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Konzern

Anderthalb Jahre Pandemie haben unser Leben und Arbeiten verändert. Eines haben wir in den vergangenen Monaten gelernt: Es ist durchaus vieles möglich, was zuvor als schwer vorstellbar galt. „GEHT DOCH!“ häufte sich als Erkenntnis – besonders in den ersten Monaten der Pandemie. Warum wir auch jenseits der Krise mehr Mut zum Experimentieren und Ausprobieren brauchen.

Betriebe, Behörden, Schulen – zahlreiche Organisationen und Unternehmen haben seit Beginn der Corona-Krise zumindest zeit- und teilweise ihre Arbeitsabläufe und Prozesse umgestellt. Sie wagen sich auf neue Wege und scheuen nicht das Ungewisse – wenn auch aus der Not geboren. 

Bei der Telekom haben wir im vergangenen Jahr die kürzeste – erstmals ausschließlich virtuelle – Tarifrunde ihrer Geschichte erlebt. Und in fast schon atemberaubendem Tempo „Mobile Working“ im Kundenservice möglich gemacht.  

Das passt zu einem Unternehmen, dass sich „Einfach machen“ als eine seiner Leitlinien gegeben hat. Mehr Beispiele für diesen Geist gab es – vor allem im Frühjahr und Sommer 2020 – überall in unserem Leben.

Jetzt, mit etwas Abstand im zweiten Jahr der Pandemie, bleibt die Frage, ob wir immer erst die Disruption brauchen, um Denkblockaden zu durchbrechen und Neues zu entwickeln. Gibt es ein „Geht doch!“ ohne Druck? Welches Umfeld hilft uns, innovativ zu sein – auch jenseits der Krise? Folgt auf das Müssen und Können das Wollen?

Es wird eine Person gezeigt, die mit weißer und schwarzer Farbe einen Elefanten wir ein Zebra gestaltet.

„Geht doch!“ – warum wir auch jenseits der Krise mehr wagen sollten.

Innovationen durch anders Arbeiten

Geht es nach Thomas Malone, Professor an der MIT Sloan School of Management in Cambridge, Massachusetts, hängt das vor allem von der Art und Weise ab, wie wir zusammenarbeiten. „Einige der wichtigsten Innovationen sind durch andere Arten der Zusammenarbeit und neue Wege die Arbeit zu organisieren entstanden“, betont der Management-Vordenker. Dabei ist vielen Unternehmen womöglich gar nicht bewusst, dass sie sich längst auf dem Weg in eine neue Arbeitswelt befinden. Die Auffassung von Arbeit verändert sich und betrifft uns alle. Unter dem Schlagwort „New Work“ wird diese Entwicklung beschrieben. Im Mittelpunkt stehen dabei Diskussionen über Flexibilität, Raumgestaltungskonzepte oder mobiles Arbeiten. Das sind zwar Ausprägungen der neuen Welt der Arbeit, aber es geht um mehr: Wie schaffen wir es, die Unternehmensstruktur und -kultur so zu verändern, dass die Innovations- und Anpassungsfähigkeit an schnelle Umweltveränderungen steigt? Es geht also darum, das eigene Geschäftsmodell und alle Mitarbeitenden auf künftige Anforderungen einer sich wandelnden Wirtschaftswelt vorzubereiten, heißt es in dem Buch „New Work. Auf dem Weg zur neuen Arbeitswelt“.

Wir brauchen eine Kultur des Ausprobierens

Dabei muss jedes Unternehmen seinen eigenen Weg finden. Ausprobieren und herausfinden, was für die eigene Organisation passt und stimmig ist. Es geht hier nicht ums Experimentieren im Sinne der klassischen Wissenschaft, sondern um "Real-Experimente". Konkrete Rahmenbedingungen werden verändert und man schaut, welchen Effekt diese Veränderung hervorruft. Der Weg in eine Arbeitswelt, die Innovationen fördert, führt über geschützte Räume, in denen probiert, verworfen, verändert und wieder probiert werden darf.

„Wir brauchen eine Kultur, die das Ausprobieren fördert. Ebenso dürfen wir das Learning by Doing nicht scheuen“, meint Oliver Herrmann, der mit seinem Team im Personalbereich der Telekom neue Wege der Arbeit vorantreiben will. Dafür brauche es mehr Mut und Entschlossenheit – und Respekt für gescheiterte Versuche.

Die Angst vorm Scheitern

Denn, wer solche Experimente wagt, der geht das Risiko ein, dass der erwünschte positive Effekt ausbleibt – das Experiment also scheitert. Und Scheitern ist immer noch mit dem Makel des Versagens behaftet. Das ist der Grund, warum viele Führungskräfte, aber auch Beschäftigte sich lieber an etablierte Regeln und Vorgehensweisen halten. Der Aufbruch ins Ungewisse, ins Unbekannte wird tunlichst vermieden. Hinzu kommt: Je größer eine Organisation ist, umso langsamer werden oft die Abläufe. Schleppende Prozesse mit langen Entscheidungszyklen aber können ein Todesurteil für Innovationen sein. Schnittstellen- und Kommunikationsprobleme tun ihr übriges. Das alles wirkt sich negativ auf die Qualität und Effizienz von Innovationsprojekten aus. Genialität, Kreativität und Schnelligkeit vertragen sich eben nicht mit herkömmlichen Kontrollvorstellungen.

Der Bannister-Effekt

Das Unmögliche möglich machen. Alles eine Frage des Willens und des Wollens? Scheint so. Bis 1954 glaubt die Sportwelt, dass kein Mensch die Meile unter 4 Minuten laufen kann. Ärzte, Wissenschaftler und Sportler waren davon überzeugt. Das Herz könne es nicht verkraften, Muskeln und Knochen würden der Belastung nicht standhalten. Das Urteil der Fachwelt war klar: Es war unmöglich.

Doch dann kam der Brite Roger Bannister und brach als erster Läufer der Welt diesen Rekord mit einer Zeit von 3:59:04. Was danach geschah, war das eigentlich Unglaubliche: Keine zwei Monate später knackte der Australier John Landy Bannisters Bestzeit in 3:58:00 Minuten. Viele weitere folgten. Anscheinend musste erst einer zeigen: „Grenzen zu verschieben ist möglich“. Und es schien, als fielen die Blockaden bei allen anderen Läufern. Der Begriff „Bannister-Effekt“ steht seither für die Möglichkeit des Unmöglichen.

Neugierig bleiben

Zwar wird nicht jeder von uns physische und mentale Höchstleistungen wie Roger Bannister abrufen können. Wir sind nun mal keine Spitzensportler. Aber das Potential, lieb gewonnene Gewohnheiten zu verändern und neue Wege zu gehen, schlummert in uns allen. Neugierig sein und sich weiterentwickeln zu wollen, ist dafür das mentale Rüstzeug. „Bleibe neugierig und wachse”, heißt eine weitere Leitlinie bei der Telekom. Damit diese Herangehensweise keimen kann, muss die Organisation dafür den Nährboden bereiten. Ansonsten verkümmert dieser Ansatz zur hohlen Phrase. Die hohe Kunst der Führung besteht nicht darin, Regeln zu exekutieren und Legitimationen zu (er-)finden, sagen Organisationsexperten, sondern die Potenziale der Beschäftigten zu erkennen und zu fördern – durchaus im Sinne des Unternehmens.

Möglichkeitsräume betreten

Wenn Unternehmen sich lösungsorientiert im Sinne von „Einfach machen“ einen Vorsprung vor den Wettbewerbern erarbeiten wollen, dann müssen sie bereit sein, Grenzen zu überschreiten, und sich in Ungewissheit begeben. Möglichkeitsräume können und müssen sie auch ohne Not betreten wollen. "Geht doch!" gilt eben nicht nur für die Krise.
 

Unsere Arbeitswelt nach der Pandemie eine andere sein. Nun geht es darum, sie erfolgreich zu gestalten.

New Work

Wie gestalten wir New Work bei der Telekom? Antworten und Beispiele gibt es in diesem Special.

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