Neues aus der Cybersicherheit: Telekom geht jetzt auf „Fischfang“
- Telekom-Service findet automatisch Schwachstellen in der Firmen-IT
- Künstliche Intelligenz unterstützt bei Analyse und Aussortieren von ‚Beifang‘
- DSGVO eingehalten? Impressum und Cookies da? Fischfang spart Bußgelder
Hacker häufiger ohne Beute: Mit einem neuen Service macht die Telekom Jagd auf Cyberkriminelle. „Fischfang“ heißt das neue Angebot. Es ermittelt Schwachstellen und technische Details in der Firmen-IT, bevor Angreifer sie nutzen. Hinter dem neuen Dienst steckt die von der Telekom entwickelte Fischfang-Plattform. Sie analysiert und bewertet die Angriffsfläche eines Unternehmens. Das macht sie in Echtzeit und automatisch. Die Plattform führt zum Beispiel immer wiederkehrende Prüfroutinen durch. Für Datenanalystinnen wären das viele Handgriffe. Im Wettlauf mit den Angreifern gewinnen die Verteidiger so wertvolle Zeit.
Nach Analyse erstellt „Fischfang“ mit Grafiken eine Übersicht der IT-Landschaft und hält diese kontinuierlich aktuell. Dazu braucht sie kein Vorwissen über die Organisation der Firma. Die Plattform listet auf, welche Hard- und Software-Produkte auf den Systemen laufen. Der erzeugte Bericht informiert auch über Domains und IP-Adressen, die zum Unternehmen gehören. Künstliche Intelligenz hilft vorher beim Aussortieren.
Moderne Firmen-IT bietet ein Meer von Angriffs-Möglichkeiten
Der Sicherheitschef der Telekom Thomas Tschersich sagt: „Moderne Firmen-IT ist unüberschaubar und bietet leider ein Meer von Angriffsmöglichkeiten. Mit Handarbeit allein kommt die Cybersicherheit nicht mehr hinterher. Fischfang verschafft unseren Kunden wichtige Zeit. Die Plattform sorgt für Übersicht und fischt erkannte Sicherheitslücken heraus.“
In 15 Minuten werden Hacker schon fündig
Cyberkriminelle schädigen die deutsche Wirtschaft massiv. Der Branchenverband BITKOM beziffert den jährlichen Verlust durch Diebstahl von Technik und Daten, Spionage und Sabotage auf rund 203 Milliarden Euro. Die Erpresser-Software WannaCry verschlüsselte 2017 200.000 Computer in 150 Ländern. Viele hatten den verfügbaren Patch nicht installiert. Schätzungen reichen von einigen Hundert Millionen bis zu vier Milliarden Dollar Schaden. Folgenschwer war auch die Ransom-Attacke auf die Landkreisverwaltung Anhalt-Bitterfeld im vergangenen Oktober. Danach funktionierten Bürgerdienste für 207 Tage nur eingeschränkt oder gar nicht.
Drei Dinge spielen Hackern immer wieder in die Karten
Organisationen haben oft keine ausreichende Übersicht ihrer IT. Mitarbeiter nutzen Laptops, Tablets, Smartphones oder Watches. Regelmäßig kommen neue Anwendungen und Softwarefeatures hinzu. Technologietrends wie 5G oder Multi-Cloud schaffen den Unternehmen neue Möglichkeiten aber auch neue mögliche Einfallstore. Angreifer suchen immer das schwächste Glied. Um einem Hauptsystem zu schaden, reicht eine Schwachstelle in einer vermeintlich unbedeutenden Zusatzsoftware.
Immer mehr Anbieter machen Sicherheits-Lücken in ihren Produkten und Diensten öffentlich. Das haben die Security-Experten der Open-Source-Plattform „Snyk“ beobachtet. In den vergangenen Jahren meldeten 88% mehr Firmen entsprechende Schwachstellen. Die Sicherheitsforscher von Rezilion zählen aktuell mehr als 15 Millionen verwundbare Systeme, die offen im Netz stehen.
Die Zeit arbeitet für den Hacker. Eine Analyse der Rand Corporation ergab: Nur 22 Tage vergehen im Schnitt, bis Angreifer eine bekannt gewordene Schwachstelle ausnutzen. Über hundert Tage brauchen dagegen viele Firmen, bis sie mit einem Patch Schlimmeres verhindern, so der US-Thinktank weiter. Mit immer stärkeren Computern und schnelleren Netzen können Angreifer Lücken innerhalb von Stunden im großen Stil ausnutzen. Es gibt vier Milliarden IPv4-Internetadressen auf der Welt. Fürs Durchsuchen aller Adressen nach einer bestimmten Schwachstelle braucht die Technik heute nur noch 15 Minuten.
Fischfang spart Datenschutz-Bußgeld
Die Telekom setzt „Fischfang“ auch für die eigenen Systeme ein. Die Plattform unterstützt das Cyber Emergency Response Team (CERT) des Konzerns. Mithilfe der durch „Fischfang“ ermittelten Daten prüft die Telekom auch, ob die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) eingehalten wird. Cookie-Benachrichtigungen sowie ein gesetzliches Impressum müssen ebenfalls vorhanden sein. Das spart hohe Bußgelder.
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