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Wir glauben Dinge, weil wir sie immer wieder hören. Doch woran liegt das? Dahinter steckt ein psychologisches Phänomen, der Illusory Truth Effect. Er besagt: Je öfter uns eine Aussage begegnet, desto glaubwürdiger erscheint sie uns – unabhängig davon, ob sie stimmt. Wie dieser Effekt funktioniert, wie er uns in digitalen Netzwerken beeinflussen kann und wie man sich davor schützen kann, erklären wir in Folge 3 unserer Reihe „Klick für Klick“.

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Der Illusory truth Effect – wer ihr kennt, fällt nicht mehr so leicht auf ihn rein © Deutsche Telekom/ iStock/Erlon Silva - TRI Digital; Montage: Evelyn Ebert Meneses

„Spinat enthält besonders viel Eisen.“ Diese Aussage haben viele von uns schon als Kind gehört – und vielleicht irgendwann selbst geglaubt und weitererzählt. Tatsächlich ist diese Aussage falsch. Sie geht auf einen Rechenfehler aus dem 19. Jahrhundert zurück. Doch weil sie über Jahrzehnte wiederholt wurde, ist sie bis heute in vielen Köpfen fest verankert. Ein typisches Beispiel für den Illusory Truth Effect (Deutsch: Scheinwahrheitseffekt). Beschrieben wird damit die Beobachtung, dass uns Aussagen umso glaubwürdiger erscheinen, je häufiger sie uns begegnet sind. Viele Memes, kulturelle Mythen, urbane Legenden verbreiten sich nach diesem Prinzip – aber auch politische Propaganda.

Wie unser Gehirn uns austrickst

Der Effekt ist gut erforscht und hängt mit der Funktionsweise unseres Gehirns zusammen: Es liebt alles, was schnell und einfach geht. Je vertrauter uns eine Information vorkommt, desto flotter kann unser Kopf sie verarbeiten. Es fühlt sich stimmig und angenehm an. Und genau dieses gute Gefühl nehmen wir oft unbewusst als Indiz dafür, dass etwas verlässlich oder richtig sein muss.

Wiederholung spielt dabei eine Schlüsselrolle: Je öfter wir eine Aussage hören oder lesen, desto vertrauter erscheint sie uns und desto leichter fällt uns ihre Einordnung. Diese Leichtigkeit beim Denken deuten wir dann als Bestätigung für den Inhalt. So sorgt Wiederholung nicht nur für ein vertrautes Gefühl, sondern lässt Aussagen auch glaubwürdiger wirken - sogar dann, wenn sie inhaltlich falsch sind.

Besonders tückisch dabei: Selbst wenn wir wissen, dass eine Aussage nicht stimmt, sinkt unsere Skepsis mit jeder weiteren Begegnung. Die Forscherinnen Lisa K. Fazio und Carrie L. Sherry von der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, zeigten in einer Studie*, dass dieser Effekt altersunabhängig ist und sich auch durch Intelligenz oder Persönlichkeit kaum aushebeln lässt. Marketing, Werbung und politische Kommunikation machen sich diese Erkenntnis zunutze.

Warum ist das im digitalen Raum relevant?

In sozialen Netzwerken oder Messenger-Gruppen verbreiten sich Informationen rasant. Gerade dort kann der Effekt besonders gut wirken: Was wir immer wieder lesen oder hören, klingt schnell vertraut und plausibel. So halten sich auch längst widerlegte Behauptungen oder Klischees hartnäckig, wie etwa die längst widerlegte Behauptung: „Wir benutzen nur 10 Prozent unseres Gehirns“. Die Wahrheit ist: Unser Gehirn ist ein hochkomplexes Organ, das wir in seiner Gesamtheit nutzen – nur eben nicht immer jede Region gleichzeitig. Es gibt keinen „ungenutzten“ Bereich, der darauf wartet, aktiviert zu werden.

Im Netz kommt hinzu: Durch die ständige Wiederholung bestimmter Inhalte können digitale Echokammern entstehen. In diesen Gruppen werden vor allem Aussagen geteilt, die die eigene Meinung stützen. Widersprechende Perspektiven bleiben außen vor. Das fördert Polarisierung und führt dazu, dass sich einzelne Gruppen immer weiter voneinander entfernen.

Sich des Effekts bewusst zu sein, ist der erste Schritt. Was Du noch tun kannst:

  • Quelle überprüfen - andere Quellen finden
    Wer steht hinter einer Aussage? Gibt es jemanden, der davon profitiert, dass du diese glaubst? Wer hat noch davon berichtet? Wer stellt es anderes dar? Besonders bei Beiträgen in sozialen Netzwerken oder auf unbekannten Webseiten lohnt sich ein kritischer Blick. 
  • Von Anfang an wachsam sein
    Das aktive Überprüfen oder kritische Reflektieren einer Information beim Erstkontakt reduziert die spätere unkritische Übernahme deutlich. Dieses Prinzip ist psychologisch erforscht und wird als "Debiasing" oder "Factchecking beim Erstkontakt" bezeichnet. 
  • Sich mit anderen austauschen
    Sprich mit anderen über Informationen, die dir wiederholt auffallen. Das schärft den Blick für unterschiedliche Perspektiven.

Wiederholungen können harmlos sein, wie beim Mythos vom eisenhaltigen Spinat. Doch im Netz geht es oft um mehr. Wer die Mechanismen dahinter kennt und wachsam bleibt, schützt sich und andere besser vor einseitigen Behauptungen und gezielt irreführenden Informationen.

*Quelle: Business Insider über die Studie von Lisa K. Fazio und Carrie L. Sherry

Gegen Hass im Netz: Für ein respektvolles und demokratisches MiteinanderDie Telekom setzt sich seit dem Jahr 2020 für eine digitale Welt ein, in der Alle nach demokratischen Prinzipien zusammenleben können. Das Unternehmen steht für Vielfalt und Teilhabe und tritt entschlossen ein gegen Meinungsmanipulation, Ausgrenzung und Hass im Netz. Das Engagement ist Teil der gesellschaftlichen Verantwortung der Deutschen Telekom. Zusammen mit starken Partnern befähigt und sensibilisiert die Telekom die Gesellschaft für einen respektvollen Umgang in der digitalen Welt. Zudem fördert das Unternehmen digitale Kompetenz mit zahlreichen Initiativen und Angeboten, wie zum Beispiel Teachtoday.

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