Verantwortung

Klaus vom Hofe

Die Köpfe rauchten, die Rechner glühten. 130 Kolleginnen und Kollegen codeten 48 Stunden an KI-Lösungen für die Telekom. Sie machten dem Namen „Hackathon“ alle Ehre: „Thon“ für Marathon und „Hack“ für technischen Kniff. Nicolas Wellmann war dabei. Hier schildert er seine Eindrücke. Er berichtet zudem, was es bedeutet, nach einem Hackathon aus einer Idee eine Anwendung für viele zu machen. Das hat er selbst erlebt.

Hackathons sind Programmierwettbewerbe zu einem bestimmten Thema. Du warst schon mehrfach dabei. Dieses Mal hast du beim “Hack4Humans AI” eine Challenge betreut. Wie war es? 

Nicolas Wellmann.

Nicolas Wellmann. © Deutsche Telekom

Nicolas Wellmann: Unglaublich, was die Kolleginnen und Kollegen in der kurzen Zeit auf die Beine gestellt haben. Viele codeten bis tief in die Nacht, und es war schön zu erleben, wie sie mit KI umgehen. Mehr noch: Wie sehr ihnen eine auf Menschen ausgerichtete KI am Herzen liegt; das war ja der Rahmen des Hackathons. Viele haben sich bei den Challenges auf für sie völlig Neues eingelassen und toll im Team gearbeitet. Die Gewinnerteams präsentierten abschließend ihre Lösungen in der Vorstandsetage. Dabei gab es schon Signale, dass es weiter geht. 

Inwiefern zum Beispiel? 

Nicolas: Bei unserer Challenge “Watt the Hack” ging es um effiziente Softwareplattformen – wir wollen jetzt zusammen mit der DT Technik und T-Systems prüfen, wie wir den Gewinnerprototypen in einem Telekom-Projekt testen. Und unser Technologie-Bereich befasst sich nun weiter mit der KI-Lösung für die Mobilfunkstationen.  

Drücken wir allen weiter die Daumen! Du hast selbst schon an mehreren Hackathons der Telekom teilgenommen, und einer dürfte dir besonders in Erinnerung bleiben.  

Nicolas: Ja klar. Der von 2023 zum Thema Nachhaltigkeit in der IT oder „Green Coding“. Das ist, kurz gesagt, effizientes Programmieren von Software, um weniger Strom zu verbrauchen und weniger CO2 zu verursachen. Wir haben dort ein Tool entwickelt, das ermöglicht, den Energieverbrauch von Software zu testen. Ich vergleiche das gern mit einem Thermometer. So kann untersucht werden, wie die Änderung einer Software ihren Energieverbrauch verändert.   

Das war Geburtsstunde von „Green Coding“ bei der Telekom - es gab dazu schon mal ein Interview. Eure Lösung ist in der Deutschen Telekom IT in Betrieb gegangen. Was hat dir geholfen, sie vom Hackathon ins Unternehmen zu bringen?  

Nicolas: Hilfreich war, dass ich damals nach dem Hackathon Green Coding in einer größeren Runde mit Vorstandsbeteiligung vorstellen durfte – so wie es die jetzigen Gewinnerteams auch getan haben. Auch die Gründung unserer internen „Green Code Community“ gemeinsam mit meinem Kollegen Falko Finzel, um uns mit anderen über Nachhaltige IT auszutauschen, war nützlich. Wichtig war zudem die enge und gute Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen unserer zentralen Entwicklungsplattform die zukünftig den Betrieb unserer entwickelten Lösung offiziell übernehmen. Das war eine riesige Bestätigung für die Arbeit unseres Teams. Aber machen wir uns auch nichts vor: Es war das richtige Thema zum richtigen Zeitpunkt. Unser Unternehmen und seine Produkte werden ja immer mehr daran gemessen, wieviel Strom verbraucht wird und wieviel CO2 entsteht - auch in der IT. 

Welche Tipps gibst du anderen, die ihre Hackathon-Prototypen im Unternehmen wachsen sehen wollen? 

Nicolas: Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Du brauchst einen langen Atem und solltest dich im Konzern eng mit anderen verknüpfen. Du brauchst ein Netzwerk aus Leuten unterschiedlichster Fachrichtungen. Und Gleichgesinnte, die deine Idee genauso begeistert wie dich.  

Als die “Green Coding-Idee" Fahrt aufnahm - was bedeutete das für dich? 

Nicolas: Anfangs dachten wir, es geht nur um die Entwicklung einer Softwarelösung, die den Stromverbrauch von Softwarecode misst. Aber heute kann ich sagen, dass unser Thema viel größer ist als das, was wir einst beim Hackathon entwickelt und was wir uns vorgestellt haben. Das Thema Nachhaltigkeit muss bei Entscheidungen in der IT von Anfang an mitgedacht werden. Wir brauchen mehr Transparenz über die CO2-Emissionen ganzer IT-Applikationen. Für die Entwicklung brauchen wir die Werkzeuge und einen engeren Wissensaustausch, um Anwendungen effizienter zu entwickeln. Und wie können wir eigentlich unsere Klimaziele einhalten, wenn die Nutzung von energiefressender KI derzeit allgegenwärtig ist? 

Klingt nach einem dicken Brett … 

Nicolas:  Um dem Thema besser gerecht zu werden sind wir mittlerweile offiziell Teil des Group Corporate Responsibility Bereichs unserer IT, geleitet von Amir Kangalou. Gemeinsam mit einem Team entwickle ich dort als Program Lead Lösungen für die IT, um die CO2-Emissionen von IT sichtbar zu machen und zu reduzieren. Übrigens ist das Thema nicht nur wichtig im Kontext Nachhaltigkeit – häufig hilft es auch, die Kosten in der Telekom zu reduzieren.

Was kommt als nächstes?  

Nicolas: Zwei spannende Neuerungen, noch dieses Jahr. Erstens CO2-Labels. Das sind Anzeigefelder, auf denen Entwicklerinnen und Entwickler stets sehen, wieviel CO2 ihre kompletten Softwareprojekte in der Cloud verursachen. Solche Daten werden automatisch von den Cloudanbietern erhoben. Doch im Entwicklungsalltag ist es umständlich, sie aufzurufen und abzulesen. Wir haben damit eine Lösung, die es einfacher macht zu reagieren und den Verbrauch zu verringern. Zweitens: so genannte ARM-Prozessoren. Cloudanbieter werben mit ihrer großen Energieeffizienz, die Nutzung erfordert aber ein paar Anpassungen an der Software. Wir haben dazu bereits Erfahrungen gesammelt und einen Prototypen gebaut, der mit verschiedenen Teams verprobt wird. Gemeinsam mit dem Team unserer zentralen Entwicklungsplattform wollen wir diesen Prototyp für den Bau, das Testen und Ausrollen von Software zur Verfügung stellen. So können die Entwicklungsteams überprüfen inwieweit ihre Software für den Betrieb mit ARM Prozessoren geeignet ist und so Kosten und CO2 sparen. Ganz nach dem Motto - probieren geht über studieren.😉

Dr. Nicolas Wellmann ...

... ursprünglich Wettbewerbsökonom, vereint über zehn Jahre Erfahrung aus Forschung und Praxis in der Analyse von Big Data und KI-Modellen. Aktuell hat er sich auf die ressourceneffiziente Programmierung von Software und KI-Modellen spezialisiert und ist Program Lead Corporate Responsibility DTIT. Nicolas ist Co-Autor der Telekom-Grundsätze für eine grüne KI, des Bitkom Leitfadens "Ressourceneffizienz im Software Lifecycle" und Mitgründer der Green Code Community. Außerdem engagiert er sich in einem Telekom-internen Talente-Programm und entwickelt gemeinsam mit den Talenten innovative Softwarelösungen zum Thema Nachhaltigkeit in der IT.

“Hack4Humans AI”Rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter programmierten bei dem internationalen Event in Bonn um die Wette. Es ging um KI-Lösungen für verschiedene Themengebiete (“Challenges”). Nach zwei Tagen kürte die Jury drei Gewinnerteams: Eines überzeugte mit seiner Lösung eines T-Buddys, ein digitaler Begleiter, der jungen Menschen Online-Hilfe bieten soll. Ein weiteres Team wurde für seine Machine-Learning-Lösung ausgezeichnet, die die Qualität von Mobilfunkstationen überwacht. Und: Rund 30 Prozent Energieeinsparung beim Programmieren verspricht die Lösung eines Teams, das mit KI Softwareplattformen effizienter arbeiten lässt. 

Symbolfoto KI

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