Blog.Telekom

Christine Becker

0 Kommentare

Bustickets kaufen, Behördentermine vereinbaren - vieles geht nur noch online. Dabei nutzen Millionen von Menschen der Generation 60+ kein Internet. Frauke Ben Rezeg vom Kaffee- und Technik-Treff in Hamburg schafft Abhilfe. Am heutigen "Tag der älteren Menschen" stellen wir sie und ihre Arbeit für die Seniorenakademie vor.

Frauke Ben Rezeg und Flo Ueberschaer

Frauke Ben Rezeg und Flo Ueberschaer geben praktische Tipps rund ums digitale Leben. © Deutsche Telekom

Dorothea Just nimmt ihr Smartphone zur Hand und startet einen neuen Anlauf.  Die 72-Jährige ist hartnäckig: Irgendwie müssen sich die Bilder vom Südafrika-Urlaub doch vom Smartphone aufs Tablet zaubern lassen. Gemeinsam mit ihrer Freundin Elisabeth ist sie heute zum Kaffee- und Technik-Treff in die Hamburger Innenstadt gekommen. In Europas größtem Telekom-Store geben Frauke Ben Rezeg und Kollege Florian (Flo) Ueberschaer jeden Montag praktische Tipps und Kniffs rund ums digitale Leben. Die Zielgruppe? Menschen der Generation 60 +.

Dass Frauke für das Thema Feuer und Flamme ist, hört man aus jedem ihrer Sätze heraus. Das steckt an. Und so sind auch die Teilnehmenden - im Schnitt zwischen 60 und 90 Jahren - mit Begeisterung dabei. "Ich will an diesen digitalen Dingen dranbleiben, Neues lernen und mich nicht digital abgehängt fühlen", sagt Ingrid Brockmann. Die 71-Jährige ist wie fast alle nicht zum ersten Mal hier. Digital dran bleiben - das gilt für ihre Generation aber leider nicht generell. Auch wenn sich mehr Menschen über 60 regelmäßig im Internet bewegen: Fast sieben Millionen von ihnen sind offline. Damit landen sie nicht nur technisch, sondern immer öfter auch gesellschaftlich auf dem Abstellgleis.

Busticket buchen oder Behördentermin vereinbaren? Fehlanzeige! 

Denn die Digitalisierung beeinflusst heute fast alle Bereiche des Lebens, und auch die ältere Generation benötigt digitale Kompetenzen, um sich im Alltag selbstständig zurecht zu finden. Die Telekom hilft ihnen dabei. „Wir bieten Bildungsangebote an, die auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind“, erklärt Frauke. Ob mit Online-Seminaren oder dem Vor-Ort-Angebot. Die 58-Jährige ist seit gut einem Jahr für die Seniorenakademie im Einsatz, im März hat sie die inhaltliche Verantwortung für den Kaffee- und Technik-Treff in der Elbstadt übernommen. Seitdem hat sie das Konzept umgestellt, zehn aufeinander aufbauende Lernreisen konzipiert. Das kommt an. Auch heute ist der Seminarraum bis auf den letzten Stuhl belegt. Beim Kurs "Wir gehen zum Arzt" wird mit Doctolib ein Arzttermin gebucht, eine Krankenkassen-App benutzt oder werden Medikamente bei "Apotheke vor Ort" bestellt. Bei "Google weiß alles" zeigen Frauke und Flo, wie man die Suchmaschine effizient nutzt und bei "Hamburg - meine Perle" dreht sich alles um Behördengänge und den öffentlichen Nahverkehr (Bustickets gibt es in HH seit Jahresanfang nämlich nur noch online! ). Dabei gibt es jede Menge Tipps aus der Praxis, denn die Inhalte leitet die gebürtige Hamburgerin aus den Fragen der interessierten "Best Ager" ab. 

Dorothea Just (l.)

Hilfe zur Selbsthilfe: Dorothea Just (l.) will ihre Urlaubsbilder vom Smartphone aufs Tablet bekommen. Eine Kursteilnehmerin hilft. © Deutsche Telekom

Digitale Anfänger erleben oft Ausgrenzung 

Der Bedarf und die Vorkenntnisse variieren dabei. „Die einen haben konkrete Fragen zu Klarna, den anderen muss ich zeigen, wie man das Tablet anschaltet.“ Denen legt Frauke erstmal den Besuch eines Basis-Seminars nahe. Die Unkenntnis im digitalen Umgang kommt aber nicht von ungefähr: Einige Teilnehmende haben in der Vergangenheit VHS-Seminare oder ähnliches gebucht. Mit schlechten Erfahrungen. „Viele haben sich nicht getraut, Fragen zu stellen. Und wenn doch, wurden sie ausgelacht. Was die älteren Menschen in dem Zusammenhang erleben, grenzt teilweise an Mobbing“, sagt sie. 

Auch in der eigenen Familie gibt es nicht selten Spannungen: „Meist bekommt die 84-Jährige von ihren Kindern ein altes Handy geschenkt. „Da herrscht dann der Gedanke ‚Mutti muss jetzt endlich mal ein Smartphone haben‘. Dann noch schnell WhatsApp erklärt und es heißt: ‚So bitte schön, jetzt können wir uns in der Familiengruppe austauschen.‘ Aber so einfach ist es nicht“, sagt Frauke. Hinzu kommt die Beziehungsebene zwischen Eltern und Kindern: „Die Frau, die einem als Kind die Schnürsenkel zugemacht hat, kann nicht mal mit dem Smartphone umgehen?“ Diese Einsicht scheint oft schwer. "Das sind alles gestandene Menschen mit ganz viel Lebenserfahrung, die haben jetzt ein Gerät in der Hand und wissen nicht, wie man es anschaltet." Das sorgt für Frustration und Hemmungen.

Beim Kauf eines neuen Geräts sehe es nicht besser aus. „Das wird zwar im Shop eingerichtet, mehr können die Kolleginnen und Kollegen aber nicht leisten.“ Niemand mache sich die Mühe, sich mit ihnen hinzusetzen und zu sagen: „Fühl mal an der Seite, da ist ein großer Knopf und da ist ein kleiner Knopf. Und wenn du die drückst, wird es laut und leise.“ Dabei hat sich das Lernangebot in den letzten Jahren - auch dank des bundesweiten Digitalpaktes - verbessert. Es gibt unzählige Bücher und Lernmittel. Aber die Praxis kommt oft zu kurz.

Kaffee- und Techniktreff in Hamburg

Keine reine Infoveranstaltung: Beim Kaffee- und Techniktreff in Hamburg ist der Austausch untereinander genauso wichtig. © Deutsche Telekom

"Wir verkaufen hier keine Rheumadecken"

Dabei ist gerade der regelmäßige Umgang wichtig. Heute sind im Telekom Shop von den elf (!) Frauen, und dem einen Mann (natürlich nur als "Begleitung" 😉) zehn zum wiederholten Mal dabei. Dadurch entsteht ein Vertrauensverhältnis. Man kennt sich und das ist gewollt. „Der Schnack gehört dazu“, sagt Frauke. „Wir wollen ja die Dinge besprechen, die sie im Alltag bewegen." Zum Beispiel die Synchronisation von Urlaubsbildern. Die haben Dorothea und Elisabeth der Runde übrigens schon vorab aus dem Urlaub geschickt. Ein Bildergruß mit Tafelberg und Zebras - als Selbsttest sozusagen. Und ein Geschenk samt Dankeskarte gab es auch noch dazu. 

Und der Umsatz? Der sei zweitrangig, sagt Frauke. „Wir verkaufen hier keine Rheumadecken, nur weil das Angebot kostenlos ist.“ Wenn aber eine Vertragsverlängerung ansteht, macht sie ihr Gegenüber natürlich auf die Angebote der Telekom aufmerksam. Oft mit Erfolg. „Klar honorieren sie den persönlichen Kontakt. Und wenn das Interesse mal geweckt ist, dann ist auch die ältere Generation bereit, in das neue 'Hobby' zu investieren. „Ich hatte mal eine Teilnehmerin, die kam eines Tages mit einem 900 Euro-Handy an - plus Powerbank und Co. Die sagte zu mir: ‚Weißt du Frauke, man muss sich auch mal was gönnen.‘ Ist das nicht großartig?“   

Die Arbeit macht Frauke „unfassbar viel Spaß“

Ihre unkomplizierte und direkte Art helfen ihr dabei. „Ich bin diejenige, bei der auch mal was schief geht", gibt sie unumwunden zu und lacht. Bei den Teilnehmenden genießt sie die Erfolgserlebnisse: „Wenn man diesen Stolz in den Gesichtern sieht, wenn etwas funktioniert. Das ist einfach unglaublich schön.“ Ein Ende ihrer Arbeit sieht sie übrigens nicht kommen: „Dafür verändert sich die digitale Welt viel zu schnell“, sagt sie. Dementsprechend heißt ihre neueste Lernreise: „KI - keine Angst vor der Zukunft“.

Zum ThemaThemenspecial Digitale Bildung
Kaffee- und Technik-Treff in Hamburg
Workshops und Seminare - online und vor Ort

Schüler*innen sitzen mit Lehrerin am Tisch mit Laptops vor sich.

Digitale Bildung und Schule

Informationen für Lehrende, Lernende, Eltern, Schulträger und -leitung sowie IT-Verantwortliche.

FAQ