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Video: Ranga Yogeshwar über die Frage, warum wir freiwillig so viele Daten preisgeben?

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Viele Menschen geben freiwillig ihr Privatestes preis im Internet, und auf der anderen Seite gibt es auch große Beschwerden gegen Vorratsdatenspeicherung. Wie erklären Sie sich diesen Gegensatz, Herr Yogeshwar?

Ranga Yogeshwar: Wir haben ja einen völligen Widerspruch dadurch, dass wir auf der einen Seite, glaube ich, nie in der Menschheitsgeschichte so viele Daten preisgegeben haben, aber auf der anderen Seite bis auf wenige, die mahnend sagen „Stopp mal!“ es in der breiten Bevölkerung eigentlich kaum eine Sensibilität dafür gibt, zu sagen: „Oh, will ich das wirklich nach außen bringen?“.

Das hat mit verschiedenen Mechanismen zu tun. Das Erste ist: Wir sind grundsätzlich - und das ist sehr schön - Menschen, die teilen wollen, also die mitteilen wollen. Das Internet ist sozusagen eine Plattform auch für viele mitunter Exhibitionisten, die einfach alles, vom morgendlichen Essen bis zum abendlichen Ich-weiß-nicht-was hinausgeben wollen. Das heißt, wir erleben hier ein anderes Miteinander in der Kultur, bei der sehr viel Privates rausgeht.

Das Zweite ist: Es gibt immer wieder versteckte Geschäfte. Es gibt manchmal Prozesse, wo es heißt: „Okay, du kriegst irgendetwas umsonst, dafür kriege ich ein bisschen Daten“. Also, Facebook ist umsonst, eine Google-Recherche ist scheinbar umsonst, usw. Eigentlich fehlt ein bisschen diese Transparenz des eigentlichen Geschäfts. Denn es ist ein Geschäft. Und das Geschäft lautet: Du gibst mir deine Daten, und dafür kriegst du das und das Feature umsonst. Ich glaube, das müssen wir sehr viel klarer, schärfer untersuchen.

Der nächste Punkt ist aber auch: Diese Daten werden verarbeitet und koppeln zurück an uns. Das dürfen wir nicht unterschätzen. Die digitale Kultur ist eine, bei der wir am Ende fragen müssen: Wer programmiert hier eigentlich wen? Ist es so, dass unser Nutzerverhalten möglicherweise dazu führt, dass wir nach und nach anfangen, beeinflusst zu werden, dass nach und nach Kaufentscheidungen - das merkt man heute schon - sehr stark geprägt werden von dem Input des Users.

Wenn man das weiterspinnt, wäre da im Grunde genommen eine Vision, wo wir ein bisschen wie Marionetten sind. Spätestens da muss man dann wirklich vorsichtig sein mit den Daten. Aber ansonsten: Es ist diese Freizügigkeit, die mitunter eben darauf beruht, dass man den Preis der Daten eigentlich nie festgelegt hat. Das Zweite ist, dass es einen scheinbaren Benefit für den Einzelnen gibt, weil er sagt: „Ach, das ist ein Vorteil!“, und dass vielen nicht bewusst ist, was sich mit Daten am Ende wirklich machen lässt. Wenn es so weit ist, dann wird es schwer für den einen oder anderen, den Stecker zu ziehen.

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