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Kein Gutmenschentum sondern Notwendigkeit im Wettbewerb: Offenere Unternehmenskulturen

Ein Beitrag von Claudia Nemat, Vorstand Europa und Technik bei der Deutschen Telekom AG.

Claudia Nemat, Vorstandsmitglied Deutsche Telekom AG, Technologie und Innovation

Claudia Nemat, Vorstandsmitglied Technologie & Innovation der Deutschen Telekom AG.

Am kommenden Sonntag ist Weltfrauentag und wir werden in den Medien wieder ein Thema finden: Die Chancengleichheit von Frauen im Management. Vielleicht sollten wir diesen Sonntag einmal nutzen, anders über das Thema nachzudenken.

Die Debatte wird in Deutschland oft etwas gönnerhaft geführt, als müsste den Frauen etwas Gutes getan werden. Das ist der falsche Ansatz. Wir müssen diese Debatte anders führen - es geht um Konkurrenzfähigkeit nicht um "gutes Gefühl". Unternehmen stehen heute in einem brutalen globalen Wettbewerb, um gute Ideen und die besten Produkte am Markt. Die Digitalisierung der Wirtschaft hat zu einer rasanten Innovationsgeschwindigkeit geführt, die Märkte in immer schnelleren Zyklen erschüttert - als Beispiel sei hier nur die aktuelle Entwicklung um uber und airbnb genannt, die im Sturm die Märkte Personenbeförderung und Hotellerie verändern. In diesem Wettbewerb der Ideen geht es um neue Ansichten auf alte Märkte. Jede Art von Management, die Monokulturen fördert, wird in diesem Wettbewerb keinen Bestand haben. Modernes Management muss "Unterschiedlichkeit" - auch "Diversity" genannt - managen. Gerade in Deutschland analysieren wir die gleichen Märkte, mit den gleichen Managern, die oft die gleiche Ausbildung genossen haben, und die gleichen Methoden anwenden und wundern uns, warum unsere Produkte austauschbar sind. Wir sollten uns als Manager nicht wundern, sondern uns die Frage stellen, wie können wir das ändern?

Hand aufs Herz - und ich nehme mich da gar nicht aus - wer von uns würde einen Produktentwickler zum Manager machen, der wie Mark Zuckerberg, in T-Shirt und Badelatschen zur Arbeit kommt? Der weiblichen Führungskraft, die sagt, sie würde gerne zwei Tage die Woche von zu Hause arbeiten, geht es nicht anders. Eine Monokultur des Managements, in der jene aufsteigen, die zehn Stunden und mehr am Schreibtisch sitzen und die besten Folien malen, wird uns nicht konkurrenzfähig halten. Das hat nichts mit dem Thema Frauen im Management zu tun. Unternehmen müssen Rahmenbedingungen schaffen, die Unterschiedlichkeit fördern, und so neue Sichtweisen auf Produkte und Märkte ermöglichen. Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Quereinstieg ins Management, internationale Rotation sind nicht Ausdruck von Gutmenschentum! In der modernen Gesellschaft sind sie eine Notwendigkeit mit der Unternehmen kreative Köpfe anziehen können, die andere Erfahrungen haben und frische Ideen in die Konferenzräume bringen. Wir sind in Deutschland aus meiner Sicht immer noch zu gradlinig, zu angepasst, zu wenig international und auch - zu männlich - je höher es im Management nach oben geht. Wir müssen als Top-Management offenere Unternehmenskulturen schaffen.

Ich möchte diese Diskussion nicht als Frau führen, sondern als Managerin, deren Hauptaufgabe es ist, für mein Unternehmen den besten Köpfe die besten Rahmenbedingungen zu bieten, damit sie die besten Ideen in Produkte verwandeln mit denen wir am Markt gewinnen und Geld verdienen. Wir haben als Deutsche Telekom im Jahr 2010 die Förderung von Frauen via Quote beschlossen. Heute haben wir weltweit einen Anteil von 25 Prozent an weiblichen Führungskräften. Das ist gut. Aber auch wir müssen darüber nachdenken, wie wir Diversity im Sinne des Unternehmens managen. Wir werden sonst im globalen Wettbewerb keine Chance habe - Ideen wie uber oder airbnb kommen nicht aus der wohltemperierten Mitte der Gesellschaft, sondern von Menschen, die anders auf Märkte gucken. Diese Diskussion sollten wir am Sonntag als Manager führen.

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