laptop-Bildschirms

Ein zweiter Teil der Parklösung ist der Bezahlung gewidmet. Mithilfe einer kleinen Box erkennt das System, welchen Stellplatz ein Fahrer wie lange in Anspruch nimmt und bietet auf dieser Grundlage eine automatisierte Bezahlung an, z. B. über die Mobilfunkrechnung. Ziemlich gute Lösung. Doch als bei Renatos Demonstration die Textnachricht erschien, wurde mir erst klar, wie gut sie wirklich ist: Anstatt Angaben zum aktuellen Standplatz und den stündlichen Gebühren erhielten wir einen freundlichen Hinweis, dass wir hier nicht parken durften, denn wir standen auf einem Behindertenparkplatz. Wir wurden freundlich gebeten, uns umgehend zu entfernen. :D

Zusammenschnitt des Parkplatzes, Sensors und der empfangenen SMS

Was es sonst noch gab? Gratis-WiFi natürlich! Zu bemerken ist dazu eigentlich nur, dass es reibungslos funktionierte und mit 50 MBit einen guten Downstream bot. Kostenloses WLAN ist immer gut, wird heute aber schon fast vorausgesetzt, noch dazu in einer der wichtigsten Verkehrsadern des lokalen Tourismus.Weiterhin befassen sich unsere kroatischen Kollegen mit dem Test von Services, die städtischen Behörden die Arbeit erleichtern könnten. Das intelligente Beleuchtungssystem etwa überwacht Fahrzeugbewegungen auf der Straße, um den Energieverbrauch zu senken: Wenn es keine Fahrzeuge erkennt, kann die Leuchtleistung auf 80 oder sogar 50 Prozent der Normalstärke gedimmt werden, was Strom und somit Geld spart. Die Entwicklung von Smart-City-Lösungen ist mehr als bloßes Testen innovativer Ideen. Renato sieht die Sache klar: Man sucht nach Problemen im Alltag der Menschen und verbessert die Situation durch smarte Lösungen. Gleichzeitig aggregiert man Informationen auf einer (Smart-City-)Plattform. Dabei ist es wichtig, von Stadt zu Stadt zu unterscheiden: Smart-City-Lösungen müssen stets gemeinsam mit den Partnern vor Ort an die lokalen Gegebenheiten angepasst werden.

Es ist vielleicht noch zu früh, um das Leben in Smart Cities der Zukunft wie Dubrovnik auszumalen. Doch im Gespräch mit Renato bekam ich bereits ein Gefühl für die enormen Möglichkeiten intelligenter Städte, unser Alltagsleben zu verbessern. Wenn es nach ihm ginge, würde wir schon in den kommenden Jahren Dutzende von Smart-City-Lösungen in Dubrovnik nutzen können. Doch die Lösungen müssen gemeinsam mit der Stadtverwaltung und den lokalen Partnern entwickelt werden. Und natürlich ist die Implementierung von Smart-Lösungen auch eine Investitionsfrage. Ich bin jedenfalls neugierig, in ein paar Jahren zu sehen, wie weit die Stadtverwaltung und Renato bei ihrem Vorhaben, den Bürgern und Touristen das Leben leichter zu machen, gekommen sind. Smart-City-Technologie und ein historisch bedeutsame Stadt – das ist schließlich kein Widerspruch! :)

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