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Luisa Vollmar

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Auf ins"Silicon Wadi"

Hello auf Glasfront

Wäre ich ein Startup, würde ich am besten nach Israel ziehen. Hinter, oder sagen wir eher neben dem Silicon Valley ist Israel weltweit führend, wenn es um Innovation und Unternehmensgründungen geht. 

Daher wird es auch Silicon Wadi genannt. Die Startup-Szene brummt. Mit über 5.000 Unternehmen, die sich laut Startup Nation Central in der Startup-Szene tummeln, hat das Land im Nahen Osten die meisten Startups pro Kopf. Das israelische Wirtschaftsministerium sagt, es kämen mehr als 1.000 neue junge Unternehmen jährlich dazu. 1.500 der Startups befinden sich alleine in Tel Aviv.

Und das Land hat auch eine Menge börsennotierter Unternehmen. Die Zahl der von israelischen Firmen durchgeführten Exits lag im Jahr 2014 bei 99 . Der Wert der Exits lag bei beeindruckenden 6,94 Mrd. US$. Israel hat nach den USA und China die meisten Unternehmen an der Nasdaq  gelistet. Aber auch internationale Unternehmen wollen vom erfolgreich innovativen Umfeld profitieren. So sind über 250 Unternehmen nicht israelischer Herkunft mit eigenen Forschungs- und Entwicklungszentren in Israel präsent. Beispielsweise Apple. Obwohl die sonst nur im Heimatland USA forschen und entwickeln. Andere sind mindestens über Investitionen oder Partnerschaften in Israel aktiv. Das alles zusammen bugsiert Tel Aviv im globalen Index für Startup-Ökosysteme auf Platz zwei. Auch die Telekom hat diese Pluspunkte Israels erkannt und ist seit über zehn Jahren dort aktiv. Dazu später mehr.

Das sind beindruckende Zahlen, Daten, Fakten. Aber warum läuft es mit dem Gründen gerade dort so gut? Andere Mütter haben doch auch „schlaue“ Söhne.

Es ist das umfassende System zur Förderung von Unternehmensgründungen, das dieses erfolgreiche Umfeld schafft. Und es ist die staatliche und städtische Förderung und die hervorragende Ausbildung, die die Israelis auch während ihrer Pflichtjahre beim Militär erfahren. Und es ist nicht zuletzt ihre Kultur. Das zusammen hat Israel zur Startup-Nation werden lassen.

Die israelische Regierung unterstützt Gründer schon seit vielen Jahren. Insbesondere durch finanzielle Starthilfe. Schon in den Neunzigern wurde ein Programm aufgesetzt, durch welches Gründer nur 15 Prozent des Geldes für ihre Unternehmensgründung aufbringen müssen. Den Rest übernimmt der Staat in Form eines Darlehens, das das Unternehmen, wenn es erfolgreich läuft, zurückzahlt. Auch Risikokapitalgeber werden finanziell unterstützt, wenn sie mit ausländischen Investoren zusammenarbeiten. Dadurch kommen heute „70 Prozent des Geldes aus dem Ausland", weiß  Gallit Jacobovitz von der Organisation Start-up-Nation Central. Die Regierung investiert in Gründungen, da sie früh erkannt hat, dass die jungen innovativen Unternehmen definitiv ein positiver Wirtschaftsfaktor sind. Insgesamt werden laut Weltbank Report 2012 nahezu vier Prozent des Bruttoinlandproduktes in die Forschung investiert. Das ist der höchste Wert weltweit vor Finnland und Schweden.

Auch die Städte bieten Unterstützung. Tel Aviv stellt jungen Gründern Büroräume kostenlos zur Verfügung. Eine ehemalige Kinderbibliothek wurde in einen Co-Working-Space umgebaut. Halbjährlich werden hier zehn vielversprechende Startups aufgenommen. Jüngst hat Tel Aviv noch ein Austauschprogramm aufgesetzt, das Gründern ermöglicht, temporär in einer anderen Stadt zu arbeiten. Paris, München und Berlin sind beispielsweise schon dabei.

Es braucht aber natürlich auch die klugen Köpfe, die an innovativen Produkten und Ideen arbeiten und sie umsetzen. Hier hat die Armee einen großen Anteil. Sie sucht gezielt Nachwuchs mit Potential und bildet sie in Computerdingen und Cyber Security aus.  Das Militär als Tech-Inkubator quasi. Insbesondere die Eliteeinheit IDF (Israel Defense Forces) 8200, die sich dem Thema Cyber Security und der digitalen Spionage widmet. Hier dürfen nur die besten und talentiertesten Israelis arbeiten. Die Aufnahmebedingungen sind streng. Einige Talente werden schon zu Highschool-Zeiten hierfür vorgemerkt. In der IDF 8200 geht es nicht nur um eine technische Ausbildung, sondern auch um Managementfähigkeiten. Wer hier durchgegangen ist, kann kampferprobte Führungsstärke vorweisen, gepaart mit exzellentem technischen Wissen, Durchhaltevermögen und Disziplin. Ein hervorragendes Startpaket, um ein eigenes innovatives Business auf den Markt zu bringen und zu führen. Oft geht es den Israelis dabei nicht darum, einen Weltkonzern aufzubauen, sondern es geht ihnen ums Gründen selbst. Dann wird oft verkauft und sich neuen Ideen gewidmet.

Und jetzt kommt noch die israelische Kultur dazu. Man orientiert sich gerne an Herausforderungen, hat eine Affinität dazu, Dinge zu entwickeln und aufzubauen. Scheitern wird toleriert und als Motivation fürs Weitermachen gesehen und man arbeitet gern in flachen Hierarchien.  DLD Chairman Yossi Vardi ist davon überzeugt, dass „Israels Kreativität, Innovation und Unternehmergeist … mehr sind, als das Produkt der Regierungspolitik , Bildung und militärische Erfahrung.“ Diese Dinge würden den Unternehmergeist nähren. Aber den entscheidenden Ausschlag würden die Kultur und die Einstellung der Menschen geben. Vardi spricht von Tugenden und nutzt gerne die Metapher der „Jewish mother“ um zu betonen, dass diese Tugenden den Israelis quasi mit der Muttermilch „eingeflößt“ werden.

Wie eingangs erwähnt, haben auch internationale Unternehmen Israels Potential und das bereichernde Umfeld erkannt. Global Player wie Microsoft, Motorola, Google, Apple, Facebook, Siemens, GE oder IBM haben sich daher bewusst entschieden, in Israel zu investieren und dort tätig zu werden. Wir auch.

“Mit Partnern gewinnen“ heißt ein wichtiger Baustein in unserer Strategie. Der israelische Markt bietet eine Vielzahl potenzieller Partner und Produkte, die das Telekom Portfolio innovativ ergänzen. Bisher haben wir 15 Partnerschaften und Investments mit israelischen Unternehmen abgeschlossen. Um diese Partner und Produkte ausfindig zu machen, sind wir mit eigenen Mitarbeitern in Tel Aviv vor Ort. Interessant ist für uns natürlich auch das vorhandene technische Know How. Daher haben die T-Labs seit rund zehn Jahren einen israelischen Standort und arbeiten gemeinsam mit Wissenschaftlern der Ben Gurion Universität an Sicherheitskonzepten im Bereich Cyber Security und Big Data. Nicht zuletzt fördern wir auch junge Unternehmen. So sind wir natürlich auch mit einem Ableger unseres hub:raums in Tel Aviv präsent und unterstützen israelische Unternehmer, sich auf dem europäischen Markt zu etablieren und ihren Geschäftsideen zum kommerziellen Erfolg zu verhelfen.

Update: Apropos hub:raum. Die Netzgeschichten waren zu Besuch im Berliner hub:raum und haben sich mit deren Leiter Peter Borchers unterhalten.

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