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Michaela Weidenbrück

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„Das nächste müsste dann Quittengelee sein!“

Wenn das mobile Betriebssystem Android in diesen Tagen bereits seinen zehnten Geburtstag feiert, dann blicken auch wir bei der Telekom – ein wenig wehmütig – zurück auf den Launch des T-Mobile G1 in New York und alles was danach in Sachen Smartphone so passiert ist.

Grafik "10 Jahre Android"

Alle Android Versionen werden nach dem ABC und nach Süßigkeiten benannt.

Rund ein Jahr, nachdem Apple das iPhone präsentierte, machte sich auch Google daran, den Mobilfunkmarkt mit Android-Smartphones zu revolutionieren. Das T-Mobile G1 entstand seiner Zeit aus einer Kooperation von HTC und Google und ist das allererste Smartphone auf dem Android zum Einsatz kam. Auch wir von der Telekom waren damals stolz, „als weltweit erstes Unternehmen ein Mobiltelefon auf Basis des neuen Betriebssystems Android auf den Markt zu bringen“, wurde unser damaliger Group Product & Innovation Officer Christopher Schläffer zitiert.

Touchscreen, QWERT-Tastatur und Trackball, der Play Store hieß damals noch Android Market, Fotos wurden mit einer drei Megapixel Kamera aufgezeichnet und im Mobilfunk war das G1 mit 3G und EDGE unterwegs. Angetreten ist Android damals, „um das mobile Internet nicht nur für Millionen Nutzer zu erschließen, sondern um zugleich die Community der Entwickler zu mobilisieren“, erklärte Andy Rubin, damals Senior Director of Mobile Plattforms bei Google. Nach zehn Jahren kann man durchaus von einer Android-Erfolgsgeschichte sprechen. Mit knapp drei Millionen verfügbaren Apps wurden allein 2016 rund zwei Milliarden US-Dollar umgesetzt. Kostenlos für den Nutzer hingegen, ist das Android-Betriebssystem selbst, welches derzeit auf über 80 Prozent aller Smartphones auf der ganzen Welt zum Einsatz kommt. 

Fabian Nappenbach leitet heute das europäische Produkt Marketing beim taiwanesischen Smartphone-Hersteller HTC und kann als Android-Nutzer der ersten Stunde bestimmt noch sämtliche Android-Versionen samt Spitznamen aufsagen oder?

Fabian Nappenbach: Also ohne googlen? Ich glaube das ging erst mit Cupcake los, das müsste 1.3 gewesen sein, dann D – Donut, E – Eclair, F - …. Froyo, also Frozen Yoghurt, G - … (kommt nicht drauf), danach  kommt Honeycomb. Ice Cream Sandwich, Jelly Bean, Kitkat, Lollipop, Marshmallow,  Nougat, Oreo, Pie und das nächste müsste dann Quittengelee sein. Aber das G macht mich gerade echt fertig. Ah! Gingerbread. Ah ich muss mir die kleinen Menschchen vorstellen, die dann immer auf dem Google Campus stehen. 

Also: Es geht nach ABC und Süßigkeiten, aber jetzt wird es langsam eng: Jetzt sind wir bald bei Q. Quark, Quitte… mal schauen.

Das erste Smartphone mit Android „Base“ hieß damals T-Mobile G1 und kam von HTC. Hat die Telekom beim G1 mitgewirkt?

Fabian Nappenbach: Mitgewirkt ist schwierig zu sagen, also die Telekom hat nicht am Design oder an der Hardware mitgewirkt. Ein Operator ist üblicherweise eher an der Software beteiligt, aber nicht direkt am Coden, sondern äußert Wünsche: „Ich hätte gerne das Wallpaper in Magenta und folgende Apps vorinstalliert!“ Das ist ein sehr eingeschränkter Zugriff auf das eigentliche Gerätedesign, da waren dann schon mehr Google oder eben HTC am Drücker. 

Wie haben Sie die Einführung von Android miterlebt?

Fabian Nappenbach: Ich war zu dem Zeitpunkt HTC Produktmanager bei der Konkurrenz und hab da schon bisschen neidisch zur Telekom geschaut. Die hatten das Dream, also das G1, damals exklusiv und deswegen konnte ich es mir quasi nur aus der Ferne angucken. Bei O2 gab es die XDAs, bei der Telekom hießen sie MDAs, und da war natürlich ein neues Betriebssystem auf einem bewerten Hersteller eine super spannende Sache.

Welche Funktion war für Sie damals am spannendsten?

Fabian Nappenbach: Spannend an Android war grundsätzlich, dass es eines der ersten Betriebssysteme ist, die wirklich konsequent auf Cloud ausgerichtet wurde. Früher war der Handy Wechsel immer so eine Sache, über die Sim Karte die Kontakte und über irgendein Kabel dann das Adressbuch und fummel, fummel, fummel… – und hier war es halt so, man gibt seine Google Adresse ein und ist quasi fertig, auf einmal passt alles. Und das ganze Leben war in dem Moment auf dem Gerät und das empfand ich schon als enormen Durchbruch gegenüber all dem, was sich vorher Smartphone oder Telefon nannte. 

Welche Apps haben Sie zuerst installiert, was sind Ihre Lieblingsapps bis heute?

Fabian Nappenbach: Ich glaube, am meisten mein Leben verändert hat wirklich Google Maps, weil ich halt sehr viel unterwegs bin. Mit Google Maps wird man irgendwo auf der Welt quasi aus dem Taxi gekickt und hat sofort Orientierung. Daher muss ich sagen, mit großem Abstand Google Maps. 

Android ist das meistgenutzte Betriebssystem der Welt. Warum ist Android so erfolgreich?

Fabian Nappenbach: Android ist frei verfügbar für jeden Hersteller, der sich ein bisschen an Google Vorgaben hält. Und deswegen gibt es halt Android von 50 Euro bis zum 1300 Euro Luxus-Gerät. Und was für mich die Stärke von Android ist und damit auch den größten Unterschied zum Konkurrenten darstellt, ist die Offenheit. Ich habe als Kunde an jeder Stelle vom Betriebssystem wirklich die Wahl, möchte ich dieses Keyboard, diesen Browser, diese Galerie und sonst was nutzen. Ich habe hier nicht ein starkes Korsett vom Hersteller. Das schätze ich jetzt besonders und das scheint auch den anderen Leuten zu gefallen. 

Was fehlt Android? Welche Dinge sollte Android künftig noch können?

Fabian Nappenbach: Was mir fehlt ist ein echtes Sicherheitspatchsystem. Wir reden zwar häufig über Patches, aber wenn man genau hinschaut, sind die so gebaut, dass man dafür immer ein komplett neues Betriebssystem bilden, testen und ausrollen muss. Und deswegen dauert das auch so lange. Wenn das wie bei Windows funktioniert, dass wirklich nur der kleine Patch an alle Geräte übertragen werden müsste, dann wäre der ganze Prozess noch wesentlich geschmeidiger. Ich weiß nicht, ob das technisch möglich ist. Aber so etwas kann ich mir als größere Verbesserung vorstellen. 

Wie wichtig ist Android heute als Betriebssystem für HTC als Smartphone-Hersteller? Und wann machen Google und HTC nun gemeinsame Sache?

Fabian Nappenbach: Grundsätzlich sind wir agnostisch: HTC hat angefangen mit Windows, dann Windows Mobile quasi aus der Taufe gehoben und damals bei Android bei der Entwicklung mitgeholfen. Aktuell ist es so, dass alle unsere mobilen Geräte ausschließlich Android benutzen. Wir haben zwar noch VR Brillen, die mit Windows PCs arbeiten, aber selbst unsere Stand-alone VR Brille basiert auf Android. Insofern ist es die höchste Wichtigkeit an Betriebssystem, wir sind aber jetzt nicht verheiratet. 

Wir haben schon immer eine sehr enge Beziehung, eine enge Abstimmung mit Google gehabt. HTC hat zum Beispiel immer wieder Geräte für Google gebaut. Das ging mit dem G1 los, dann das Dream bis zuletzt die letzte Pixel Generation.  Google hat auch eine Menge von unseren Entwicklern für das Pixel Team übernommen, aber wir sind nach wie vor trotzdem unabhängig von Google. Es ist also nicht die gleiche Company, aber es besteht durchaus eine enge Freundschaft.

Was sind eure Lieblingsapps und eure Erfahrungen aus 10 Jahren Android? Ich freue mich auf eure Kommentare! Auch die Netzgeschichten feiern gemeinsam mit dem T-Mobile G1 Geburtstag. Außerdem hat Moderatorin Sissy einige Android-Fakten recherchiert, die ihr bestimmt so noch nicht kanntet. 


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