Von Scrum, Sprints, Squads und Tribes
Bekomme ich in einem Praktikum beim Center for Strategic Projects der Deutschen Telekom tatsächlich einen Einblick in die strategische Arbeit des Konzerns? Mein Resümee: spannende Aufgaben, tolle Kollegen, sehr viel gelernt – und nur zu empfehlen.
Habt ihr schon mal was von Squad, Tribe, Chapter oder Cluster gehört? Ehrlich gesagt: Ich nicht. Heute, nach einem fünfmonatigen Praktikum bei der Deutschen Telekom, sind die Begriffe des Spotify-Modells nicht mehr aus meinem Wortschatz wegzudenken. Damit strukturiert der Musik-Streaming-Dienst seine agile Organisation. Am Anfang hieß es daher erstmal „Vokabeln“ lernen und sich im Agilitäts-Dschungel zurechtfinden, denn dieser bestand nicht nur aus den agilen Werten und Prinzipien von Spotify, sondern auch aus dem Anwenden und Leben der Arbeitsmethodik Scrum. Diese hat ihre Wurzeln in der agilen Softwareentwicklung als Vorgehensmodell des Projekt- und Produktmanagements. Die Software wird also nicht mehr Monate lang am Stück entwickelt, sondern es werden stattdessen Schritt für Schritt kleinere, verdaubare Portionen gebaut, die regemäßig mit dem Kunden abgestimmt werden. Die Kunden bekommen so schneller Zwischenergebnisse und können frühzeitig in die Weiterentwicklung eines Produkts eingreifen.
Einblick in Strategieberatung
Agile Arbeitsmethoden und Organisationsstrukturen standen bisher als Masterstudentin der Wirtschaftspsychologie nicht unbedingt im Fokus meines Studiums, auch nicht in meinen bisherigen Praktika. Hier konzentrierte ich mich überwiegend auf HR-Themen. Daher wollte ich mal etwas ganz anderes machen und beim Inhouse Consulting der Deutschen Telekom Einblicke in die strategischen Prozesse eines Konzerns bekommen, Beratungskompetenzen entwickeln und aktiv an Zukunftsthemen der Telekom mitarbeiten. Nach den fünf Monaten meines Praktikums kann ich sagen: Es hat sich gelohnt!
Mein erster Praktikumstag fiel auf einen Freitag. Und wie sich schnell herausstellte: der ideale Tag für einen Einstieg. Denn am „Center Friday“ treffen sich alle Berater des Center for Strategic Projects (CSP), um gemeinsam an Center-internen Themen zu arbeiten. Ein echtes Highlight ist der gemeinsame Business Lunch, zu dem wir auch Gäste zum Knowledge-Austausch einladen. Manchmal bekommt das CSP auch Besuch vom Vorstand, letztens schaute sogar der Telekom-Chef Tim Höttges vorbei. Der Spaß kommt auch nicht zu kurz, sodass eine Runde am Kicker auch mal dazugehört. Der Center Friday ist also eine sehr gute Gelegenheit, die Kolleginnen und Kollegen persönlich kennenzulernen, die ansonsten montags bis donnerstags vor Ort bei ihren Kunden und in ihren Projekten arbeiten.
Leichter Einstieg dank eigenem Buddy
Was den Einstieg auch deutlich erleichtert hat, war der persönliche CSP-Buddy. Er hat mich empfangen, mir alles Wichtige über die Arbeit, die Telekom und den Tagesablauf erklärt und mich den Kollegen vorgestellt. Da war die anfängliche Aufregung schnell verflogen. Denn alle waren sehr nett, kollegial, sympathisch – und bessere Kicker als ich. Im CSP ziehen alle an einem Strang, respektieren jeden in der Gruppe und auch als Praktikantin konnte ich mich einbringen und Dinge vorschlagen, die dann umgesetzt wurden. Grundsätzlich wurde den Praktikanten immer viel zugetraut und daher auch viel Gestaltungsspielraum geboten – was sehr schön war, um sich weiterentwickeln zu können.
Freitags ist im CSP auch der Tag der Jour Fixes der verschiedenen Business Practices. Jeder Berater ist thematischen Schwerpunkten zugeordnet. Ich zum Beispiel arbeitete in der Business Practice „Organisation & HR“ (OHR). Hier haben wir uns wöchentlich in kleiner Runde mit OHR-spezifischen Themen auseinandergesetzt. Das Schöne daran war, dass ich bereits von Anfang an einen thematischen Heimathafen hatte, obwohl Beratung an sich noch Neuland für mich war. Hier feierte ich aber direkt meinen ersten Beratungserfolg. Das Buddy-Konzept erweiterte ich um OHR-spezifische Onboarding-Maßnahmen, um neuen Beratern zukünftig einen noch besseren Einstieg im CSP zu ermöglichen und sie bestmöglich zu unterstützen. Außerdem fuhr ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus der Practice auf ein zweitägiges Offsite nach München, bei dem ich eine Workshop-Übung mit ihnen durchführte, um spielerisch agiles Arbeiten zu erleben.
Die Berater übernehmen auch interne Aufgaben für das CSP. In diesen sogenannten „Operations“ feilen sie an internen Abläufen, stellen Wissenspakete bereit, sind verantwortlich für das CSP Recruiting oder machen Öffentlichkeitsarbeit für das CSP. Dies interessierte mich und so wurde ich Mitglied eines kleinen Teams, das den TrafoTalk befeuert, unser Blog auf der CSP-Website. Hier lernte ich ganz neue kreative Facetten des Beraterjobs kennen. Zum Beispiel war ich beim Dreh von Interviews dabei und war für das Setting am Drehort, den Dreh selbst und den anschließenden Schnitt verantwortlich.
Agiles Arbeiten im crossfunktionalen Team
Ein großes Beratungsprojekt stand in den fünf Monaten Praktikum auf meiner Liste: die agile Transformation der Telekom Deutschland – in Telekom-Deutsch: Agile TD. Die Telekom Deutschland setzt auf agiles Arbeiten und agile Arbeitsmentalität. In einer agilen Organisation arbeiten Teams crossfunktional, autonom und mit einer Ende-zu-Ende-Verantwortung an der Entwicklung von Produkten. Diese Teams, im Spotify-Modell Squads genannt, arbeiten meist nach Scrum und somit in zweiwöchigen Zyklen, den sogenannten Sprints. Am Anfang jedes Sprints wurde also definiert, welche Ergebnisse wir in den folgenden zwei Wochen erreichen und vorstellen wollten. Neben dem Sprint-Planning gibt es noch weitere Scrum-Zeremonien wie Daily Stand-Up Meetings, Sprint-Reviews und Sprint-Retrospectives. Neben den Scrum-Meetings hatte ich stets viel direkten Kontakt mit den Kunden, bereitete Workshops vor und nach, durfte Meetings moderieren und konnte an vielen Diskussionen aktiv teilnehmen.
Squads bilden mit bis zu neun Teilnehmern die kleinste Einheit einer Gruppe und bestehen bei der Telekom neben den crossfunktional zusammengesetzten Entwicklungsteam aus einem Product Owner und einem Scrum Master. Ein Product Owner priorisiert die Aufgaben und vertritt die Interessen der Auftraggeberseite. Ein Scrum Master trägt dagegen die methodische Verantwortung und dient dazu Hindernisse zu beseitigen. Die nächst größere Einheit bilden die Tribes, die wiederum aus mehreren Squads bestehen. Die Tribes bei der Telekom arbeiten an den Kernprodukten des Unternehmens. Somit gibt es u.a. einen Breitband-, einen TV- und einen Mobilfunk-Tribe. Für die Tribes wurde ein Hub aufgebaut, der als Rückgrat fungiert und die Tribes übergreifend unterstützt. Innerhalb des Hubs war ich Mitglied des Personal-Squads. Wir waren dafür zuständig, Mitarbeiter für die verschiedenen agilen Rollen zu gewinnen und den Wechsel in die virtuelle Organisation zu ermöglichen. Hier war ich dann in meinem HR-Element, definierte die benötigten Personas und zielgruppenspezifische Maßnahmen, mit denen wir auf die Suche nach den richtigen Bewerbern gehen konnten. Aber auch die Diskussion über mögliche Karrierepfade in einer agilen Organisation oder auch der weitere Umgang mit dem virtuellen Wechsel gehörten zu meinen Aufgaben.
Beraterberuf intensiv kennenlernen
Nach zwei Monaten ging meine Reise weiter in den Mobilfunk-Tribe, wo ich mit dem CSP-Team den Tribe-Lead beim Aufbau der Tribe-Architektur unterstützen durfte. Eine spannende Frage war beispielsweise, welche Mobilfunkthemen und -projekte ein Tribe bearbeiten sollte und welche dagegen in der Linie bleiben. Darüber hinaus unterstützte ich bei der thematischen Ausrichtung und Definition von Clustern im Tribe oder auch bei der Konzeption und dem Aufbau eines Tribe Management Offices. Außerdem habe ich eine statistische Auswertung von Themen- und Budgetschwerpunkten des Mobilfunk Tribes vorgenommen, um abzuleiten, welche Squads wir benötigen.
Wie sah ein typischer Tagesablauf während des Praktikums aus? Kurz gesagt: Es gab wenig Typisches, denn kein Tag war wie der andere. Was gut ist, da sich das Praktikum ideal eignet, um den Beraterberuf intensiv zu erleben, die Moderationskompetenzen zu verbessern, kundenorientiertes Arbeiten zu verinnerlichen und natürlich die Telekom und ihre strategischen Maßnahmen kennenzulernen. Es war eine spannende und lehrreiche Zeit, in der ich mich persönlich und fachlich enorm weiterentwickeln konnte.
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