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Surfin' 5G Gangnam Style

Ein Beitrag von Claudia Nemat, Vorstand Europa und Technik bei der Deutschen Telekom AG.

Claudia Nemat, Vorstandsmitglied Deutsche Telekom AG, Technologie und Innovation

Claudia Nemat, Vorstandsmitglied Technologie & Innovation der Deutschen Telekom AG.

Ein Song reichte aus um im Jahr 2012 den Tourismus in Südkorea deutlich anzukurbeln und für eine positive Außenhandelsbilanz des Landes zu sorgen. Zumindest sagt man das über den unglaublichen Erfolg von PSYs Song „Gangnam Style“, welcher den weltbekannten angesagten Stadtteil von Seoul parodiert. Dennoch, diese boomende Region Asiens ist für ihr Wachstum nicht nur auf Songwriter angewiesen. Ende Januar kündigte Südkorea einen Plan für die Einführung eines Mobilfunknetzes der 5. Generation (5G) im Wert von 1,6 Billionen Won (1,5 Mrd. Dollar) an. Damit könnten Filme in voller Länge in nur einer Sekunde heruntergeladen werden. Die Planungen sehen für 2017 eine Testphase vor und die vollständige kommerzielle Verfügbarkeit des 5G-Dienstes ist für Dezember 2020 geplant.

Ja, wir sprechen über 5G. Dies ist der nächste Standard für das mobile Internet - und dieses Jahr eines der Trendthemen des kommenden Mobile World Congress in Barcelona. Wenn LTE und LTE Advanced schnell sind, stellt 5G eine neue Geschwindigkeitsdimension dar. Es wird den Nutzern von Smartphones mehr als nur ein Glasfasernetz-Feeling geben. Noch bestehen allerdings zahlreiche offene Fragen, denn die Standards sind noch nicht klar definiert.

4G ist bisher nur für einen Teil der Privatkunden verfügbar. Trotzdem hat der „Goldrausch“ der nächsten Generation bereits Einzug gehalten. Es geht darum, die Standards für die 5G-Geschwindigkeiten festzulegen. Staaten und Firmen beschäftigen sich bereits im Detail damit.

Viele Unternehmen behaupten, dass die 5G-Technologie schon 2020 verfügbar sein wird. In Anbetracht der schnellen Entwicklung der Technik scheint diese Prognose einleuchtend. Bis jetzt gab es ungefähr alle 10 Jahre eine neue Mobilfunknetz-Generation. Ein schneller Blick in Statistiken zeigt: 1981 wurde das erste 1G-System eingeführt, 11 Jahre später folgte 2G. 2001 begann die Einführung von 3G, während mehr als ein Jahrzehnt später die 4G -Systeme bereits vollständig mit IMT Advanced konform waren. Für Erbsenzähler: ja, de facto erschienen Vorläufer der 4G-Systeme schon früher auf der Bildfläche. Nichts desto trotz, es würde einer gewissen Logik folgen, wenn wir 5G im Jahr 2020 plus/minus x sehen würden.

Allerdings gibt es einen wichtigen Aspekt jenseits der Zugangsgeschwindigkeit: Moderne mobile Netzzugangstechnologie bedeutet auch mehr Verkehr in den Backbone-Netzen. Daher muss unsere Branche nicht nur in Zugangstechnologie investieren, sondern auch in neue Architekturen für das Backbone-Netz. Andernfalls kommt der 5G-Ferrari nur im Schneckentempo voran. Derzeit befinden sich die europäischen Telekommunikationsbetreiber in einer Zwangslage zwischen Auktionen und Regulierungen, die ihre Geldmittel aufzehren, und zukünftigen technischen Herausforderungen, für deren Bewältigung Investitionen erforderlich sein werden. Gerade jetzt muss Europa einen Zahn zulegen. Besonders in Asien haben Staaten ein großes Interesse daran, den nächsten weltweiten Mobilfunkstandard zu bestimmen. Asien hat den entscheidenden Einfluss der Mobiltechnik auf die Zukunft verstanden.

Es gibt heute 1,2 Milliarden mobile Breitbandnutzer. Diese Zahl wächst pro Jahr um Hunderte von Millionen. Wir werden einen enormen Zuwachs bei der Nutzung von (HD-)Video-Diensten erleben. Bereits jetzt ist die Nutzung bei LTE-Anwendern wesentlich höher als bei 3G-Anwendern. Die Nutzung von Cloud-basierten Anwendungen wird steigen. Außerdem gibt es eine zusätzliche Quelle für die weitere Steigerung des mobilen Breitbandverkehrs: Dies ist der Paradigmenwechsel von auf den Menschen konzentrierten Systemen hin zu Systemen, bei denen Mensch und Maschine im Mittelpunkt stehen. Einige mag es vielleicht überraschen, aber der Kühlschrank und der Herd mit IP-Adresse sind bereits Realität.

Wie verschiedene Studien zeigen, ist davon auszugehen, dass die Anzahl der Geräte die mit dem Internet verbunden sind von 5 Mrd. im Jahr 2010 auf 50 Mrd. im Jahr 2020 steigen wird, hauptsächlich durch die Einführung intensiver Machine-to-Machine-Kommunikation. Wir sollten diesen Trend nicht verpassen. Ob wir es wollen oder nicht - das ist der nächste Gangnam Style der Mobilfunktechnik.

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