Au weh, Käfer: Schädling fällt Mobilfunkmast
Normalerweise hat sich der Borkenkäfer auf Bäume spezialisiert. Der Schädling nagt sich durch die Borke und das Holz vor allem von Fichten, Tannen und Kiefern – und richtet dadurch schlimme Schäden in den Wäldern an. Über 80 Prozent des durch Waldschäden bedingten Holzeinschlags in Deutschland entfiel 2021 auf Insektenbefall. Zehn Jahre davor waren es nur 18 Prozent. Der Gesamtschaden durch Klimawandel, Dürre und Borkenkäfer im deutschen Wald lag von 2018 bis 2021 bei insgesamt rund 15 Milliarden Euro. Nun hat der Borkenkäfer offenbar erstmals einen Mobilfunkmast der Deutschen Telekom gefällt. Wir verraten, wie das passieren konnte. Und wir erklären, ob es sich womöglich um eine ganz neue Spezies handelt, um den Betonborkenkäfer.
Der gefallene Riese von Litzendorf
In Litzendorf im oberfränkischen Landkreis Bamberg war jetzt ein äußerst seltenes Spektakel zu bestaunen: Die Telekom baute bei einem mehrstündigen Einsatz einen Mobilfunkmast nicht auf – sondern ab. Der knapp 40 Meter große Riese aus Schleuderbeton war akut vom Umstürzen bedroht. Denn das Erdreich rund um den Mast war plötzlich abgesackt, die Standortsicherheit war nicht mehr gegeben. Wegen der gefährlichen Lage mussten ein Sportplatz und eine Straße rund um die Mobilfunkanlage gesperrt werden.
Stück für Stück demontiert
Nach dem Abschalten rückten Spezialisten der Telekom an und demontierten den Mast fachgerecht Stück für Stück, unter anderem mit riesigen Schraubenschlüsseln. Das Ganze sah aus wie das Video vom Aufbau eines Mobilfunkmasts – nur rückwärts abgespielt. Der einst so stolze Mast schrumpfte immer weiter, bis am Ende nach dem Einsatz von Betonsägen nur noch ein Stumpf traurig in der fränkischen Landschaft stand.
Der Borkenkäfer als Mobilfunkschädling
Die Ursache für den Erdrutsch, der den Telekom-Mast quasi das Leben kostete, war zunächst noch nicht geklärt. Denn so ein Fall, im wahrsten Sinne des Wortes, kommt so gut wie nie vor. Schließlich werden solche Standorte vor dem Bau intensiv auf ihre Tragfähigkeit geprüft. Doch der Verdacht lag schnell auf der Hand, dass der Borkenkäfer diesmal nicht einen Nadelbaum auf dem Gewissen hatte, sondern einen Betonmast der Telekom. Denn unterhalb des Standorts musste zuletzt ein kleines Wäldchen nach massivem Borkenkäferbefall gerodet werden. Das könnte die Ursache für die Erosion gewesen sein. Eine endgültige Klärung steht aber noch aus. Am Ende der ungewöhnlichen Geschichte stehen trotzdem zwei gute Nachrichten: Einen neuartigen Betonborkenkäfer gibt es nach wie vor nicht. Und ein mobiler Mast wird für die Mobilfunkversorgung der umliegenden Ortschaften sorgen – bis eine dauerhafte und garantiert käfersichere Lösung gefunden ist.