Verantwortung

Susann Terheggen

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Chris Mathea steigt der Telekom regelmäßig aufs Dach – rein beruflich natürlich. Er ist dafür zuständig, unsere Standorte mit erneuerbaren Energiequellen auszurüsten. Im Interview erzählt er, warum die Anlagenbauer ihn fürchten, was das Schlimmste an seinem Job ist, und warum wegen Photovoltaik in München schon fünf Mal die Polizei anrücken musste.

Chris Mathea vor einem magentafarbenen Hintergrund, auf dem Solarpanels und Windräder illustriert sind.

Chris Mathea verantwortet den Ausbau von erneuerbaren Energiequellen bei der Telekom. © Deutsche Telekom

Du hast im Konzern für das Thema erneuerbare Energien den Hut auf. Was ist man in dieser Position: Betriebswirtschaftler, Ingenieur oder Umweltaktivist?

Chris Mathea: Wahrscheinlich von allem ein bisschen. Ich habe Wirtschaftsinformatik studiert und bin im zweiten Bildungsweg Elektrikermeister. Und dass ich mich privat sehr für Photovoltaik interessiere, passt natürlich auch gut zu dem Job bei der PASM.

Stichwort „Use what you sell“: Hast du selbst auch eine PV-Anlage bei dir zuhause?

Chris: Na klar, sogar mit einer Fassaden PV. Die ist übrigens sehr praktisch, denn so senkrechtes Solarmodul ist sauberer und in den Wintermonaten effizienter. Außerdem habe ich im Freundeskreis bislang neun Anlagen selbst aufgebaut. Dadurch bin ich bei den Solarfirmen, die für uns arbeiten, nicht gerade der Beliebteste. Denn ich weiß, wann sie Dinge schwieriger reden als sie eigentlich sind. 

Wie ist das bei der Telekom: Passt Solar auf jedes Dach?

Chris: Nein. Unsere Dächer sind teilweise 70 Jahre alt und älter. Da ist das statisch eine Herausforderung oder rentiert sich nicht. Aber es gibt 8.000, die das Potenzial haben. Dazu kommen 400 Freiflächen, quasi die grüne Wiese. Zum Glück, denn wir müssen bauen, wo wir können. Momentan produzieren wir ein Prozent unseres Strombedarfs selbst aus erneuerbaren Energien . Unser Ziel ist jedoch, bis 2030 zehn Prozent zu erreichen . Zum Vergleich: Das ist so viel wie 100.000 Zwei-Personen-Haushalbe im ganzen Jahr verbrauchen. Da Photovoltaik im Vergleich zu Windkraft leichter zu errichten ist, liegt unser Fokus vor allem darauf.

Haben wir denn irgendwo schon ein Windrad? In der Küstenregion vielleicht?

Chris: Fast. In Leichlingen bei Leverkusen. Das bringt uns auch einige Störungsmeldungen bei der Servicehotline ein – weil es sich nicht dreht.

Und warum nicht? 

Chris: Das ist eine kuriose Geschichte: Die Deutsche Funkturm hatte das Windrad als Mobilfunkmast genutzt. Diesen brauchten sie nicht mehr, also haben sie das ganze Rad stillgelegt. Wir sind gerade dran, den Standort zu reaktivieren, wollen dort aber eine leistungsstärkere Anlage hinstellen. Damit man eine Vorstellung bekommt: Mit nur einer Umdrehung des Rads wäre die Batterie eines E-Autos schon zu 50 Prozent geladen. Und das ist nichts gegen Großräder, wie es sie in China gibt: Da schafft eine Runde komplette fünf Batterien.

Klingt doch gut – was hindert uns denn?

Chris: Die Bürokratie. Die ist definitiv das Schlimmste an meinem Job! Um überhaupt in den Dunstkreis eines Genehmigungsverfahrens zu kommen, muss man erst einmal 80.000 Euro in diverse Gutachten investieren. Und dann bekommen wir jeden Tag zu spüren, wie langsam die Mühlen in Deutschland mahlen. Angst und Unwissenheit sind definitiv keine Entscheidungsbeschleuniger. Dazu kommen häufig Klagen von Anwohnerinnen und Anwohnern, übrigens nicht nur bei Windkraft …

Sondern?

Chris: In der Einsteinstraße in München hatten wir einen PV-Wechselrichter auf dem Dach. Das Gerät sorgt dafür, dass der Solarstrom überhaupt nutzbar ist. Wegen dem haben Menschen aus dem gegenüberliegenden Wohnhaus fünf Mal die Polizei gerufen, wegen angeblicher Lärmbelästigung. Der Haken: Die Anlage war zu dem Zeitpunkt noch gar nicht angeschlossen. Inzwischen haben wir den Wechselrichter ins Innere des Gebäudes verlegt. 

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