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Andreas Leigers

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Der Weg zur Kapital-Mehrheit bei T-Mobile US

50,2 Prozent – die Schwelle zur Kapitalmehrheit bei T-Mobile US überschritten. 

Das war die Botschaft des Telekom-Vorstandsvorsitzenden Tim Höttges in der Hauptversammlung am 5. April 2023. 

Die Integration der ehemaligen Sprint Corp. in die T-Mobile US ist inzwischen weitestgehend abgeschlossen. 2023 soll sich die Kraft der Synergien aus dem Zusammenschluss beider Unternehmen erstmal vollständig zeigen: T-Mobile US plant, den starken Kundenzuwachs der vergangenen Jahre fortzusetzen, das operative Ergebnis soll weiter steigen und der freie Mittelüberschuss (Free Cashflow) um rund 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen. 

In einigen Medien heißt es nun, die nachhaltige Mehrheit der Deutschen Telekom an T-Mobile US sei gefährdet. Softbank habe die Möglichkeit, zusätzliche rund 48,8 Millionen T-Mobile US-Aktien zu erhalten. Dann würde die Telekom wieder unter die Marke von 50 Prozent fallen. 

Ist die Mehrheitsbeteiligung an der T-Mobile US also nur ein kurzes Kapitel in der Unternehmensgeschichte der Deutschen Telekom?

Falsch. Aber warum?

Rückblende: Am 28. April 2018 geben die vier Unternehmen T-Mobile US, Sprint Corp., die japanische Softbank und die Deutsche Telekom bekannt, dass die beiden amerikanischen Gesellschaften fusionieren wollen. Dabei sollen die Sprint-Aktionäre für jeweils 9,75 Aktien eine Aktie der „neuen“ T-Mobile US erhalten. Größter Aktionär von Sprint ist damals Softbank. Eine kapitalschonende Transaktion, es muss kein Cash gezahlt werden. 

Am Tag zuvor schließt die T-Mobile Aktie an der amerikanischen Börse mit gut 64 Dollar je Aktie. Die Beteiligung der Telekom ist zu diesem Zeitpunkt rund 34 Milliarden Dollar wert. 

Zwei Jahre später, am 20. Februar 2020, wird die Vereinbarung angepasst. Softbank stimmt für die bei ihr liegenden Sprint-Aktien einem Umtauschverhältnis von gut 11 zu 1 zu. Als Konsequenz dieser Anpassung bekommt Softbank nach Wirksamwerden der Fusion rund 48,8 Millionen weniger Aktien übertragen, als es bei dem für alle Sprint-Aktionäre vereinbarten Umtauschverhältnis von 9,75 zu 1 der Fall wäre. Diese Anpassung der Vereinbarung wird von der Deutschen Telekom ebenso wie von T-Mobile US veröffentlicht. Sie ist allen Marktteilnehmern und auch in den Medien bekannt.

Die Aktie von T-Mobile US steht zu diesem Zeitpunkt bei rund 100 Dollar. Die Beteiligung der Deutschen Telekom hat einen Wert von rund 54 Milliarden Dollar. 
Für diese 48,8 Millionen Aktien wird ein Besserungsschein vereinbart (englisch: True Up). Er besagt: Wenn die Aktie von T-Mobile US bis Ende 2025 innerhalb eines Zeitraums über eine bestimmte Frist einen Kurs von durchschnittlich mehr als 150 Dollar erreicht, kann Softbank eben diese Aktien nachgereicht bekommen. 

Also nur dann, wenn der Kurs der Aktie um mindestens 50 Prozent gestiegen ist. Und somit alle Aktionäre eine hohe Wertsteigerung für ihr Investment erreicht haben. Nur dann würde Softbank nachträglich auf das gleiche Umtauschverhältnis wie alle anderen ehemaligen Sprint-Aktionäre gestellt. 

Ist die Mehrheit der Deutschen Telekom am Kapital von T-Mobile US also futsch, wenn Softbank diese Aktien bekommen sollte?

Nein. Für die nachhaltige Mehrheit am Kapital von T-Mobile sind verschiedene Faktoren relevant, die die Zahl der Aktien des US-Unternehmens beeinflussen. 

  • Sollten die genannten 48,8 Millionen Aktien an Softbank ausgegeben werden, würde das die Aktienzahl von T-Mobile US erhöhen. Im Gegenzug würde sich dann die Beteiligung der Deutschen Telekom reduzieren. 
  • Seit dem dritten Quartal 2022 kauft T-Mobile US eigene Aktien über den Kapitalmarkt zurück. Das reduziert die Zahl ausstehender Aktien des Unternehmens. Da die Deutsche Telekom aktuell keine Aktien aus ihrem Bestand abgibt, erhöht sich dadurch die Beteiligung am Kapital von T-Mobile US.  
  • Die Deutsche Telekom verfügt über die Möglichkeit, bis zu rund 35 Millionen T-Mobile US-Aktien aus dem Bestand von Softbank zu erwerben. Davon knapp 7 Millionen Aktie zu einem festen Preis von gut 101 Dollar je Aktie. Ein solcher Aktienkauf von Softbank würde die Beteiligung an T-Mobile wieder erhöhen. Das haben wir in der Vergangenheit zwei Mal gemacht. 

Gegen Ende April 2023 betrug die Beteiligung der Deutschen Telekom an T-Mobile US rund 50,4 Prozent.

Etwas mehr als zur Hauptversammlung am 5. April. Weil T-Mobile US in der Zwischenzeit die Aktien-Rückkäufe fortgesetzt hat. 

So einfach wie es sich einige Medien machen, ist es also nicht. Der Prozess ist dynamisch. 

Sehr einfach ist aber die Botschaft der Deutschen Telekom: Wir wollen nachhaltig die Mehrheit am Kapital von T-Mobile US sichern. Dafür haben wir verschiedene Optionen, die wir nutzen können. Daher gibt es keine Zweifel, dass wir langfristig eine Beteiligung von gut über 50 Prozent an T-Mobile US halten und an der Erfolgsgeschichte und dem Wertsteigerungspotential beteiligt bleiben wollen. 

Aktuell steht die T-Mobile US-Aktie bei rund 140 Dollar. Die Beteiligung der Deutschen Telekom hat damit einen Wert von gut 84 Milliarden Dollar. 

Die Transaktion hat also bereits allen Aktionären, und damit auch der Deutschen Telekom, eine erhebliche Wertsteigerung gebracht. 
 

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