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5G - das nächste Kapitel

Hersteller, Wissenschaftler, Analysten - in der Fachwelt ist das Thema "5G" bereits in aller Munde. Die Telekom gehört zu den Treibern dieses kommenden weltweiten Standards. Bruno Jacobfeuerborn, Chief Technology Officer (CTO) Deutsche Telekom, spricht über die Hintergründe.

Herr Jacobfeuerborn, die 4. Mobilfunkgeneration scheint noch gar nicht ausgereizt zu sein - wofür brauchen wir da mit 5G bereits die nächste?

Bruno Jacobfeuerborn: Unsere Gesellschaft verändert sich rasant und damit auch der Bedarf der Menschen. Mit 2G haben wir damals das mobile Telefonieren verbessert und die SMS möglich gemacht. 3G war der erste Schritt hin zu mobilem Internet, mit 4G kamen hochbitratige Breitbandverbindungen und es wurde richtig komfortabel. Da stehen wir heute und die Zahl der Menschen, die davon profitieren können, wächst täglich - durch den Ausbau der Netze weltweit. Aber wir sehen, dass neben den Menschen auch immer mehr Dinge des täglichen Lebens über diese Netze kommunizieren. Der Fernseher, das Auto … es wird immer mehr. Mit 5G werden wir also den Bedarf einer ebenso mobilen wie vernetzten Gesellschaft decken, denn da entwickeln wir uns hin. Alles wird mit allem und jedem vernetzt sein, ohne Grenzen. Das ist unsere Vision und für diese kommenden Herausforderungen schaffen wir diesen neuen, weltweiten Kommunikationsstandard.

Sie sagten Kommunikationsstandard, nicht Mobilfunkstandard?

Bruno Jacobfeuerborn: 5G wird tatsächlich der weltweit erste Kommunikationsstandard für integrierte Netze sein. Wir haben in der NGMN Allianz (Next Generation Mobile Networks) zusammen mit 23 weiteren Netzbetreibern rund um den Globus den Rahmen definiert, was diese fünfte Generation können soll. Zu diesem Zweck wurden mehr als zwei Dutzend Anwendungs-Szenarien gesammelt, die quasi die Richtung vorgeben. Diese Szenarien beschreiben, was unsere Kunden in Zukunft für Anforderungen an die Kommunikation haben werden. Um möglichst viele dieser Anwendungsfälle und Business-Modelle zu unterstützen, muss das Design von 5G sehr flexibel und skalierbar sein. Außerdem muss der Standard zu grundlegenden Verbesserungen bei den Kosten und bei der Energieeffizienz führen. Alles in allem sprechen wir hier also mehr über einen Standard, der ein vollständiges Ökosystem abbildet und Mobilfunk eine wichtige Rolle spielt, aber nur ein Teil des großen Ganzen ist.

Was ändert sich mit diesem Standard spürbar für den Kunden?

Bruno Jacobfeuerborn: Heutzutage sind unterschiedliche Technologien auf den Geräten - zum Beispiel LTE oder WiFi sichtbar - diesen Unterschied wird der Kunde bei 5G nicht mehr sehen. Er wird immer die beste Anbindung an das Netz haben, wo immer er geht und steht, ohne, dass er sich überhaupt Gedanken darüber machen muss. Das heißt, etwa die Suche nach einem Hotspot fällt aus, da das Gerät des Kunden längst damit verbunden ist. Inhalte sind viel schneller verfügbar, als heute und die Reaktionszeit der Infrastruktur übertrifft die Reaktionszeit des Menschen. Genau das ist zum Beispiel eines dieser Szenarien: Taktiles Internet, das Menschen ermöglicht Maschinen oder Autos in Echtzeit zu steuern. Solch eine Technologie erfordert minimale Antwortzeiten zwischen Bewegung und Reaktion, sprich eine extrem leistungsfähige Infrastruktur.

Bislang existiert erst einmal ein Grundsatzpapier. Wie treibt die Telekom die Entwicklung weiter voran?

Bruno Jacobfeuerborn: Wir haben mit dem 5G:haus eine Plattform ins Leben gerufen, wo wir gemeinsam mit Partnern an der Architektur dieses neuen Standards arbeiten. Dazu gehören Hersteller, innovative Startups sowie Partner aus der Forschung. Dieses 5G:haus ist kein gemauertes Gebäude mit einem festen Standort, sondern es hat gleich mehrere, die über Europa verteilt sind. Wir nutzen dabei sowohl die Möglichkeiten der europäischen Infrastruktur unseres Unternehmens, als auch die Vorteile agiler Entwicklung. So können wir an mehreren Orten gleichzeitig neue technologische Lösungen entwickeln, sie auf ihre Tauglichkeit für 5G hin testen und so den Standardisierungsprozess insgesamt weiter vorantreiben.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Bruno Jacobfeuerborn: Auch wenn Forschung und Entwicklung bereits im Gange sind, ist mit dem Ende des Standardisierungsprozesses und damit der Verfügbarkeit von 5G nicht vor 2020 zu rechnen. Doch dann wird der Weg frei sein, für neue Geschäftsmodelle, die erst durch diesen neuen Standard möglich werden. Etwa im Gesundheitsbereich, auf dem Gebiet der vernetzten Autos, aber bestimmt wird auch im Transport- und Logistikgewerbe 5G der Wegbereiter zu neuen Ufern sein.

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