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Telekom stark abhängig von Finanzmärkten

Auf ein großes Echo stieß der Vortrag von Tim Höttges zum Thema "Die Telekom im Spannungsfeld zwischen Real- und Finanzwirtschaft" beim diesjährigen "Campus for Finance". Diese hochkarätig besetzte Veranstaltung wird von der Otto Beisheim School of Management in Vallendar bei Koblenz durchgeführt.

In diesem Jahr stand die Veranstaltung unter dem Motto "Finanzwirtschaft und Realwirtschaft - zwei Seiten derselben Medaille?". Höttges erläuterte die Situation der Telekommunikationsbranche am Beispiel der Deutschen Telekom. Es gibt hier eine differenzierte Sichtweise: Auf der einen Seite ist die Telekommunikationsbranche aufgrund ihres Produktangebots und ihrer Kundenstruktur weniger konjunkturanfällig und somit weniger von der Realwirtschaft abhängig als andere Sektoren. Wobei man nicht vergessen darf, dass ungünstige Regulierungs- oder Steuerentscheidungen massive Ergebniseffekte haben können. Auf der anderen Seite ist die Telekom mit einer Netto-Verschuldung von mehr als 40 Milliarden Euro auch abhängig von der Finanzwirtschaft. Ein uneingeschränkter Zugang zum Kapitalmarkt in Form eines soliden Ratings ist deshalb immens wichtig.

Hinzu kommt, dass sich die Telekommunikationsbranche in einem massiven Transformationsprozess befindet. Das hochmargige klassische Anschlussgeschäft ist deutlich zurückgegangen und wird weiter an Bedeutung verlieren. Neue Wachstumsfelder wie mobiles Internet oder Cloud Computing erfordern höhere Bandbreiten und somit großen Investitionsbedarf.

Höttges machte deutlich, dass die wichtigste Vorkehrung, die ein Unternehmen in diesem Umfeld treffen kann, eine solide Risikovorsorge ist. In Bezug auf realwirtschaftliche Entwicklungen bietet hier das Risikocockpit das ideale Instrument. Mittels der Analyse von Frühwarnindikatoren hat die Telekom die Möglichkeit, Risiken und deren Eintrittswahrscheinlichkeiten zu prognostizieren und gewinnt so Zeit, sich auf die Risikosituation einzustellen.

Solide Liquiditätsreserve
In Bezug auf finanzwirtschaftliche Risiken ist die Telekom durch die Vorhaltung einer sehr soliden Liquiditätsreserve sowie durch Risikostreuung in Form eines ausgeglichenen Fälligkeitsprofils und der Nutzung verschiedenster Emissionsinstrumente gut gerüstet. Sollten die Kapitalmärkte, wie zum Beispiel bei der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise, nur eingeschränkt oder im Extremfall gar nicht nutzbar sein, kann die Telekom für eine Dauer von 24 Monaten ohne Kapitalmarktzugang auskommen, eine sehr komfortable Position.

Fazit: Für Unternehmer sind gerade in diesen Zeiten eine sichere Finanzierung und eine auf nachhaltigen Unternehmenserfolg ausgerichtete Geschäftspolitik unter Berücksichtigung aller Stakeholder-Interessen wichtiger als eine kurzfristige Gewinnmaximierung. Weitere Hintergrundinformationen liefert die Päsentation, die seinem Vortrag beim "Campus for Finance" zugrunde lag.

Hochrangig besetzte Veranstaltung
Die Veranstaltung war mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Bundesbankchef Axel Weber hochrangig besetzt. Für die Praxis bezogen neben Timotheus Höttges die Finanzvorstände Joe Kaeser (Siemens) und Harald Wilhelm (Airbus) Stellung zum vielschichtigen Thema. Außerdem sprachen Entscheidungsträger großer Investmentbanken wie Dirk R. Notheis (Morgan Stanley) oder Alexander Dibelius (Goldman Sachs). Ihre Zuhörer waren vor allem Studenten der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung (WHU) in Vallendar, die den "Campus for Finance" schon im zehnten Jahr in eigener Regie organisieren. Hinzu kamen zahlreiche geladene Gäste von anderen Universitäten und von interessierten Unternehmen. Auch Nobelpreisträger Prof. Reinhard Selten, der die Veranstaltung mit seiner Rede abschloss, mischte sich immer wieder unter das Publikum.

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