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Stefanie Halle

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Mobilfunkausbau: So lange dauert es von der Planung bis zum Betrieb

Aufbau des Mobilfunkmasts auf dem Dach.

Ein Teil der Dachkonstruktion schwebt ein.

Schnelles Netz am besten überall. Ein verständlicher Wunsch. Warum der Ausbau aber manchmal Zeit braucht, erklärt ein Mobilfunkplaner der Telekom hier.

Um das Ziel einer möglichst großen Netzabdeckung zu erreichen, beschäftigt die Telekom Mobilfunkplaner, die sich des Themas „schlauer Ausbau“ annehmen. Einer von ihnen ist Thomas Fannasch, der schon seit 30 Jahren bei der Telekom arbeitet. Anhand der einzelnen Schritte erklärt er, warum Geduld und viele Gespräche für den Netzausbau nötig sind.

Die Telekom verfolgt einen ehrgeizigen Plan: Bis 2018 sollen rund 95 Prozent der Deutschen auf LTE zugreifen können. Aktuell schafft die Telekom schon etwa 90 Prozent.

Wo der Ausbau Vorrang hat: bei wichtigen Pendlerstrecken, sowohl Autobahnen als auch Bundesstraßen und ICE-Strecken. Doch es gibt auch ein paar schwierige Ecken, bei denen die Planung kompliziert ist. An abgelegenen Orten, zum Beispiel Helgoland – denn auch Kreuzfahrtschiffe wollen mit Mobilfunk versorgt sein. Dort tüfteln die Mobilfunkplaner besonders lange am Netzausbau. „Deiche sind für uns Berge, auch wenn sie nur sieben Meter hoch sind“, sagt Thomas Fannasch. „Die Funkwelle bricht daran.“ Die Antennen müssen also höher als sonst angebracht werden.

Erster Schritt beim LTE-Ausbau: Was sagt der Bürgermeister?

Bevor ein konkreter Auftrag realisiert werden kann, braucht man eine Bestätigung von politischer Seite. „Wir binden frühzeitig die Kommunen in die Planung und den Aufbau ein“, sagt Thomas Fannasch. Die Techniker überlegen gemeinsam mit einem Kommunalvertreter, meist einem Bürgermeister: Bauen wir einen neuen Mast, also ein für uns physikalisch komplett neues Dach, oder stocken wir einen alten Standort mit der neuen Technologie auf? Letzteres nennt man „Collocated“.

Die Diskussionen können sehr unterschiedlich verlaufen. „Mit einigen Bürgermeistern setzt man sich zum Kaffee zusammen und hat sofort eine Lösung“, sagt Thomas Fannasch. „Bei anderen muss ich mehrmals anreisen, bis wir uns für einen Weg entschieden haben.“

Heikel: Wohin mit der Mobilfunk-Antenne?

Nun sucht Thomas Fannasch einen Standort für die Antenne. Er kontaktiert Eigentümer von geeigneten Gebäuden, also zum Beispiel von Wohnhäusern, Büros oder Leuchttürmen. Dabei kommt er mit unterschiedlichen Leuten ins Gespräch. Er hatte bereits den Chef eines DAX-Unternehmens vor sich sitzen, ebenso einen Landwirt und einen Förster.

Mit sich führt Fannasch stets seine Umhängetasche mit Grafiken und Schaubildern, die zeigen, wie die Installation einer Antenne aussehen kann. Wenn der Eigentümer interessiert ist, handelt Fannasch mit ihm einen Anmietvertrag aus. Es wird besprochen, welche Monatsmiete der Eigentümer fürs Beherbergen der Antenne erhält. In der Regel orientiert sich die am örtlichen Mietspiegel.

Danach folgt eine Planungsskizze. Sie ist wichtig, denn wenn die Antenne höher als zehn Meter ist, braucht die Telekom eine Baugenehmigung. Die kann auch länger dauern. „Wenn es schnell geht, haben wir in sechs Monaten die Genehmigung“, sagt Thomas Fannasch.

Verwaltungskram: Genehmigung durch die Bundesnetzagentur

Kein Handymast ohne eine Standortbescheinigung der Bundesnetzagentur. Sie prüft, ob die Telekom die gesetzlichen Regelungen nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz einhält. Erst wenn der Stempel mit dem Bundesadler auf den Papieren ist, darf die Mobilfunkanlage in Betrieb genommen werden.

Die Bundesnetzagentur ist aber nicht nur für Freigaben zuständig, sondern auch für den Verbraucherschutz: Sie überprüft alle Antennen in Deutschland, ohne dass es die Anbieter wissen. Und sie bietet auch eine Karte, auf der alle Funkantennen Deutschlands eingezeichnet sind.

Endlich: Der Bau kann beginnen

Wenn Dachantennen angebracht werden, sind immer mindestens zwei Mobilfunkplaner vor Ort. Der eine errichtet, der andere passt auf. Denn: „Der Notarzt geht da nicht hoch“, sagt Fannasch. Deshalb sind alle Telekom-Techniker auch ausgebildete Höhenretter.

Wenn Thomas Fannasch eine Antenne anbringt, zieht er zuerst eine Stahlkonstruktion auf das Dach des Gebäudes. Sie besteht aus einer Unterkonstruktion und einer Tragekonstruktion. Im Anschluss sucht er nach einem Ort, an dem die Systemtechnik gelagert werden kann, also die Klimatechnik, ein Verteilerschrank für die Stromversorgung und ein Festnetzmodem für die Kabelanbindung. Das kann zum Beispiel im Keller oder im Speicher sein. Im Anschluss beginnt er mit der Antennenmontage auf dem Dach. Wenn starker Wind weht, kann es dabei für den Techniker in hohen Lüften schnell wackelig werden. Sobald die Antenne sitzt, muss Fannasch nur noch die Leitungen mit dem Technikraum verbinden.

Aufwendiger wird es, wenn ein ganzer Funkmast aufgestellt wird. Es muss darauf geachtet werden, dass dieser fest im Boden verankert ist. „In feuchten Gebieten müssen wir bis zu 30 Meter tief bohren“, sagt Fannasch. „Im Bergland kann ich die Antenne nur festdübeln, mit Sechserschrauben.“

Jetzt kann die Mobilfunkanlage in Betrieb genommen werden. Dafür gibt es alle zwei Monate einen festen Termin.

Achtung, Abschaltung

Wenn alte Antennen erneuert werden sollen, muss das Netz in der Umbauphase kurzfristig abgeschaltet werden. In der Stadt merkt der Nutzer das meist gar nicht, denn die umliegenden Mobilfunkanlagen übernehmen den Verkehr. Anders ist es in sehr dünn besiedelten Gebieten: Wenn keine weiteren Antennen in der Nähe sind, ist der Handynutzer im schlimmsten Fall drei Tage ohne Netz. Längere Umbaumaßnahmen werden rechtzeitig mit der Gemeinde abgesprochen. „In manchen Fällen stellen wir auch ein fahrbare Ersatzanlage auf“, erklärt Fannasch.

Fazit: Die nächste Ausbaustufe steht schon an

Auch wenn der Löwenanteil Deutschlands bereits mit LTE versorgt ist, ist noch viel zu tun, um die letzten Lücken zu füllen. Und wenn alle Orte in Deutschland versorgt sind, steht die nächste Aufgabe an, sagt Thomas Fannasch. „Bald werden wir noch mehr Antennen brauchen, denn der Hunger nach Daten wird immer größer. Leute nutzen immer mehr mobile Daten, dazu kommt die Maschinenkommunikation, das sogenannte Internet der Dinge.“

Um den Datenhunger zu stillen, ist bereits das Netz der fünften Generation in Vorbereitung: 5G. Der Ausbau soll voraussichtlich 2020 beginnen.

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