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Konzern

Wie die Telekom der Ethik den Rücken stärkt

Ein Beitrag von Manuela Mackert, bis Juli 2021 Chief Compliance Officer (CCO) und Leiterin des Group Compliance Managements der Deutschen Telekom AG.

Wie ethisch verhalten wir uns bei der Deutschen Telekom? Halten wir uns an die gemeinsamen Regeln? Mit einer Initiative namens „Transparente Unternehmenskultur“ haben wir das erstmals umfassend untersucht. Mit den Erkenntnissen stärken wir nun unsere wertebasierte Unternehmenskultur. 

Es sagt sich so leicht: Verhaltet euch ethisch, nehmt die Regeln ernst. Aber wie sieht es mit dem Anspruch aus, das im Alltagsgeschäft durchzuhalten? Wenn es schon für einen einzelnen Kollegen schwierig ist: wie erzeugen wir eine solche Haltung im gesamten Unternehmen? 

Einige Fälle bei Dax-Konzernen in den vergangenen Jahren haben gezeigt: Wenn Unternehmen Gesetze und Regeln brechen, büßen sie ihren guten Ruf und ihren Geschäftserfolg ein. Das gilt es zu verhindern. Doch reichen Compliance-Prozesse dafür aus? Nein. Wir brauchen auch eine passende Unternehmenskultur auf allen Ebenen. Compliance darf kein Papier-Tiger sein. Vielmehr sollte es für alle alltäglich sein, sich werte- und regelgerecht zu verhalten. 

Doch ist das so? Inwieweit sind Werte und Regeln im Unternehmensalltag tatsächlich verankert? Wo liegen die Ursachen für Fehlverhalten? Das wollten wir für uns herausfinden. Die European School of Management and Technology (ESMT) und die Hertie School of Governance haben dazu unsere Unternehmenskultur mit einer wissenschaftlichen Studie unter die Lupe genommen. Ein unabhängiger und renommierter Expertenkreis hat diese internationale Initiative eng begleitet.

Für die Studie haben wir 140.000 Beschäftigte zu einer Online-Befragung eingeladen. Mehr als 29.000 Kolleginnen und Kollegen haben beide hintereinander geschalteten Fragebögen ausgefüllt. Eine hohe Teilnehmerzahl also, die eine starke Aussagekraft mit sich bringt. Über die Befragung hinaus gab es zahlreiche Einzelinterviews und Diskussionen in Gruppen. 

Das Fazit

Insgesamt ist die wertebasierte Unternehmenskultur bei der Deutschen Telekom gut. So unterstützen 97 Prozent der Befragten die Aussagen unseres Verhaltenskodex. Die ganz überwiegende Mehrheit steht zu den eigenen Wertvorstellungen und wäre auch unter Druck nicht bereit, von diesen ethischen Ansprüchen abzuweichen. Zudem gibt ein Großteil der Befragten an, dass sie konkretes Fehlverhalten konsequent melden würden. Deshalb bescheinigt uns die ESMT eine gute Unternehmenskultur bezüglich Ethik und Compliance. Eine große Stärke der Telekom sei die Klarheit: Die Mitarbeiter kennen die Regeln und orientieren sich daran. 

Die Studie hat auch Schwachpunkte offengelegt. So mangelt es an einer offenen Feedback-Kultur. Einige Beschäftigte trauen sich nicht, Probleme anzusprechen. Andere haben dabei negative Erfahrungen gesammelt. Wieder andere sagten, dass das Top-Management selbst nicht immer ethisch handeln würde. Diese Faktoren haben einen Einfluss auf die Bereitschaft von Beschäftigten, sich an Regeln zu halten – oder eben nicht.

Unternehmenskultur fortentwickeln

Für uns ist das ein wichtiger Anlass, die Unternehmenskultur fortzuentwickeln. Dazu haben wir zusammen mit dem Expertenkreis konkrete Hebel erarbeitet. Zum einen führen wir mit allen Vorständen und deren Führungsteams „Ethical Leadership“-Trainings durch. Mit Fallstudien regen wir sie dazu an, das eigene ethische Verhalten zu reflektieren. Dabei simulieren und diskutieren wir schwierige Geschäftsentscheidungen. Gleichzeitig werden die Führungskräfte aufgefordert, Hinweise von Mitarbeitern auf Fehlverhalten ernst zu nehmen und diesen konsequent nachzugehen.

Zum anderen haben wir unter dem Motto „Speak Up!“ freiwillige Trainings für unsere Beschäftigten gestartet. Dabei lernen sie Kommunikationstechniken kennen, um Missstände und heikle Themen offen und adäquat anzusprechen. Die Nachfrage ist enorm. Die Trainings waren bereits nach der Ankündigung dreifach überbucht. Allein in Deutschland werden wir zwischen März und August 2018 rund 2.500 Beschäftigte geschult haben.

Darüber hinaus überprüfen wir derzeit unsere Prozesse, mit denen wir Führungskräfte einstellen. Wir wollen diejenigen mit einem „ethischen Kompass“ an Bord nehmen und befördern. Also Manager, die Regeln einhalten und ethische Standards vorleben. Gleichzeitig vermitteln wir Mitarbeitern, welche Sanktionen und Konsequenzen aus Fehlverhalten folgen. Denn auch hier zeigt die Studie, dass wir noch transparenter werden müssen. 

Kurzum: Wir haben Compliance in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. Anfangs war unser Blick darauf überwiegend juristisch. Heute dagegen nimmt die wertebasierte Unternehmenskultur einen wichtigen Stellenwert ein. Angesichts steigender Bußgelder für Regelbrüche und höherer gesellschaftlicher Erwartungen macht sich gute Compliance mehr als bezahlt. Konstruktiven Widerspruch zu fördern, Vertrauen beim Kunden zu sichern, ein Unternehmen ethisch zu führen: das alles sind Aktivitäten, die unserem Leitbild einer transparenten Unternehmenskultur entsprechen. Das werden wir weiter fördern. 

Statements von Mitgliedern des Expertenkreises

„Es ist beeindruckend, dass die Deutsche Telekom diese gründliche Untersuchung durchgeführt hat. Es ist auch beeindruckend, dass die von der Telekom bereits ergriffenen und auch die geplanten Initiativen auf den Untersuchungsergebnissen basieren. Es ist hoffnungsvoll inspirierend für andere, sich selbst auf diese Weise zu bewerten und zu verbessern.“
Prof. Dr. Muel Kaptein, Professor für Wirtschaftsethik und Integritätsmanagement, Erasmus Universität Rotterdam

 „Die Deutsche Telekom hat als erstes Großunternehmen in Deutschland eine derart umfassende Analyse ihrer ethischen Unternehmenskultur vorgenommen. Das war ein mutiges Unterfangen und es sind neben vielen positiven Aspekten auch einige weniger schöne Seiten zum Vorschein gekommen. Ich wünsche dem Vorstand und den verantwortlichen Führungskräften, dass sie an ihrem Willen festhalten und in der Lage sind, für die Dauerhaftigkeit eines ernsthaften Compliance- und Integritätsmanagements für dieses wichtige Unternehmen zu sorgen.“
Prof. Dr. Stephan Grüninger, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung, Konstanz (Co-Vorsitz) 

 „Frühzeitig eine abweichende Meinung zu äußern oder auf ein Problem bzw. Konflikte hinzuweisen, kann späteren Ärger und im Einzelfall sogar gravierende Fehler vermeiden helfen. Deshalb ist die Förderung der Speak Up-Kultur so wichtig. Dies fordert zugleich von den Vorgesetzten, zuzuhören und Kritik aufzugreifen. Dass die entsprechenden Trainings so schnell überbucht waren, ist ein weiterer Beweis für das hohe Interesse der Telekom-Belegschaft an ethischem Verhalten.“
Sylvia Schenk, Transparency International Deutschland

Gleich und Gleich gesellt sich gern – Pustekuchen!

Ein Beitrag von Manuela Mackert, bis Juli 2021 Chief Compliance Officer (CCO) und Leiterin des Group Compliance Managements der Deutschen Telekom AG.

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