Konzern

„Was kann meine Stimme schon bewirken?“ Das fragen sich viele, wenn es um Hass und unsachliche Kommentare im Netz geht. Die Antwort ist einfach: Mehr, als man denkt. Digitale Zivilcourage wirkt – und Empathie ist ihr stärkstes Werkzeug. Das zeigen Studien und die Arbeit vom ichbinhier e.V., einem Verein der dazu befähigt, sich online gegen Hass zu wehren und Haltung zu zeigen.

Handy in der Hand einer Person mit verschiedenen Emojis

Mit ichbinhier für einen respektvollen Dialog im Netz. © Deutsche Telekom/iStock/iprogressman

Manchmal scheint es aussichtslos: In Kommentarspalten dominieren laute Stimmen, Beleidigungen, Wut und Hass. Wer widersprechen will, fühlt sich oft machtlos. Viele haben Sorge, selbst ins Visier zu geraten und resignieren. „Man kann ja eh nichts ändern.“ Diese Annahme ist weit verbreitet - doch sie stimmt nicht.

Studien und Beobachtungen zeigen: Sachliche und empathische Gegenrede wirkt und kann Diskussionen in den sozialen Medien tatsächlich positiv verändern.

„Eine vielbeachtete Studie der Universität Zürich belegt: Wenn Menschen mitfühlend statt konfrontativ reagieren, sinkt die Zahl rassistischer oder beleidigender Kommentare deutlich. Auch wir erleben das bei unserer Arbeit immer wieder. Ruhige, respektvolle Gegenrede animiert auch andere, selbst ebenfalls positiv zu kommentieren“, sagt Christina Hübers, Geschäftsführerin von ichbinhier e.V..

Forschende der ETH Zürich und der Universität Zürich stellten fest, dass Kommentare, die an unser Mitgefühl appellieren, wie „Ihr Kommentar verletzt andere”, die größte Wirkung entfalten können. Sie verbessern den Ton und das Klima einer Diskussion. Besonders wirkungsvoll ist Gegenrede, wenn sie dazu anregt, sich in die Situation der Betroffenen hineinzuversetzen. Auch das Verhalten der stillen Mitlesenden wird beeinflusst. Sie liken Hasskommentare seltener, wodurch sich deren Reichweite verringert. 

„Solidarität ist nicht nur eine Haltung, sondern eine Handlung”

Seit 2016 setzt sich ichbinhier für mehr Respekt und demokratische Streitkultur im Netz ein. Damals entstand die Facebook-Gruppe #ichbinhier nach ihrem schwedischen Vorbild, in der sich Menschen zusammengeschlossen haben, um Hasskommentaren entgegenzutreten und Kommentarspalten zu versachlichen. Heute ist daraus eine engagierte Community mit 38.000 Mitgliedern und ein gemeinnütziger Verein geworden, der auf mehreren Ebenen wirkt: in den sozialen Medien, in Workshops und durch Bildungsarbeit. Der Verein ist langjähriger Partner der Telekom-Initiative “Gegen Hass im Netz” und Teil der aktuellen Kampagne “Augen auf”.

„Wir wollen Menschen befähigen, sich nicht von Hass einschüchtern zu lassen. Wir ermutigen sie, Haltung zu zeigen“, sagt Christina Hübers. „Viele Menschen möchten etwas tun, wissen aber nicht wie. Wir klären auf, gehen in den Dialog und befähigen unsere Mitglieder, als Allies, also als Verbündete, für Betroffene von Hass im Netz zu handeln. In unseren Formaten zeigen wir, wie digitale Zivilcourage in Bereichen wie Rassismus, Frauenfeindlichkeit oder Desinformation wirkt. Denn Solidarität ist nicht nur eine Haltung, sondern eine Handlung.“

Die Erfahrung der Gruppe auf Facebook zeigt: Eine starke Community und empathische Kommentare wirken. „Diese Basis nutzen wir, um auf Instagram und LinkedIn neue, plattformspezifische Strategien auszuprobieren und digitale Zivilcourage dort sichtbar zu machen. Während auf Facebook weiterhin die empathische Gegenrede unter Nachrichtenseiten im Mittelpunkt steht, setzen wir auf anderen Plattformen stärker auf die Unterstützung positiver Narrative und konstruktiver Inhalte”, erklärt Lea Bund, Projekt- und Communitymanagerin beim ichbinhier e.V..

Mit ichbinhier digitale Zivilcourage lernen

Neben der täglichen Online-Arbeit bietet ichbinhier auch Workshops und Fortbildungen für Schulen, Vereine, Unternehmen und Behörden. Darin geht es um digitale Zivilcourage, den Umgang mit Hassrede und darum, wie man online selbstwirksam bleibt.

„Wir erleben oft, dass Menschen nach unseren Trainings sagen: ‚Ich hätte nie gedacht, dass ich da etwas bewirken kann.‘ Das ist genau der Moment, auf den wir hinarbeiten“, sagt Christina Hübers. „Hass im Netz lässt sich nur gemeinsam entgegentreten. Jede Reaktion zählt und niemand muss allein handeln.”

Statt zu resignieren: Mach mit!

Am 9. November findet von 16:00 – 18:00 Uhr der nächste Online-Workshop von ichbinhier statt. Darin lernst du, wie du im Netz aktiv werden kannst, um dich und andere zu schützen und zu unterstützen. Du kannst erfahren, wie es gelingt, aus der Ohnmacht herauszukommen und handlungsfähig zu werden. Der Workshop bietet praktische Werkzeuge, Austausch und einen Raum, um das Erlernte direkt auf den Plattformen anzuwenden.

Auf www.ichbinhier.eu gibt es alle Informationen zum Workshop, zu weiteren Terminen und zu den Möglichkeiten, selbst Teil der Community zu werden.
 

Junge Frau liest Nachrichten auf ihrem Handy.

Fünf Tipps gegen Hass im Netz

Hassrede im Netz ist Alltag. Umso wichtiger ist es, digitale Zivilcourage zu zeigen. Das ist gar nicht so schwer.

FAQ