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Hagen Rickmann

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Die Krise als digitaler Weckruf

Ein Beitrag von Hagen Rickmann, Geschäftsführer Geschäftskunden Telekom Deutschland GmbH.

Hagen Rickmann, war bis 13.10.2023 Geschäftsführer Geschäftskunden Telekom Deutschland GmbH

Hagen Rickmann, war bis 13.10.2023 Geschäftsführer Geschäftskunden Telekom Deutschland GmbH

Never waste a good crisis. Der Spruch stammt von Churchill. Und klingt heute erst mal zynisch angesichts des Leids, das Covid-19 für viele Menschen bedeutet, und in Anbetracht der Belastungen für die Weltwirtschaft. Keine Frage: Die Pandemie ist zuallererst ein Desaster. Aber eben auch ein Anlass, um unseren Status quo zu überdenken. 

Wir wissen schon jetzt: Es kann kein „Weiter so“ geben. Dazu haben sich Staaten wie Unternehmen als zu krisenanfällig gezeigt. Ich bin überzeugt, dass uns die Digitalisierung bei der Neuorientierung helfen kann. In Deutschland erleben wir Corona als Katalysator für die Transformation. Weil die Krise seit Anfang März auch in jenen Unternehmen plötzlich eine Akzeptanz für die Digitalisierung geschaffen hat, die sich bislang digital zurückhielten. Zum Beispiel all die Firmen, die angesichts guter Geschäftszahlen bislang keinen Anlass sahen, sich mit den Möglichkeiten der Transformation auseinanderzusetzen. Über Nacht mussten sie umdenken, digital durchstarten, um überhaupt geschäftsfähig zu bleiben. 

Probieren statt diskutieren

Wir haben in zwei Monaten so viel Digitalisierung gesehen wie sonst in zwei Jahren, sagte der Microsoft-Chef Satya Nadella kürzlich in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Das kann ich unterschreiben. Die Pandemie hat den Arbeitsalltag vieler unserer Kunden von jetzt auf gleich auf den Kopf gestellt – und ihn viel digitaler gemacht. Bestes Beispiel: das mobile Arbeiten. Da diskutieren wir seit Jahren über New Work und die Möglichkeit, von überall aus flexibel zu arbeiten. Genauso lange führen Bedenkenträger ihre Einwände ins Feld. Und dann widerlegt das Coronavirus binnen weniger Wochen all ihre Argumente. Warum? Weil wir nicht mehr reden, sondern Fakten schaffen und Unternehmen aufgrund der Pandemie digitale Kollaborationstools wie WebEX oder Microsoft Teams ausprobieren mussten, um im Spiel zu bleiben. Die Folge: Nach BITKOM-Angaben arbeitete Mitte März jeder zweite Berufstätige im Homeoffice. Ergebnis: Dieser riesige Feldversuch lief vielerorts völlig reibungsfrei. Daher bin ich sicher, auch wenn die Krise geht, wird das Homeoffice bleiben. Wenn es ihr Job erlaubt, haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telekom seit Mitte März von zuhause gearbeitet – 83 Prozent sagten in einer internen Umfrage, dass sie das gerne tun. Vor der Krise waren es nur 37 Prozent. Wir alle lernen im Zeitraffer, dass flexible Arbeitsformen effizient sind: Laut einer aktuellen Umfrage des Fraunhofer-Instituts schätzen fast 55 Prozent der Befragten ihre Produktivität daheim höher oder sogar deutlich höher ein als im Büro. Die Zahl hat mich überrascht, da sich viele Mütter und Väter parallel zu ihrer Arbeit auch noch um ihre Kinder und das Homeschooling kümmern mussten und auch nach wie vor müssen.  

Digitalisierung erhöht die Widerstandskraft

Ohne die digitalen Möglichkeiten hätte uns die Coronakrise wirtschaftlich noch härter getroffen. Digital aufgestellte Unternehmen kamen in der Regel besser durch den Shutdown. Das hatte ich erwartet. Unser Digitalisierungindex Mittelstand belegt seit Jahren, dass sich die Transformation für Unternehmen auszahlt: Sie machen mehr Umsatz, gewinnen leichter neue Kunden und können über innovative Geschäftsideen ihre Wertschöpfung ankurbeln. Das gilt vor allem für die digitalen Vorreiter im Mittelstand. Fast drei Viertel der Top-Performer freuen sich über einen höheren Umsatz; bei 83 Prozent hat sich die Produkt- und Servicequalität erhöht. Im nächsten Digitalisierungsindex werden wir noch einen anderen, vielleicht deutlich wichtigeren Effekt herauslesen: Digitalisierung erhöht in Krisenzeiten die Resilienz – etwa weil Einzelhändler ihre Produkte schneller auf alternativen Vertriebswegen an die Frau oder den Mann bringen können.  

Ein gutes Beispiel sind die Lindner Hotels & Resorts. Natürlich konnten auch sie nach dem verordneten Stillstand keine touristischen Angebote mehr machen. Aber weil sie schon früh auf die Digitalisierung gesetzt hatten, konnten sie sich ein neues Geschäftsmodell erschließen und einen Teil der Verluste auffangen. Die Hotels boten ihre Zimmer mit schnellem WLAN als Homeoffice-Alternative für all jene an, die zuhause nicht konzentriert arbeiten können, weil kleine Kinder durch die Räume toben oder in der eigenen Wohnung schlicht der Platz fehlt. Und auch die Organisation des Neustarts fällt Lindner dank der Digitalisierung deutlich leichter, denn das Unternehmen bietet seinen Kunden schon seit längerem eine kontaktlose Customer Journey an. Ohne Warteschlange an der Rezeption checken Übernachtungsgäste mit ihrem Smartphone ein und aus und können damit sogar die Zimmertüren öffnen.

Was wir aus der Krise lernen sollten? 

Die Natur ist nicht beherrschbar. Wir werden auch hier in Deutschland künftig mit einem Gefühl der Unsicherheit leben und Krisen einkalkulieren müssen. Heißt: Unternehmen sollten dringend an ihrer Anpassungsbereitschaft arbeiten. Mit dem neuen Normal läuten wir das Zeitalter der Flexibilität ein. Damit ist die Digitalisierung aus dem Arbeitsalltag der Unternehmen nicht mehr wegzudenken.

Arbeiten im HomeOffice nimmt zu: Wir werden künftig mehr von daheim oder von unterwegs arbeiten. Facebook geht davon aus, dass in zehn Jahren jeder zweite Mitarbeiter im Home Office arbeitet und Twitter bietet bereits heute allen Mitarbeiter Home Office dauerhaft an. Unternehmen müssen die dafür notwendigen Voraussetzungen schaffen. Zum Beispiel verstärkt auf Kollaborationstools setzen – zumal diese immer besser und unkomplizierter werden. Microsoft Teams wird noch 2020 eine Geräuschunterdrückung in Realtime einbinden. Eine KI filtert dann einfach störende Hintergrundgeräusche heraus.  

Diversität ist das neue Normal: Unternehmen werden weiter digitalisieren und noch stärker auf Multi-Channel-Strategien setzen. Digitale Kanäle wie Onlineshops und Websiten werden massiv zunehmen. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass Unternehmen, die mit ihren Onlineshops gut aufgestellt waren, besser durch die Krise gekommen sind. Bei ihnen hat sich nicht nur der Absatz, sondern – bei börsennotierten Unternehmen – auch der Aktienkurs positiv entwickelt. Daher ist mein Tipp in Sachen Digitalisierung: Loslegen. Digitale Tools für kleine Schritte gibt es reichlich. Lassen Sie jetzt nicht nach.

Ich hoffe, dass die Bundesregierung dafür auch die Rahmenbedingungen schafft: Gegenwärtig schüttet sie ungeheure Summen an Unternehmen aus, um die Folgen von Corona abzufedern. Gut so. Selbstverständlich brauchen Firmen Hilfe – aber warum fördern wir nicht gezielt Digitalisierungsprojekte, verbinden die Unterstützung mit Auflagen, bieten den Unternehmen einen Anreiz, sich zu transformieren? Damit sie gestärkt und resilienter aus dieser schweren Zeit kommen. Und auf die nächste Krise besser vorbereitet sind. 

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