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„Zusammenhalten gegen Korruption“

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Die Vereinten Nationen haben den weltweiten Antikorruptionstag 2003 ins Leben gerufen. Das Bild zeigt Motiv und Slogan des diesjährigen Aktionstages.

Der 9. Dezember ist weltweiter Antikorruptionstag. Der Telekom-Vorstand stellt sich geschlossen gegen Korruption auf. Warum Transparenz und Offenheit im Unternehmen ein gutes Erfolgsrezept sind, erläutern Manuela Mackert, Compliance-Chefin der Telekom, und der Ex-FIFA-Berater sowie Antikorruptionsexperte Mark Pieth im Interview.

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Mark Pieth und Manuela Mackert.

Frau Mackert, Herr Pieth, was bedeutet Ihnen der Antikorruptionstag?

Manuela Mackert: Ich finde es toll, dass wir konzernweit das Rampenlicht heute wieder auf den Kampf gegen Korruption richten, dass der Vorstand geschlossen dagegen auftritt und das klar dokumentiert, zum Beispiel mit einer Mitarbeitermail.

Mark Pieth: Da stimme ich zu. So ein Aktionstag ermöglicht, sich auf ein heikles Thema zu fokussieren. Deshalb sprechen wir ja auch heute darüber. Besser als ein Antikorruptionstag wäre natürlich ein Antikorruptionsjahr.

Frau Mackert, Mitarbeiter fragen sich gerade in der Vorweihnachtszeit: Wo fängt Korruption eigentlich an?

Manuela Mackert: Korruption umfasst Bestechlichkeit, Bestechung, Vorteilsannahme oder Vorteilsgewährung. Schmiergeldzahlungen sind etwa ein klarer Fall von Korruption, aber auch schon die Annahme oder das Gewähren von Geschenken und Einladungen können kritisch sein.

Klingt spaßfrei und kompliziert …

Manuela Mackert: Geschenke oder Einladungen sind ja nicht per se verboten. Bei der Telekom gibt es klare Regeln und Grenzen, in denen wir uns alle bewegen können.

Herr Pieth, Sie haben schon für verschiedene Behörden und Organisationen als Antikorruptionsexperte gearbeitet. Wie ist Ihre Sicht auf Korruption?

Mark Pieth: Zunächst einmal ist es wichtig für ein Unternehmen, die genannten Grenzen klar zu kommunizieren. Für mich ist überdies relevant zu verstehen, dass Korruption ein Instrument zur Erlangung und Erhaltung von Macht ist. Wem also großzügige Geschenke angeboten werden, der sollte sich auch immer fragen, was diese eigentlich bezwecken sollen.

Wenn Sie nun alle Macht der Welt hätten: Wie würden Sie Korruption verhindern?

Mark Pieth: Durch Transparenz und Offenheit. Also bei Unternehmen beispielsweise die Transparenz von wirtschaftlichen Verflechtungen über seine Finanzströme bis hin zu seiner Kultur. Wenn ein allgemeines Verständnis darüber geschaffen ist, was geht und was nicht, und wenn klarer wird, dass Korruption nicht geduldet wird, dann verbleiben immer weniger Nischen dafür.

Als Vorsitzender der unabhängigen Kommission für Governance bei der FIFA war es Ihre Aufgabe, ihr zu mehr Glaubwürdigkeit zu verhelfen. Sie warfen das Handtuch, weil Sie Widerstände gegen eine Reform verspürten. Wie wäre es für so ein riesiges Gebilde möglich, Korruption zu erkennen und ihr entgegen zu wirken?

Mark Pieth: Eigentlich wäre das bei der FIFA nicht so schwierig. Der Verband ist extrem top-down organisiert. Wir sprechen nicht von ungefähr von der Sportpyramide. Wenn es der Spitze gelänge, entschieden gegen Korruption aufzutreten, dann könnte man dem konsequent auf sämtlichen Stufen der Pyramide entgegentreten.

Manuela Mackert: Wir haben bei der Telekom sowohl eine Kampagne zur Widerspruchskultur gestartet als auch die Initiative "Transparente Unternehmenskultur". Mitarbeiter sollen sich sicher sein, dass jeder Hinweis auf Korruption wertvoll ist und das Unternehmen weiterbringt. Dazu gehört eine Kultur, die den Mut dafür fördert.

Mark Pieth: Ich gratuliere Ihnen zu diesen Aktivitäten. Damit knüpfen Sie an das eben Gesagte an: Jeder Tag sollte Antikorruptionstag sein. Oder zumindest Raum für Debatten darüber geben. Auch so eine Kampagne funktioniert in der Tat nur, wenn die Leitung geschlossen dahinter steht.

Was müssen Unternehmen gegen Korruption tun?

Mark Pieth: Inzwischen sind die meisten davon überzeugt, dass sie ihre Mitarbeiter sensibilisieren und die interne Debatte über Richtig und Falsch fördern müssen. Doch viele befinden sich in einer schwierigen Situation. Auf schwierigen Märkten wird Erlerntes radikal in Frage gestellt, oftmals ist ohne Bestechung kein Geschäft zu machen. Dafür müssen Auswege gesucht werden.

Zum Beispiel?

Mark Pieth: Durch kollektiven Schulterschluss. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen sind kaum in der Lage, in schwierigen Auslandsmärkten auf einer ethischen Linie zu bestehen. Auch können sie sich nicht an Staatspräsidenten oder Minister wenden. Wenn sie sich aber zusammentun und gemeinsam auftreten, stärken sie ihren Einfluss.

Manuela Mackert: Ich bin ebenfalls fest davon überzeugt: Nur Zusammenhalt ermöglicht, dass Korruption weniger Raum bekommt und schneller sichtbar wird.

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