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Judith Braun

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Agilität braucht Humor und ausreichend Flughöhe

Ich sitze im großen Konferenzsaal der Telekom in Bonn und kenne meinen Sitznachbarn nicht. Trotzdem gibt es keine üblichen Smalltalk-Floskeln zum Auftauen. Bereits nach zwei Minuten weiß ich, dass er Bernd heißt und wie seine aktuelle Erkenntnis aus seinem Arbeitsumfeld lautet „Für klassische Manager ist es eine Katastrophe, dass das alte Mantra einer hundertprozentigen Auslastung aller Mitarbeiter nicht zum Optimum führt“. Das sei wie auf der Autobahn, wer morgens nach Bonn reinfährt, weiß was das bedeutet: Stau bis zum Stillstand.

Bernd ist einer der vielen externen Teilnehmer von anderen Unternehmen, die neben internen Telekom-Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wissbegierig der Einladung von Florian Junglas und Lukas Schmidt gefolgt sind. Diese beiden Telekom-Mitarbeiter führen einerseits erfolgreich die unternehmensinterne Mayflower-Community. Diese hilft, sich an die sich ständig verändernde Umgebung anzupassen, indem sie Wissen aus der agilen Arbeitsweise weitergibt. Und beide Kollegen sind auch seit Jahren Anhänger der Ideen von Dr. Klaus Leopold.  Es war schon lange ihr Traum, Klaus (auf agilen Netzwerktreffen ist man sofort „per du“) und ihre agile Community in einer Veranstaltung auf magenta Boden zusammenzubringen. Netzwerken und Wissensaustausch ist oberstes Prinzip.

So gibt auch Laurent Donnay SVP Agile Transformation bei der Telekom Telekom IT GmbH das Motto des Abends vor: Lernen! Viel Lernen!

Agilität im Team ist nicht gleich Agilität im Business

Lernen kann man vom humorvoll referierenden Klaus bestens. Sein Fundus ist groß, er berät weltweit tätige Unternehmen bei der Einführung agiler Herangehensweisen*, den damit verbundenen Change-Prozessen und in der Optimierung ihrer Wertschöpfung. Entsprechend ist seine Reputation in der agilen Szene. Seine Bücher über Kanban und Business Agilität sind dort bestens bekannt.

Business Agilität ist auch das Thema seines Vortrags an diesem Abend. Der Unterschied von Agilität zu Business Agilität? Den löse ich gerne auf, aber folgen wir der Logik des kurzweiligen Vortrags:

Er startet getreu dem Zitat, das Albert Einstein zugeschrieben wird: „Wenn du eine Stunde Zeit hast ein Problem zu lösen, von dem dein Leben abhängt, dann verwende 55 Minuten auf die Analyse des Problems und fünf Minuten für die Lösung“.

Und Probleme gibt es mannigfaltig bei der „agilen Transformation“ die weltweit in den Firmen Einzug hält. Klaus schildert sie anhand eines konkreten Beispiels:

Firmen investieren Millionen damit alles schlechter wird?

Auf Basis all seinen Beratungen skizziert Klaus eine typische Beispielfirma. Diese hat sich durchaus auf ihre agile Reise vorbereitet: Es gibt crossfunktionale Teams, sie stehen täglich vor ihren bunten Post its, mit denen sie ihre Aufgaben visualisieren. Sie durchleuchten in Retrospektiven ihre Team-Zusammenarbeit. Das korrekte agile Mindset wird in Tagesworkshops vermittelt.

Bei jedem dieser aufgezählten Elemente erntet er wissende Lacher aus dem Publikum. Humor ist der notwendige Balsam für die manchmal geschundene agile Seele.

„Was kann da schon schiefgehen?“ fragt Klaus Leopold verschmitzt.

Die Statistiken zeigen: Es kann viel schiefgehen. Viel schneller wollte man Produkte erstellen. Viel schneller mit seinen Produkten am Markt sein. Doch oft tritt das Gegenteil ein. Und das obwohl Firmen sehr hohe Budgetsummen in teure Beratungsfirmen investieren, die die Belegschaft mit umfassenden Konzepten und Trainings für die gesamte Belegschaft versorgen.

Wie kann das sein?

In einer der zahlreichen Murmelrunden (Methode zur Interaktion auf Veranstaltungen, bei der Teilnehmer sich in ganz kleinen Gruppen für ein paar Minuten zu einer aktuellen Fragestelle austauschen) bilden die Veranstaltungsteilnehmer Hypothesen. „Vielleicht ist der Coach, der die agile Methode begleitet noch zu unerfahren.“ „Die agilen Teams kommen wahrscheinlich mit ihrer neuen Freiheit ihre Arbeit selbst gestalten zu können nicht richtig klar.“

Doch die Ursache liegt für viele überraschend nicht im Team selbst.

Auch agile „Highperforming“ Teams tun vor allem eins: Warten

Klaus zeigt auf, wo es hakt: Man kann ein einzelnes Team noch so sehr perfektionieren. Wenn die Abhängigkeiten der Teams untereinander nicht koordiniert werden, wenn es keinen zielgerichteten Austausch zwischen den Teams gibt, gibt es vor allem Stillstand statt Kundenmehrwert.

Die Lösung: Betrachte agiles Arbeiten nicht als Team- sondern als Unternehmenssport

Raus aus der Teamebene zoomen! Gemeinsam mit dem Management auf Unternehmens-Ebene schauen, wie man Produktportfolios und Strategien sinnvoll verknüpft. Auf allen Ebenen (Klaus spricht hier von „Flightlevels“, also verschiedenen Flughöhen) gilt: Es muss das richtige Team, zur richtigen Zeit, an der richtigen Sache arbeiten. Klingt wie eine Binsenweisheit. Ist aber tatsächlich eine große Herausforderung an Steuerung, Koordination und Kommunikation.

Business Agilität bedeutet genau diesen Unternehmenssport: Nicht allein die Teamebene betrachten, sondern sämtliche Abhängigkeiten im Unternehmen. Nur dann kann Agilität wirklich Wertschöpfung erzeugen und das ist das einzige, was für den Kunden zählt.

Wie sieht es bei euch aus?

Habt ihr in eurer Firma auch bereits agile Methoden eingeführt? Und wurden eure Erwartungen direkt erfüllt oder ging es auch erst einmal bergab?

Hompage Klaus Leopold mit vertiefenden Hinweisen zu seinen *Herangehensweisen.

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Manifest der Agilen Arbeit.

Manifest der Agilen Arbeit

Telekom verabschiedet mit Konzernbetriebsrat „Manifest der Agilen Arbeit“.

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