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Luisa Vollmar

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Israel und Berlin: Die Kombination für Erfolg im globalen Wettbewerb?!

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Vor einigen Monaten hatte ich mich für meinen Blogbeitrag „Auf ins Silicon Wadi“ in die israelische Startup-Szene eingelesen. Die Zahlen, Daten, Fakten, die Israel, insbesondere Tel Aviv, beim Thema Startup vorzuweisen hat, waren erstaunlich. Die Israelis sind dem Silicon Valley knapp auf den Fersen. Berlin ist da noch etwas abgeschlagen, obwohl sich unsere Hauptstadt schon ordentlich vorgearbeitet hat und sich zu einem anerkannten Startup-Hotspot entwickelt. Die globalen Erfolgsgeschichten werden dennoch weiter in den USA geschrieben. Sich international zu vernetzen und Synergien zusammenzubringen, könnte allerdings ein Weg sein, den großen amerikanischen Playern Paroli zu bieten.

Was Israel für eine erfolgreiche internationale Kooperation einbringen könnte, darüber hat Shelly Hod Moyal, Mitgründerin des  Business-Angel-Netzwerks iAngels auf unserer telegraphen_lounge“ Vernetzte Startups – Mehr Wachstum durch internationale Kooperationen?“ berichtet. Sie kennt sich mit israelischen High-Tech-Unternehmen und Investments bestens aus. Ebenfalls sehr gute Einblicke in die Startup-Szene Israels konnte Hemdat Sagi, Handelsattaché der Botschaft des Staates Israel und Direktorin des Israel Trade Center, in die Runde einbringen. Gemeinsam mit Matthäus Krzykowski, Mitgründer der Initiative Twin Tech Towns und Dieter Janecek MdB, Wirtschaftspolitischer Sprecher der B90/DieGrünen-Bundestagsfraktion, haben sie darüber gesprochen, warum die Startup-Szene in Israel so blüht, welche unterschiedlichen Stärken die Standorte haben und welche Hürden es auch gibt.

Staatliche Unterstützung durch entsprechende Regierungsprogramme sei ein wesentlicher Faktor, durch den Israel beim Thema Startup in den Mittelpunkt des Interesses rücke, so Shelly Hod Moyal. Israel habe eine ganze Reihe von Talenten vorzuweisen, mit „world class“ Ausbildung und entsprechender Erfahrung. Viele von ihnen aus der Eliteeinheit IDF (Israel Defense Forces) 8200 wo sie gelernt hätten, „früh viel Verantwortung zu übernehmen und Gruppen zu leiten“. Israelis gingen raus in die Welt und kämen mit internationaler Erfahrung zurück, um Israel weiterzuentwickeln, berichtete Hod Moyal. „Sie sind passioniert, wenn es um ihr Land geht.“ Die Kultur in Israel sei so unternehmerfreundlich, da Menschen so unzufrieden seien und versuchten, die Probleme auch zu lösen. „Wenn sie ein Problem sehen, dann wollen sie es auch lösen“, sagte Hod Moyal über den „Startup-Spirit“ in ihrem Land.

Hemdat Sagi sagte, Israelis seien so erfolgreich, weil sie „Chuzpe“ hätten und Hierarchien infrage stellen würden. Sie seien zudem richtig „pushy“, wenn es um ihre Geschäftsideen ginge. „Nicht so geduldig wie die Deutschen“, meinte sie. Auch in anderen Punkten seien die Menschen hier und dort unterschiedlich. Aber das sei auch die Basis für viele Synergien. „Israelis sind schneller darin, die Dinge auf den Markt zu bringen, da sie von Anfang an global denken“ so Hod Moyal.  Und sie seien sehr agil, während die Deutschen sehr strukturiert seien. Die Standorte würden sich also ergänzen und so zu einer starken Verbindung führen, betonte Hod Moyal in der Diskussion. Auch Dieter Janecek sieht die Unterschiede in der Mentalität der Bevölkerungen. „Die Deutschen wollen Sicherheit, wenn es um ihren Job geht“. Aber das müsse sich ohnehin ändern, wenn Deutschland in der Digitalisierung eine Vorreiterrolle einnehmen wolle, so Janecek.

Israelis very agile, Germans very structured. Almost like Yin and Yang, a combination can help to be innovative.#tlounge

— Stefen Niemeyer (@2n1f) 13. April 2016

Matthäus Krzykowski, ist davon überzeugt, dass beide Ökosysteme – Israel und Berlin - zusammenarbeiten müssen, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Israel sei im Hightech Business zehn Jahre weiter als Deutschland. Andererseits sei es in Israel anders als vermutet gar nicht so einfach, an Geld für junge Unternehmen zu kommen. Das sei in Deutschland einfacher, solange die Geschäftsideen solide seien. Es sei nur schwierig für riskante, „crazy“ Dinge. Das ginge eher in Israel. Dafür wünscht sich Krzykowski, dass mehr Berliner Startups nach Israel gehen würden.

Auch wenn es einfacher sei, in Deutschland selbst an Geld zu kommen, sei es ein Problem, es dort dann auch herauszubekommen. „Oft dauert es aufgrund der Bürokratie sehr lange, bis Unternehmer an ihr  Geld kommen“, bemerkte Hod Moyal. Wenn die Zusammenarbeit mehr Früchte tragen solle, bräuchte es insbesondere weniger Restriktionen. Investoren sei es beispielsweise auch wichtig, wie es um das Thema Steuern in den unterschiedlichen Ländern bestellt sei.

Noch einen Pluspunkt für Berlin konnte Matthäus Krzykowski einbringen. Durch die deutschen Arbeitsgesetze sei Berlin der beste Ort, um Leute für Startups anzuheuern. „Wenn ich jemanden aus Russland brauche, weiß ich, wen ich in Berlin anrufen muss und bekomme alle nötigen Papiere innerhalb von zwei Wochen“, berichtete Krzykowski.

„Berlin ist hervorragend für Startups und es wird auch besser“, bestätigte Dieter Janecek. Dennoch war er zurückhaltend, was eine erfolgreiche Entwicklung der Startup-Szene in der Heimat angeht. Er sähe hier kein Silicon Valley, obwohl auch große Unternehmen sehr aktiv seien und Inkubatoren aufbauten, wie beispielsweise die Telekom mit dem hubraum. Zudem ginge es nicht nur um Berlin. „Berlin ist jetzt schon hervorragend für Startups. Aber Deutschland ist nicht nur Berlin“, merkte er an.

Auf die Frage unseres Moderatoren Volker Wieprecht, ob die Geschichte eine Zusammenarbeit zwischen Israel und Deutschland belasten würde, sagte Hemdat Sagi übrigens: „Wenn es ums Business geht, spielt Geschichte keine große Rolle“.

Nächste Woche geht es in In unseren Netzgeschichten geht es auch noch mal ums Thema, mit O-Tönen unserer telegraphen-Redner.

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