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Jim Moritz Würz

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Telekom wird nicht bevorzugt

Die Bundesnetzagentur hat entschieden, dass schnelles Internet in Wohnhäusern auch weiterhin mit verschiedenen Breitbandtechnologien gleichzeitig möglich sein soll. Kritiker erklären, die Telekom werde von der Behörde bevorzugt.

Techniker arbeiten an einem grauen Kasten.

Die Deutsche Telekom wird durch die Entscheidung der Bundesnetzagentur nicht bevorzugt. Es findet auch keine Bevorzugung von alter Technik gegenüber neuer Technik statt.

Richtig ist: Entgegen des Framing einiger unserer Wettbewerber wird die Deutsche Telekom durch die Entscheidung der Bundesnetzagentur nicht gegenüber anderen Unternehmen bevorzugt. Es findet auch, entgegen den Aussagen zahlreicher Medienberichte, keine Bevorzugung von alter Kupfertechnik gegenüber neuer Glasfaser statt, sondern die Bundesnetzagentur hat im Sinne der Kunden und im Rahmen technischer Notwendigkeiten einen Kompromiss festgelegt.

Dieser besagt, dass verschiedene Breitbandtechnologien nebeneinander und im selben Gebäude funktionieren müssen. Das ist auch sinnvoll. Es kann nicht sein, dass einzelne Kunden auf einmal kein Internet mehr haben, nur weil der Nachbar ein FTTB-Produkt hat (siehe technische Erklärung unten). Stattdessen sollen die Kunden im Sinne des Wettbewerbs auch weiterhin zwischen verschiedenen Anbietern, und damit auch Technologien, wählen können. Überraschend ist, dass ausgerechnet der Bundesverband Breitbandkommunikation BREKO, der sonst das hohe Lied der Glasfaser singt, nun offenbar ein Kupfermonopol innerhalb von Gebäuden anstrebt, Wettbewerber qua Regulierung verdrängen möchte und gleichzeitig Glasfaserinvestitionen bis in die Wohnungen scheut.

Es steht weiterhin jedem Anbieter frei, Glasfaser auszubauen

Technisch gesprochen: Das Problem ist nicht der Glasfaseranschluss, sondern die gemeinsame Nutzung des Kupferleitungsnetzes bis zur Wohnung des Endkunden. Viele Betreiber bauen heute eben kein FTTH, also Glasfaser bis in die jeweilige Wohnung, sondern lediglich FTTB, also Glasfaser bis ins Gebäude – in der Regel bis in den Keller. Ab dort geht es auf bestehenden Kupferkabeln weiter. Die Telekom ihrerseits baut in großem Umfang (aktuell 16 Millionen Haushalte) FTTC. Hier erfolgt der Übergang auf Kupfer an den „grauen Kästen“ vor dem Haus, also ein Stück früher in der Leitung. Je nach Lage des Gebäudes geht es hier übrigens nur um wenige Meter.

Sowohl bei FTTB als auch bei FTTC muss also ein Übergang von Glasfaser auf Kupfer stattfinden. Bei FTTC kommt das Supervectoring zum Einsatz. Bei FTTB das so genannte G.fast. Dieses Übertragungsverfahren nutzt einen sehr großen Frequenzbereich für die Signalübertragung, unter anderem den Frequenzbereich, der bereits mit den Übertragungsverfahren Vectoring und Super-Vectoring genutzt wird. Durch die Nutzung des gleichen Frequenzspektrums kommt es zu gegenseitigen Störungen, die bei G.fast zu einem geringen Verlust von Datenraten führen kann. Bei VDSL Vectoring/Super Vectoring kann dies auch zum Synchronisationsverlust, also zum Ausfall des Anschlusses, führen. Sollten beide Technologien auf einer Leitung vorhanden sein, muss das bestehende Frequenzspektrum also aufgeteilt werden. Dann ist ein Parallelbetrieb möglich, wobei G.fast weiterhin mehr Frequenzspektrum erhält und somit größere Bandbreiten ermöglicht.

Alternativ besteht die Möglichkeit, die Glasfaser durchgängig bis in die Wohnung des Endkunden zu legen. Es steht jedem Anbieter frei, dies zu tun. Die Sichtweise, dass einer „alten“ Technologie der Vorrang gegeben wird, trifft daher nicht zu.

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