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"Cell Broadcast ist wie Radio - nur als Text"

Nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal wurde in Deutschland der Ruf nach einem zuverlässigen Warnsystem laut: Cell Broadcast. Reinhard Patberg von der Telekom Technik beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.

Wozu ist die Technik da?

Reinhard Patberg: Cell Broadcast sendet Warn-Nachrichten auf Smartphones. Nach der Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr haben Bund und Länder die Einführung beschlossen. Cell Broadcast ist ein Standard, den wir in unserem Mobilfunknetz implementieren. Das funktioniert ohne App und ist eine Ergänzung zu bereits verfügbaren Warn-Apps wie NINA oder Katwarn.

Was ist das Besondere an Cell Broadcast?

Reinhard Patberg, Telekom Technik.

Reinhard Patberg, Telekom Technik. © Reinhard Patberg

Reinhard Patberg: Dass eine Warnung jedes empfangsbereite Gerät in einer Funkzelle praktisch zeitgleich  erreicht. Bei der SMS ist das anders. Eine SMS geht immer an jeweils einen Empfänger. Cell Broadcast ähnelt dagegen eher dem Radio: Bei lokalen Ereignissen wird die Nachricht an die Funkzellen in der ausgewählten Region ausgestrahlt. Das geht aber auch groß: Der Standard macht Warnungen an hunderttausende Funkzellen in kurzer Zeit möglich - bei großen Gebieten viel schneller als dies per SMS erfolgen könnte.

Wie sieht die Warnung auf meinem Handy aus?

Reinhard Patberg: Das Gerät gibt einen lauten Warnton aus. Gleichzeitig zeigt es eine Textnachricht an, die auf manchen Geräten auch vorgelesen wird: Etwa eine Warnung vor Feuer, einem Unfall oder einer Naturkatastrophe. Der Text sagt, wie man sich verhalten soll und wo man weitere Informationen findet.

Funktioniert das auf jedem Handy?

Reinhard Patberg: Derzeit ist Cell Broadcast zwar auf vielen Geräten grundsätzlich implementiert, aber nur bei wenigen Modellen im Markt aktiviert und für die deutschen Warneinstellungen konfiguriert.  Die Hersteller werden aber mit aktivierten Geräten nachziehen, so dass der Anteil empfangsbereiter Modelle in Deutschland steigen wird. Andere EU-Länder haben das schon vorgemacht.

Welche sind das zum Beispiel?

Reinhard Patberg: In Europa nutzen gegenwärtig sieben Staaten Textwarnungen, darunter Polen und Italien. Viele EU-Mitgliedstaaten informieren die Bevölkerung über Warn-Apps. Einige Länder nutzen bereits heute einen Warn-Mix aus Apps und Cell Broadcast. Deutschland kombiniert künftig Sirenen, Fernsehen und Rundfunk mit Apps und Cell Broadcast. Wir spannen damit für die Bevölkerung ein sehr engmaschiges Warnnetz. Noch in diesem Jahr soll es einen bundesweiten Wantag geben, bei dem Testwarnungen ausgesendet werden.

Was sagen die Datenschützer?

Reinhard Patberg: Die heben den Daumen. Der Standard ist sehr datensparsam. Cell Broadcast verwendet keine Informationen über den einzelnen Benutzer, und es gibt auch keine Empfangsquittierung des einzelnen Gerätes.

Timotheus Höttges auf der Hauptversammlung der Deutschen Telekom AG am 7.April 2022.

Cell Broadcast

Nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal 2021 wurde der Ruf nach einer Ergänzung bereits verfügbarer Warn-Apps laut. Ende Februar 2023 hat die Telekom Deutschland den neuen Warndienst Cell Broadcast in ihrem Mobilfunknetz eingeführt.

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