Konzern

Nadja Kirchhof

0 Kommentare

STOP-HATE: Kann Tätertraining Opfer schützen?

Hasskriminalität im Netz reicht von Beleidigungen bis Todesdrohungen. Die Zahl der Verfahren steigt von Jahr zu Jahr. Was kann man dagegen tun? Ein Weg ist die psychosoziale Arbeit mit den Täter*innen. Wir haben mit den Gründern des gemeinnützigen Trägers STOP-HATE darüber gesprochen, wie sie mit Tätern und Täterinnen arbeiten, um die Gewaltspirale zu beenden.

STOP-HATE Interventionen gegen digitalen Hass und Gewalt

Neuer Partner: STOP-HATE möchte mit psychosoziale Arbeit eine langfristige Verhaltensänderung auf der Täterseite bewirken.

Täterarbeit ist Gewaltprävention und somit auch ein wichtiger Beitrag zum Opferschutz, davon sind der Pädagoge Oliver Windgassen und der Psychologe Kay Wegner überzeugt. Sie haben Anfang 2023 das Pilotprojekt STOP-HATE ins Leben gerufen, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gefördert wird. STOP-HATE führt Online-Sozialtrainings mit Menschen durch, die Straftaten digitaler Gewalt und Hasskriminalität im Internet oder in sozialen Medien verübt haben. Ziel des Projekts ist, eine langfristige Verhaltensänderung hin zur Gewaltfreiheit auf der Täterseite zu bewirken.

„Im Kampf gegen Hass im Netz ist es sinnvoll und wichtig, sich mit den Ursachen der Gewalttat zu beschäftigen. Warum hat sich dieser Mensch bewusst dazu entschieden, andere Menschen zu beleidigen, zu bedrohen, zu diffamieren? Wir sind der festen Überzeugung, dass Gewalt und Hass sozial erlernt werden und somit auch wieder „verlernbar” sind. Hier setzen wir mit STOP-HATE an. Die Teilnehmenden an unserem digitalen Sozialtraining arbeiten daran, ihr Verhalten zu reflektieren, Verantwortung zu übernehmen und dauerhaft aus ihrer Gewalt- und Agitationsspirale auszusteigen”, erklärt Kay Wegner.

So läuft das STOP-HATE Programm ab

Wer die Chance bekommt, am STOP-HATE-Programm teilzunehmen, entscheidet die Justiz. Statt eine Geld- oder Haftstrafe zu verhängen, kann Angeklagten das Resozialisierungs-Programm nahelegt werden. Wer sich dafür entscheidet und teilnimmt, dessen Verfahren kann eingestellt werden.

In wöchentlichen Online-Gruppensitzungen werden die Teilnehmenden mit persönlichen Themen konfrontiert, wie: Warum beleidige, bedrohe oder verunglimpfe ich Andere? Welche Trigger lösen Hass-Reaktionen bei mir aus? Woher kommen meine Wut und Aggression? Wie komme ich weg von meiner Gewalt? In der Gruppe setzen sich die Täter*innen intensiv mit ihrer gewaltfördernden Haltung auseinander und entwickeln Strategien für einen sozial akzeptablen Umgang mit ihren Einstellungen, Emotionen, Wünschen und Bedürfnissen. Ziel ist, Hass und Gewalt nicht nur umgehend, sondern permanent zu beenden.

Wenn aus Unsicherheit Hass wird

„Oft haben Täter*innen im Laufe ihres Lebens selbst psychische oder physische Gewalt erfahren. Viele haben sich nie zugehörig, anerkannt oder wertgeschätzt gefühlt. Aggressivität – auch Hasskriminalität – resultiert meist aus einer tiefen Enttäuschung und extremen Unsicherheit”, weiß der Psychologe Kay Wegner aus 24 Jahren Erfahrung mit Gewalt- und Sexualstraftäter*innen. Man müsse Hass-Verbreitende daher immer wieder zur Selbstreflexion aufrufen, anstatt sie zu belehren, ergänzt Windgassen: „Die Teilnehmenden müssen selbst zur Einsicht kommen, dass ihr Handeln Konsequenzen hat. Sie müssen ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass nur sie allein für ihre Beleidigungen, Gewaltandrohungen und den Hass Verantwortung tragen und niemand sonst. Und sie müssen sich aktiv dazu entscheiden, Schluss mit ihrem gewalttätigen Handeln zu machen. Eine dauerhafte Verhaltensänderung entsteht immer nur aus Eigenmotivation. Hierbei kann sie STOP-HATE unterstützen.”

STOP-HATE wird nicht nur vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert. Auch die ZIT, die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, ist exklusiver Kooperationspartner von STOP-HATE. Auch die Deutsche Telekom hat das Projekt als neuen Partner in die “Gegen Hass im Netz” Initiative aufgenommen.

Die Internetpräsenz von STOP-HATE befindet sich derzeit im Aufbau und wird in Kürze unter stop-hate.de erreichbar sein.

gegen-hass-im-netz-01

Gegen Hass im Netz

Die Telekom kämpft für ein Netz ohne Hass, in dem alle respektvoll miteinander umgehen.

FAQ