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Hass im Netz: Vielfalt statt Ausgrenzung

Vor allem die Anonymität des Internets senkt die Hemmschwelle für abwertende Aussagen und Hasskommentare. Das gilt auch für Menschen mit Behinderung, die online Diskriminierung und Herabwürdigung erfahren. Wie schaffen wir es, dass das Netz zu einem Safe-Space für alle wird?

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Um für eine inklusive (Online-)Welt zu kämpfen, sprechen viele Menschen in den sozialen Medien offen über ihre Behinderung – und werden dafür häufig angefeindet. © iStock / Halfpoint

„Bist du behindert!?” – hört man einige noch immer fragen, wenn sie anderer Meinung als ihr Gegenüber sind. 7,8 Millionen Menschen in Deutschland würden antworten: „Ja, ich habe eine Schwerbehinderung – wieso sollte das eine Beleidigung sein?” Oft ist uns gar nicht bewusst, dass wir mit unserer Sprache Menschen verletzen. Das Fachwort für die Ungleichbehandlung behinderter Menschen ist Ableismus. Auch Sprache kann ableistisch sein. Dass ein Wort wie „behindert” als Schimpfwort verwendet wird, ist auch ein Symptom dafür, wie viel Unwissenheit und Ablehnung in Bezug auf Menschen mit Behinderung noch immer existiert. Besonders deutlich zeigt sich das im Netz.

20 Prozent der Hasskommentare im Internet richten sich gegen Menschen mit Behinderung. Das hat eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2022 ergeben. Die Bandbreite des digitalen Hasses reicht von gehässigen Respektlosigkeiten bis hin zur Todesdrohung. Um für eine inklusive (Online-)Welt zu kämpfen, sprechen viele Menschen in den sozialen Medien offen über ihre Behinderung – und werden dafür häufig angefeindet. 

Der Youtuber Jan klärt auf seinem Youtube-Account Gewitter im Kopf über die Hürden im Alltag mit dem Tourette-Syndrom auf. Er bekommt beispielsweise Nachrichten, er würde seine Erkrankung nur vortäuschen oder er sei vom Teufel besessen. Auch Ines Alexandra, die auf TikTok für Inklusion eintritt, bekommt regelmäßig hasserfüllte Nachrichten. “Ich würde mich schämen und nicht so zeigen wie du”, ist einer der Kommentare, die sie unter ihren Videos lesen muss. 

Sichtbarkeit statt gut gemeinter Ausgrenzung

Um User*innen präventiv vor solchen Hass-Kommentaren zu schützen, wählte eine Social-Media-Plattform vor einigen Jahren einen umstrittenen Ansatz. Wie eine Recherche von netzpolitik.org aus dem Jahr 2019 ergab, wurden über Jahre systematisch die Inhalte von Menschen mit Behinderung reglementiert. Die Plattform hatte seine Moderator*innen angewiesen, die Reichweite von User*innen mit Behinderung zu begrenzen. Man habe damit auf das erhöhte Risiko für Hass-Kommentare reagiert und zum Schutz der Betroffenen gehandelt, erklärte das Unternehmen auf Nachfrage.

Natürlich darf es im Kampf gegen Hass im Netz keine Lösung sein, Menschen mit Behinderung unsichtbar zu machen. Im Gegenteil: Sichtbarkeit ist der Schlüssel für eine inklusive und aufgeklärte Gesellschaft. Inzwischen hat das Unternehmen seine Richtlinien überarbeitet. Seit 2021 haben User*innen außerdem die Möglichkeit, Kommentare vor ihrer Veröffentlichung zu prüfen. Das soll für ein respektvolles Miteinander auf der Plattform sorgen. Das Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, dass die Vielfalt, die unsere Welt so bunt und lebenswert macht, auch in den sozialen Netzwerken sichtbar gemacht und gelebt wird.

Was kann ich für eine inklusive (Online-)Welt tun?

Hass gegen Menschen mit Behinderung oder andere gruppenbezogene Anfeindungen widersprechen den Grundwerten unserer Demokratie. Deshalb ist es umso wichtiger, dass sich jede und jeder von uns für eine inklusive Welt stark macht. Wenn wir Zeug*in von Hass im Netz – auch gegen Menschen mit Behinderung – werden, müssen wir aktiv werden. Wie das geht, erklären unsere 10 Tipps für digitale Zivilcourage

Aber auch unser eigenes Verhalten im Alltag kann zu einer inklusiven Gesellschaft beitragen. Sprache ist ein wichtiges Instrument, um Vorurteile abzubauen und eine Umgebung zu schaffen, in der sich alle Menschen respektiert und gesehen fühlen. Das gilt für die gesprochene Sprache genauso wie für Kommentarspalten im Netz. Das Glossar des Projektes “Leidmedien” gibt einen hilfreichen Überblick für inklusive Sprache. Wieso eine sensible Sprache im Kampf gegen Hass im Netz so wichtig ist, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

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Gegen Hass im Netz

Die Telekom kämpft für ein Netz ohne Hass, in dem alle respektvoll miteinander umgehen.

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