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René Bresgen

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Gruppenbezogener Hass im Netz: eine Gefahr für die Demokratie

Hass im Netz entsteht doch nur aus persönlichen Konflikten, da sollte man sich nicht einmischen, oder? Falsch! Gerade Hate Speech zielt darauf ab, Menschen herabzuwürdigen, weil sie (vermeintlich) einer bestimmten Gruppe angehören. Betroffen sind beispielsweise Menschen mit Migrationsgeschichte, queere Personen, Frauen oder Menschen mit Behinderung. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gefährdet unsere Demokratie. Sie geht uns alle an.

Frauen sind besonders oft Opfer von Hasskommentaren.

Frauen sind besonders oft Opfer von Hasskommentaren. © Deutsche Telekom

Wenn von Hass im Netz die Rede ist, fällt häufig das Wort Hate Speech – zu deutsch:
Hassrede. Unsachliche Kommentare oder Beleidigungen beziehen sich oft auf das Individuum selbst. Mit Hate Speech hingegen ist der sprachliche Ausdruck von Hass gegen Gruppen bzw. Einzelpersonen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit gemeint. Sie äußert sich im Netz insbesondere durch herabwürdigende Kommentare in der Annahme, dass diese Gruppen weniger wert seien. In der Fachsprache nennt man diese Form von Hass “gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit”. Das Phänomen ist nicht neu und gab es schon immer: in Form von Frauenfeindlichkeit bis hin zum Hexenwahn, Antisemitismus, Rassismus oder Queerfeindlichkeit. Die digitale Form stellt ein gravierendes gesellschaftliches Problem dar.

Hate Speech gefährdet unsere Demokratie

Wenn Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe im Internet beleidigt oder bedroht werden, fühlen sie sich häufig unsicher, wehrlos und hinterfragen ihre eigenen Überzeugungen. Sie haben auch Angst davor, dass die Online-Worte in physische Gewalt umschlagen könnten. Die Folge: Sie trauen sich nicht mehr, offen ihre Meinung zu äußern oder ziehen sich ganz aus dem Internet zurück, da der Druck zu groß wird. Das führt dazu, dass ihre Stimme verloren geht und nicht alle gleichberechtigt am gesellschaftlichen Gespräch teilnehmen können. Das machen sich bestimmte Akteure im Netz zunutze und setzen Hate Speech strategisch für ihre Zwecke ein. In einer Demokratie ist es jedoch unerlässlich, dass Menschen offen miteinander sprechen und unterschiedliche Ansichten austauschen können. Deshalb müssen alle Gruppen in der Gesellschaft gehört, gesehen und repräsentiert werden.

Laut einer aktuellen Forsa-Studie sind Menschen, die sich öffentlich politisch äußern, Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund besonders oft von Hate Speech betroffen. In einigen Fällen eskaliert die digitale Gewalt sogar zu körperlichen oder sexuellen Übergriffen. Die Beweggründe der Täter*innen sind vielfältig, zielen aber darauf ab, die Opfer zu demütigen, ihr Ansehen zu schädigen oder sie sozial zu isolieren. 

Auch im privaten Raum gehen digitale und analoge Gewalt Hand in Hand. So berichten viele Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen, dass Stalking oder häusliche Gewalt fast immer auch über Messenger, E-Mail oder Social Media stattfindet. Umso wichtiger ist es, einzugreifen und Unterstützung anzubieten. Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen bietet Information, Beratung und Unterstützung. Es gibt auch Online-Beratungsangebote wie HateAid und lokale Einrichtungen, die Hilfe anbieten. 

Jede und jeder kann etwas tun

Wir alle sind gefordert, gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit vorzugehen. Gesetzliche Maßnahmen und die strafrechtliche Verfolgung von Hassrede sind die Grundlage, um demokratische Werte zu verteidigen. Aber auch die Gesellschaft muss für diese Themen sensibilisiert und über Reaktionsmöglichkeiten auf Hassrede aufgeklärt werden.

Eine sehr gute Möglichkeit, Strategien für den Umgang mit Hass im Netz zu lernen, sind die “Mini-Workshops to go” unseres Partners Ichbinhier. Die Workshops enthalten die Essenz aus sechs Jahren Erfahrungen ihrer Aktionsgruppe. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, hinzusehen und aktiv zu handeln, wenn Hass in sozialen Medien Menschen bedroht. Am 28. September 2023 findet der Workshop “Digitale Zivilcourage bei Hass gegen weiblich gelesene Personen: Bodyshaming, Ageism, Cyberstalking, Doxing, sexuelle Belästigungen” statt. Was sich hinter den Begriffen verbirgt? Sie alle beziehen sich auf verschiedene Formen von Diskriminierung, Belästigung und missbräuchlichem Verhalten, die insbesondere gegenüber weiblich gelesenen Personen auftreten können. Die Teilnahme am Workshop ist kostenlos.

Die kommenden “Mini-Workshops to go” von Ichbinhier:

  • 28.09.2023: Digitale Zivilcourage bei Hass gegen weiblich gelesene Personen – zur Anmeldung
  • 4.10.2023: Becoming a Digital Activist - Strategien der Digitalen Zivilcourage – zur Anmeldung
  • 6.11.2023: Digitale Zivilcourage bei Hass gegen Klimaschützende – zur Anmeldung
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Gegen Hass im Netz

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