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Lisa Machnig

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Wissen was in Zukunft zählt: ein Gespräch mit Thomas de Maizière, Vorsitzender Deutsche Telekom Stiftung

Einstein oder Instagram: Was ist Allgemeinbildung? Wie beeinflusst die digitale Welt die Bildung der Zukunft? Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der Vermittlung von Wissen? 

Das sind Fragen, mit denen sich die Deutsche Telekom Stiftung befasst. Wie man sich hier für ein modernes Bildungssystem einsetzt, haben wir Dr. Thomas de Maizière, Vorsitzender der Deutsche Telekom Stiftung, gefragt.

Dr. Thomas de Maizière, Vorsitzender Deutsche Telekom Stiftung.

Dr. Thomas de Maizière, Vorsitzender Deutsche Telekom Stiftung.

Die Telekom-Stiftung überschreibt ihre Aktivitäten mit dem Motto „Wissen, was in Zukunft zählt“. Was müssen wir denn in der Welt von morgen wissen, Herr de Maizière?

In jedem Fall werden Inhalte aus dem MINT-Umfeld – also aus Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – eine große Rolle spielen und noch stärker Teil einer guten Allgemeinbildung sein als heute. Das bringt die Digitalisierung mit sich. Aber nicht nur reines MINT-Fachwissen wird uns helfen, die technologisch geprägte, sich immer schneller verändernde Welt zu verstehen und mitzugestalten. Auch überfachliche Kompetenzen wie Urteilsvermögen, kritisches Denken und Quellenkompetenz sind notwendig, damit die Menschen sich neues Wissen jederzeit selbstständig erschließen können. 

Apropos Wissen: Warum müssen wir denn überhaupt noch Wissen erwerben, wenn doch das Internet alles weiß? 

Wenn es so einfach wäre: Richtig ist, dass im Internet wirklich viel Wissen steckt, aber das ist nur eine Seite der Medaille. Richtig ist ja auch, dass im Internet viele falsche Informationen kursieren oder bewusst dort platziert werden. Deswegen hat für die Telekom-Stiftung auch das Thema Medienkompetenz im Sinne von Nachrichten- und Quellenkompetenz einen ganz hohen Stellenwert. Alle Menschen -  vor allem aber Kinder und Jugendliche - sollten einschätzen können, welche Informationen vertrauenswürdig sind und welche nicht.

Sie betonen die Bedeutung von Medienkompetenz für junge Menschen – sind die nicht allein aufgrund ihres Alters und des steten Umgangs mit digitalen Medien kompetent?

Das könnte man glauben, aber Studien und Umfragen belegen etwas völlig anderes. Ja, junge Menschen gehen mit Smartphones, Tablets und Computern sehr selbstverständlich um, aber das ist es dann oft auch. Die Medien werden zur Unterhaltung genutzt, zum Chatten oder Spielen beispielsweise. Ein Tablet oder Lernsysteme für die eigene Bildung einzusetzen, ist aber etwas völlig anderes. Und hier fangen dann die Herausforderungen an. Ich denke, die Corona-Pandemie hat sehr deutlich gezeigt, wie gut sich digitale Medien – richtig eingesetzt – für das Lehren und Lernen eignen und was damit möglich ist. Sie hat aber auch gezeigt, dass das nicht so einfach mal eben funktioniert. Arbeitsblätter per E-Mail zu verschicken und Schülerinnen und Schüler damit sich selbst zu überlassen, genügt jedenfalls nicht. Junge Menschen brauchen Unterstützung, wenn es darum geht, medienkompetent und digital mündig zu werden - gerade auch, wenn es um die Risiken der digitalen Welt geht. Cybermobbing oder der Umgang mit Persönlichkeitsrechten sind zum Beispiel Themen, an die sie herangeführt werden müssen. Das sollte in den Schulen geschehen, aber auch in Jugendhäusern, Vereinen und im Elternhaus. 

Schulen, Jugendhäuser und Vereine sind für die Telekom-Stiftung Teile eines „Bildungs-Ökosystems“. So steht es in Ihrer Strategie. Was meinen Sie damit? 

Das ist unsere Vision für die Bildungssysteme der Zukunft: Wir möchten erreichen, dass generell alle Einrichtungen, in denen jungen Menschen lernen können, eng zusammenwirken: Schulen, Bibliotheken, Museen, Vereine, Kinder- und Jugendarbeit und so weiter. Das ist heute leider noch zu selten der Fall. Jede Einrichtung macht gute Arbeit, aber eben für sich und aus dem eigenen Selbstverständnis heraus. Aus unserer Sicht kann in der Bildungslandschaft jeder von jedem lernen – zum Wohle der Kinder und Jugendlichen, die dann eine Art „Rundum-Bildungspaket“ bekommen. Das müssen wir noch besser verstehen und auch leben. 

Sie haben die MINT-Bildung schon erwähnt. Die Fächer gehören aber nicht unbedingt zu den Lieblingsthemen von Kindern und Jugendlichen …

Das kommt darauf an. Wenn wir an die kleinen Kinder denken, stecken in allen kleine MINT-Forscher. Sie sind neugierig auf die Umwelt, auf Tiere, auf Maschinen. Sie wollen wissen, wie Sachen funktionieren und Dinge selbst ausprobieren. Diese MINT-Begeisterung hält dann oft leider nicht an. Mathematik, Physik oder Informatik werden als zu theoretisch oder langweilig wahrgenommen. Weil sich die Telekom-Stiftung seit vergangenem Jahr auf Bildungsangebote für 10- bis 16-Jährige fokussiert, haben wir das MINT-Interesse dieser Altersgruppe aufwändig untersucht. Das Ergebnis: Die Mädchen und Jungen interessieren sich durchaus für Fragen wie Umweltschutz, Klimawandel, Ernährung, Gesundheit oder den Einsatz von Robotern – allesamt MINT-Themen, auch wenn hier MINT nicht explizit draufsteht. Und es sind Themen, die für unsere Zukunft immens wichtig sind. Hier müssen wir erreichen, dass die Kinder und Jugendlichen sich nicht nur interessieren, sondern auch engagieren.

Wie stellen Sie das an? Gerade 10- bis 16-Jährige sind sicher nicht einfach zu bewegen.

Wenn wir sie in ihrer Lebenswirklichkeit abholen, können wir viel erreichen, da bin ich ganz sicher. Wir haben auch schon tolle Stiftungsprojekte wie die Junior-Ingenieur-Akademie, die GestaltBar oder Ich kann was!, in denen junge Menschen sehr engagiert und mit Begeisterung an Fragestellungen herangehen, für die sie sich interessieren und dann auch Antworten finden. Von solchen Vorhaben werden wir in Zukunft noch mehr entwickeln und dabei auch junge Menschen direkt einbinden. Ihnen gehört die Zukunft und sie sollten sie mitgestalten können.

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