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Digitalisierung zähmen

Thomas Kremer, Vorstand Datenschutz, Recht und Compliance bei der Telekom, im Gespräch mit dem ehemaligen Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar.

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Thomas Kremer: Herr Schaar, müssen die Menschen vor der Digitalisierung Angst haben?

Peter Schaar: Angst ist ein schlechter Ratgeber, aber Naivität ist auch ein genauso schlechter Ratgeber. Ich denke, das Wichtigste ist, dass man sich mit der Digitalisierung auseinandersetzt und nicht einfach so tut, als würde nichts geschehen. Das ist eine Herausforderung für uns alle. Das ist eine Herausforderung für jeden Einzelnen, aber auch für jedes Unternehmen und für die Gesellschaft als Ganzes. Insofern denke ich, dass wir da durchaus mit Optimismus rangehen können. Aber mit großer Sorgfalt! Wir sollten nicht außer Acht lassen, dass es, wenn es eine völlig ungebremste Digitalisierung gibt, die gesellschaftlichen Werten eben nicht Rechnung trägt, zu sehr negativen Konsequenzen kommen kann.

Thomas Kremer: Wenn immer mehr Daten gesammelt werden, immer mehr Daten ausgewertet werden - welche Rolle kann da eigentlich noch der Datenschutz spielen?

Peter Schaar: Gerade dann ist der Datenschutz, glaube ich, gefragt. Beim Datenschutz geht es ja nicht darum, dass man die Uhr zurückdreht in eine analoge Zeit, wo man noch keine personenbezogenen Daten in größerem Umfang gespeichert hat. Nein, es geht darum, die Digitalisierung, wenn man so will, zu zähmen und auch dazu beizutragen, dass Daten, die nicht personalisiert sein müssen, eben auch nicht personalisiert werden, und dass Daten, die vertraulich bleiben sollen, auch entsprechend geschützt werden.

Thomas Kremer: Wer muss in einem Prozess der Digitalisierung eigentlich Verantwortung übernehmen für das Thema Datenschutz? Ist es der Staat, der es regeln muss, sind es die Unternehmen, oder liegt es in der Verantwortung der einzelnen Menschen?

Peter Schaar: Uns Menschen liegt es ja immer nahe, Verantwortung zu delegieren - also, jedenfalls sehr vielen. Ich glaube, auch bei diesem Thema wäre das die falsche Antwort. Alle Player, die hier tätig sind - der Staat, die Bürgerinnen und Bürger, aber auch die Unternehmen -, sind gefordert, aber natürlich in unterschiedlicher Weise. Staatliche Stellen müssen ja das Regelwerk setzen. Das muss stimmen. Aber in diesem Regelwerk müssen sich die Menschen, müssen sich die Akteure - auch die Unternehmen -, dann verhalten. Da geht es nicht nur darum, wir verhalten uns formal regelkonform, sondern wir verhalten uns so, wie wir das für richtig halten im Hinblick auf die gesellschaftliche und auch individuelle Freiheit, die ansonsten in Gefahr gerät.

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