AEOLIX hat Waren genau im Blick
In der Logistik ist die genaue Vorhersage der Ankunftszeit die Königsdisziplin. Denn Wartezeiten von Lastern, Schiffen oder Zügen kann sich keiner leisten. Ein EU-weites Projekt zeigt nun, wie Informationssysteme miteinander vernetzt werden können.
Entstanden ist die Plattform AEOLIX. Mit ihr behalten alle ihre Waren und Transportmittel besser im Blick. Das Geheimnis des Erfolgs: Echtzeit-Daten. Diese machen die Lieferkette deutlich transparenter. Drei Jahre lang haben Transport- und Logistikunternehmen aus ganz Europa an diesem Projekt gearbeitet. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Was in der Logistik funktioniert, bringt bestimmt auch mir Vorteile.
AEOLIX macht die Zeitplanung in Lieferketten präziser
Wenn ich auf Reisen gehe, ist mein Ein und Alles „ETA“. „ETA“? Das ist die “Estimated Time of Arrival” also die voraussichtliche Ankunftszeit. Mein Flieger kommt nicht pünktlich? So viel hängt davon ab: Ich werde abgeholt. Bekommt meine Freundin die Info über die Verspätung rechtzeitig? Kommen wir auf der Fahrt in den Feierabendstau? Schaffen wir es überhaupt zum Konzert?
Übertrage ich dieses Szenario aus meiner kleinen Welt auf die Abläufe an einem Hafen, wird das Gedankenspiel schnell komplexer: Die Lieferung kommt in einem Schiffscontainer aus Übersee – verspätet. Ein Kran im Hafenterminal soll den Schiffscontainer auf einen LKW laden. Für die lange Fahrt zur Fabrik lädt ein Stapler den Container auf einen Zug. Für die letzte Meile zum Zwischenlager stehen ein weiterer Stapler und LKW bereit.… Tausend nachgelagerte Prozesse. Enge, exakte Zeitfenster. Alle arbeiten mit einer „Estimated Time of Arrival“ – einige auf Papier, andere im eigenen IT-System der Spedition, einige auf Deutsch, andere auf Englisch.
Aus Wunschdenken wird Wirklichkeit
Was ich mir schon für die Planung meiner privaten Reise wünsche, ist auch für die Logistik eine riesige Herausforderung. Wie schön wäre es, wenn während des Warentransports alle Informationen ständig vorliegen würden, und zwar in Echtzeit. Dann würde es künftig keinen LKW mehr geben, der wieder und wieder vergeblich die Rampe anfährt, Stau und Unfälle verursacht und dabei noch die Luft verpestet! Hier kommt AEOLIX ins Spiel. Denn notwendig sind dafür Systeme, die vernetzt sind.
Vernetzung spart Sprit
Mit dem EU-Projekt AEOLIX ist eine Plattform zum Datenaustausch aus diversen IT-Systemen in der Logistik entstanden. Sie erlaubt eine digitale Vernetzung auf Basis von (Echtzeit-) Informationen. Dies gilt für den Einsatz im Unternehmen oder übergreifend. Die Echtzeit-Daten liefern den beteiligten Logistikern ein Instrument, um ihre Güter zu überwachen. Verbessert wird außerdem die Tourenplanung. Disponenten können Transport-Alternativen nutzen und für ihre LKW Wartezeiten reduzieren. „Durch diese Maßnahmen haben wir die Zielvorgabe des EU-Projekts umsetzen können: Es lassen sich mit AEOLIX 30 Prozent CO2-Ausstoß und Spritverbrauch entlang der Transportketten durch Europa einsparen“, freut sich Ralf Willenbrock, Projektleiter für AEOLIX bei T-Systems. „Wir haben nicht nur ein hochkomplexes Projekt erfolgreich pilotiert, sondern auch die Sinnhaftigkeit einer solchen paneuropäische Plattform nachgewiesen.“
Probieren geht über Studieren
Das EU-Projektes AEOLIX hatte sich das Ziel gesetzt, den europäischen Frachtverkehr durch Einsatz moderner Technologien zur Digitalisierung effizienter zu gestalten. Über gemeinsame Standards sollten die vielen Insellösungen zu einer Gesamtlösung zusammenwachsen.
Über eine Laufzeit von drei Jahren wurde ein Ökosystem eingeführt und getestet. Fokus bei T-Systems in dem Projekt waren die Wertschöpfungsketten rund um den Hamburger Hafen (Seefracht) und den Frankfurter Flughafen (Luftfracht). Analyse und gemeinsame Lösungen zielten darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit der Standorte zu erhalten und auszubauen. Hierzu gehört auch Alternativen für den Transport im Korridor Hamburg-Frankfurt aufzuzeigen: Schiene? Oder besser Straße? Je nach Verkehrslage oder Verfügbarkeit von Parkplätzen bietet sich eine andere Lösung an. Genauso wichtig: eine bessere Planung der Termine für die Anlieferung an Flughafen beziehungsweise Seehafen.
AEOLIX lief bis Ende drittes Quartals 2019. Beim offiziellen Review in Brüssel gab es sogar ein Kompliment der technischen Prüfer. Und wie geht es nun weiter? „Mit AEOLIX haben wir nichts entwickelt, was im Elfenbeinturm bleiben soll. Uns geht es um die Praxis. Jetzt wollen wir noch mehr Unternehmen motivieren, auf die gemeinsame Plattform zu gehen und die Vorteile zu nutzen“, betont Willenbrock. Ein Nachfolgeprojekt steht dafür bereits in den Startlöchern. Auch bei FENIX ist T-Systems mit dabei.
Solch eine Plattform hätte ich übrigens auch gerne. Wenn meine Bahn verspätet kommt, soll mein Handy mich möglichst bequem mit Bus oder Leihrad von A nach B lotsen. Das kommt bestimmt bald.
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