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Rainer Knirsch

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Holt sie vom Himmel? Schrot ist keine Lösung!

Symbolfoto Drohnenschutzschild

Drohnen – allein das Wort provoziert schon heftige Reaktionen: ‚Ich hasse sie, hör mir auf damit‘. Wer hat sowas im Bekanntenkreis nicht schon einmal gehört? Und mal ehrlich: Wohl fühlt man sich nicht unbedingt, wenn einem so ein Ding rot blinkend mit Kamera vor der Nase herumfliegt und noch dazu Geräusche wie ein Schwarm böser Hornissen macht.

Es erinnert an „Das fliegende Auge“ – der Action-Film von 1983 mit dem genialen Roy Scheider als Haupt… nein doch eher bester Nebendarsteller. Denn die Hauptrolle hatte ein mit Sensorik beladener schwarzer Hubschrauber, mit dem man so ziemlich alles und jeden ausspionieren konnte. Und heute gibt’s davon nicht nur einen, sondern allein in Deutschland wohl mehr als eine Million. Vielleicht hab ich auch irgendwann mal eine Drohne. Was für eine Welt!

NG-Drohnenabwehr

Wir werden uns an unbemannte Fluggeräte gewöhnen müssen. Denn zugegebenermaßen: Nützliche Einsatzfelder gibt es schon. Schleswig-Holstein etwa testet seit gut einem Jahr Drohnen mit Wärmebild-Kameras zur Rehkitzrettung. Drohnen transportieren Pakete oder Blutkonserven, warten schwer zugängliche Anlagen. Bei Großbränden machen sie ein schnelles Luftlagebild – das kann Rettungskräften das Leben retten. Und vielleicht sind sie auch einmal die ersehnte Antwort auf den Stadtverkehrskollaps.

Aber kein Licht ohne Schatten: Denn es häufen sich Vorfälle mit den unbemannten Fluggeräten. 2016 entging in München ein Airbus nur knapp einem Zusammenstoß mit einer Drohne, im gleichen Jahr bestätigte Scotland Yard eine Drohnenkollision mit einem Passagierflugzeug auf dem Londoner Flughafen Heathrow. Keine Einzelfälle: Allein die Deutsche Flugsicherung (DFS) registrierte 2015 vierzehn Konflikte mit dem regulären Flugverkehr, 2016 wurden bereits 64 Behinderungen gemeldet und nach weiter steigenden  Zahlen im ersten Halbjahr 2017 rechnet die DFS dieses Jahr mit einem neuen Höchststand. Es ist also nicht eine Frage, ob irgendwann ein Unglück geschieht, sondern wann. Wie viel Mal ‚dicht daneben‘ haben wir noch?

Das wohl prominenteste Beinahe-Opfer ist die deutsche Bundeskanzlerin. Bei einer Wahlkampfveranstaltung der CDU in Dresden stürzte 2013 eine etwa 40 Zentimeter große Drohne ab. Nur wenige Meter entfernt direkt vor Angela Merkel. Daneben Verteidigungsminister Thomas de Maizière sowie der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Augenzeugen berichteten später: „Die Kanzlerin nahm es cool.“ Und: „In ihrem Gesicht war zu lesen: Na, wie geht mein Personenschutz damit wohl um?“Kühl dürfte der das nicht genommen haben, denn allem Anschein nach war man von dieser Bedrohungslage völlig überrascht worden.

Aufgeschreckt wurde die Öffentlichkeit auch durch den wiederholten Einsatz von handelsüblichen Drohnen zu Kriegszwecken. Frankreich bestätigte unlängst den Angriff einer mit Sprengkörper ausgerüsteten ISIS-Drohne im Irak. Zwei kurdische Peshmerga-Kämpfer seien dabei getötet, zwei französische Special Forces-Angehörige schwer verletzt worden hieß es nach Medienberichten. Zivile Drohnen können mittlerweile Lasten von bis zu 15 Kilogramm tragen, was sie zu einem fliegenden potentiellen Waffenträger macht. Die Wahrscheinlichkeit solcher Attentatsszenarien wird in Sicherheitskreisen derzeit aber als gering eingeschätzt.

Aber auch abseits der Vorstellung von Anschlägen bereiten Drohnen immer mehr Sorgen. Risiken sehen neben Flughäfen auch andere Unternehmen: Automobilhersteller fürchten Paparazzi-Fotos ihrer Erlkönige auf Teststrecken, Energieversorger Sabotage, Gefängnisse Waffen- und Drogenschmuggel, Event-Veranstalter oder Stadien-Betreiber Verletzungsrisiko für Gäste, VIP-Schützer zudem von Drohnen transportierte Fahnen mit Schmähbotschaften.

Für ein Drohnendetektionssystem, wie es die Telekom diese Woche beim Drone Detection Day bei der Deutschen Flugsicherung vorgestellt hat, war es also höchste Zeit. Ebenfalls höchste Zeit wird es für die Drohnen-Registrierungspflicht. Wenn Drohnenpiloten unachtsam oder bewusst Straftaten begehen können, muss man sie dafür auch drankriegen können. Einen ersten Schritt hierzu hat die Politik mit der neuen Drohnenverordnung bereits getan. Die Ortung von Drohnen ist aber noch ungeklärt. Die Deutsche Telekom und die Deutsche Flugsicherung forschen aber bereits gemeinsam an Möglichkeiten der Kontrolle über die bestehenden Mobilfunknetze.

Vor ziemlich genau einem Jahr schoss in Virginia die Rentnerin Jennifer Youngman eine Drohne mit der Schrotflinte ab. Sie hatte sich nach der Kirche zum Waffenputzen auf die Veranda gesetzt, als sich ein großes, schwarzes summendes Ding wie sie sich ausdrückte unerlaubt in ihrem „Luftraum“ aufhielt. Ihr Nachbar ist der bekannte Schauspieler Robert Duvall und der wird regelmäßig von Paparazzi geplagt. Youngman mag ihren Nachbarn, drückte daher ab und verwandelte den Flugkörper in eine große Menge kleiner Teile. Selbstverteidigung auch im Luftraum über dem eigenen Grund und Boden? Holt sie vom Himmel? Im Notfall unbedingt. Aber Schrot ist keine Lösung.

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