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"Kämpfen und gewinnen"

Im Interview erklärt John Legere, warum er sich für die Position als neuer CEO von T-Mobile USA entschieden hat und wie der Zusammenschluss mit MetroPCS die Challenger-Strategie weiter antreiben wird.

Ihr Vorgänger hat nach etwa einem Jahr das Unternehmen verlassen. Was hat Sie motiviert, bei T-Mobile anzufangen?

John Legere: T-Mobile ist eine sehr bekannte Marke in den USA, und ich glaube, dass sowohl die amerikanische Öffentlichkeit als auch die Mitarbeiter von T-Mobile für eine Unternehmensoffensive bereit sind. Ich bin nach Deutschland geflogen, habe mich mit René Obermann und Timotheus Höttges zusammengesetzt und Folgendes gesagt: "Wenn Ihr nach jemandem sucht, der offensiv ist, die Mitarbeiter motiviert und diesem Unternehmen zu neuer Bedeutung verhilft, dann bin ich der richtige Mann dafür." Die Telekom-Aktie ist seit Bekanntgabe der Fusion gefallen.

Was ist passiert?

John Legere: Es wäre unfair und falsch zu behaupten, dass die Aktie der Telekom fiel, nachdem dieser Geschäftsabschluss bekannt gegeben wurde. Tatsache ist, dass die Aktie sofort zulegte, nachdem der Vertragsabschluss verkündet wurde. Dann gab es eine Menge Spekulationen und Aktivitäten auf dem Markt, und genau in diesem Zeitraum fiel die Aktie. Schauen Sie, wenn ich wirklich in der Lage wäre, die Arbitrage-Mechanismen und andere Treiber der Aktienmärkte zu durchdringen, die sich im Zuge einer solchen Transaktion ergeben, dann wäre ich ein sehr, sehr reicher Mann. Ich denke jedoch, dass es momentan einen leichten Überhang durch die weit gestreuten Spekulationen der letzten Tage gibt. Gleichzeitig bin ich weiterhin der Meinung, dass die erste Reaktion der Analysten auf diesen Vertragsabschluss durchweg positiv war.

Geht es also größtenteils darum, die Märkte zu überzeugen?

John Legere: Für T-Mobile USA ist dieser Schritt aus verschiedenen Gründen ein Big Deal. Durch diesen Vertragsabschluss schaffen wir einen klaren Marktführer auf dem US-amerikanischen Mobilfunkmarkt. Gemessen am Umsatz werden wir im Wertsegment der Branche Marktführer sein. Derzeit macht das Prepaid-Segment etwa 25 Prozent des hiesigen Marktes aus. Die gesamte Mobilfunkbranche in den USA wächst jährlich um etwa 2 bis 3 Prozent. Das Vertragssegment verzeichnet ein Wachstum von 1 bis 2 Prozent, wohingegen das Prepaid-Segment um 9 bis 10 Prozent wächst. Dies ist also der Geschäftsteil, der am schnellsten wächst. Und wir werden nicht nur bezahlbare Produkte anbieten, sondern auch äußerst innovativ sein. Die Zusammenarbeit dieser beiden Unternehmen wird einige Überraschungen für diesen Markt bereithalten.

Gibt es weitere Gründe?

John Legere: Ein weiterer Grund sind die Synergien beim Spektrum. Diese Transaktion ist mit Blick auf das zusätzlich geschaffene Spektrum schlicht ideal. Es könnte wirklich nicht besser stehen, was den Ausbau unseres 4G-LTE-Netzes anbelangt. In den meisten großen Städten der Vereinigten Staaten werden wir über eine bedeutende LTE-Bandbreitenkapazität verfügen. Ich meine damit, dass wir AT&T oder Sprint deutlich übertreffen werden. Wir befinden uns mitten in einem Umwandlungsprozess, der das verschmolzene Unternehmen in ungeahnte Höhen führen wird.

Was ist mit anderen Unternehmenssynergien? Kann es sein, dass diese hochgespielt wurden, um den Vertragsabschluss aufzupeppen?

John Legere: Nein, ganz und gar nicht! Wir sprechen hier von einem Kapitalwert der Synergien von etwa 6 bis 7 Milliarden Dollar. 5 bis 6 Milliarden davon sind sehr klar erkennbar und erreichbar, indem es ganz einfach nur noch ein Netz statt zwei gibt. Darüber hinaus können wir eine Unternehmensgeschichte mit Wachstum vorweisen. Wir haben es hier mit einem so genannten Reverse Merger, also einem umgekehrten Unternehmenszusammenschluss zu tun, der dem verschmolzenen Unternehmen faktisch einen beschleunigten Börsengang ermöglicht. Hierdurch entsteht ein viel größeres Börsenunternehmen. Und das zusammengeschlossene Unternehmen wird voraussichtlich 5 Jahre gemeinsame jährliche Wachstumsraten von 3 bis 5 Prozent für Umsätze, 7 bis 10 Prozent für das EBITDA und 15 bis 20 Prozent für den Free Cash Flow einbringen.

Unter der Voraussetzung der Umsetzung der Transaktion zur Jahresmitte 2013 soll vom Jahr 2017 an ein jährliches Kostensynergie-Potential zwischen 1,2 und 1,5 Milliarden US-Dollar erreicht werden. Wie wichtig ist der Erfolg für diesen Zusammenschluss?

John Legere: Dieser Zusammenschluss ist nur einer von mehreren sehr wichtigen Initiativen für dieses Unternehmen. Es geht also nicht um Kopf und Kragen. Seit ich bei T-Mobile arbeite, bin ich damit beschäftigt, die Challenger-Strategie zu beschleunigen, da diese Strategie an sich zu einem erfolgreichen Unternehmen beitragen wird. Beispielsweise werden wir bis Ende 2013 ein äußerst konkurrenzfähiges und gut differenziertes Netz vorweisen, selbst ohne MetroPCS. Die meisten M&A-Transaktionen entstehen aus der Not heraus. Der Grund für diesen Deal besteht jedoch darin, eine Strategie zu beschleunigen, die naturgemäß erfolgreich sein wird.

Wie können Sie garantieren, dass es nicht zu einem zweiten Sprint-Nextel-Debakel kommt?

John Legere: Weil dies nichts mit Netzintegration zu tun hat. Wir haben vor, die MetroPCS Kunden schnell in das Netz von T-Mobile zu migrieren. Wir versuchen nicht, zwei Netze mit unterschiedlichen Technologien zusammenzuklatschen, sondern vielmehr MetroPCS in ein größeres und stärkeres Netz mit kombinierter Bandbreite zu bewegen. Als Sprint Nextel übernahm, hatten sie plötzlich neue Kunden, die auf Funktionen angewiesen waren, die Sprint in seinem eigenen Netz nicht realisieren konnte. Es gibt keine Funktionen oder Dienste bei MetroPCS-Kunden , die T-Mobile nicht sofort in seinem eigenen Netz unterstützen kann. Und wir sprechen über Prepaid: Jedes Jahr wandern 60 bis 65 % der MetroPCS-Kunden ab oder führen ein Upgrade durch. Wir haben also überhaupt kein Problem. Wir verfügen über eine phänomenale Geschäftsmöglichkeit, diese Kunden auf Geräte upzugraden, die ihnen ein besseres Nutzererlebnis und ein leistungsstärkeres nationales Netz bieten.

Bringt die Fusion auch Stellenabbau mit sich?

Es handelt sich hier um eine Wachstumsstory. Der Plan verlangt nach Wachstum. Die Herausforderung, der ich momentan gegenüber stehe, ist die Einstellung neuer und das Halten der bisherigen Mitarbeiter sowie die Betrachtung neuer Wachstumsmöglichkeiten.

Bereiten Sie sich persönlich auf ein Gegenangebot vor?

John Legere: Ich werde nicht zu viel Zeit mit Spekulationen verschwenden. Ich denke, es handelt sich um ein äußerst attraktives Geschäft, insbesondere weil MetroPCS-Aktionäre einen 26-prozentigen Anteil an dem klar zu erwartenden Unternehmensvorteil haben werden.

Sie schauen also auf 4,09 Dollar pro Aktie und 26 Prozent einer Story und einer Strategie, bei der sich alles um neues Wachstum und neue Geschäftsmöglichkeiten dreht. Wie wird Ihnen die Challenger-Strategie zu erneutem Wachstum verhelfen?

John Legere: Ein Bestandteil unserer Challenger-Strategie ist es, klar das beste Preis-Leistungsverhältnis zu bieten. Einige Maßnahmen, die wir dies betreffend umgesetzt haben, zeigen bereits Wirkung. Wir sind der einzige Anbieter in den USA, der landesweit einen unbegrenzten Datentarif anbietet. Damit setzen wir uns deutlich vom Wettbewerb ab. Etwa 18.000 Kunden melden sich täglich für diesen Datentarif an. Der Preis und unbegrenztes Datenvolumen sind heutzutage die wichtigsten Einflussgrößen für die Entscheidungen der Kunden beeinflussen. Das gilt insbesondere für die junge Zielgruppe, die nächste Kundengeneration.

Aber Sie haben immer noch kein iPhone...

John Legere: Allerdings. Das ist ein Element, das bei uns noch fehlt. Ich möchte keine Spekulation anheizen, aber lassen Sie mich so viel zum Thema iPhone sagen: Es geht weniger um das "ob", als vielmehr um das "wann". Wir unterstützen bereits das iPhone mit unserem bekannten und wachsenden BYOD-Tarifplan. Wir haben schon mehr als 1,5 Millionen iPhones in unserem Netz. Tausende Kunden mit iPhones sind bereits bei T-Mobile. Ich habe mein entsperrtes iPhone von AT&T zu T-Mobile portiert. Und das ist erst der Anfang.

Das Refarming von Spektrum auf iPhone-freundliche Frequenzen schreitet voran, und wir bauen unser LTE-Netz weiter aus - es geht also weiter voran. Aber Softbank fördert jetzt Sprint. Es wird also nicht einfach werden, diese dritte Position auf dem US-Markt zu erreichen.

John Legere: Ein solches Kräftemessen liegt mir! Ich setze mir immer langfristige Ziele. Und ich denke, wir wären verrückt, unsere Augen nicht weiter auf den Horizont zu richten und die großen Unterschiede zu erkennen, die wir in unserem Kundenangebot zu berücksichtigen haben. Die Netzressourcen von Sprint sind uns klar unterlegen. Unsere Marke ist solide und sie wird noch stärker. Unser Markenprofil ist jünger und ausgefallener. Und wir wissen, dass das auf dem Markt Anklang findet. Außerdem haben wir ein junges, dynamisches Weltklasse-Team . Also ja, ich würde uns ganz klar zum Ziel setzen, dass wir Sprint nicht nur ein-, sondern auch überholen und die dritte Position auf diesem Markt erreichen. Das wird nicht 2013 geschehen. Vielleicht auch noch nicht 2014. Aber mein Team freut sich auf die Zukunft und das Gefühl, dass dieses Unternehmen bereit ist, zu kämpfen und zu gewinnen.

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