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Klaus vom Hofe

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"Hier arbeitet ein Hund"

Wenn die Telekom-Technikerin Lisa Ohle zur Arbeit ins Leipziger Büro kommt, hat sie immer eine Aufpasserin im Schlepptau. Die hat vier Pfoten und sorgt dafür, dass ihr Frauchen beruhigt ihren Job machen kann. Lisa hat Diabetes, Typ eins.

Greta arbeitet hier“, dazu eine gemalte Pfote und ein Herz: An dem Türaufkleber kommen alle vorbei, die Lisa Ohles Büro betreten. Greta ist ein „Aussie“, also ein Australian Shepherd. Eine Hütehündin, die in der Regel unter dem Schreibtisch döst, während Frauchen Lisa Montage-Aufträge für oberirdische Telekommunikationslinien koordiniert: "Dazu gehören unter anderen Holzmasten und Leitungen zu entlegenen Versorgungsgebieten, aber auch zu einzelnen Kundinnen und Kunden. Insgesamt haben wir in Deutschland 2,1 Millionen solcher Telekom Masten", erzählt Lisa Ohle. Man merkt ihr an, wieviel Spaß ihr der Job macht. Es freut sie, wenn am Ende alles aufgebaut ist, oder auch Störungen behoben sind. Wenn Menschen wieder am Netz sind.

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Entenbrust in Streifen für einen tollen Job

Plötzlich springt Greta auf. Flitzt zum Garderobenständer. Zu Lisas Tasche. Steckt ihren Kopf hinein, sucht, wühlt und schnappt sich ein schwarzes Etui. Sie bringt es Lisa. Mit der Schnauze stupst die Hündin ihr Frauchen mehrfach kräftig an den rechten Oberschenkel. Und verdient sich damit Lob und ein Leckerli, „Entenbrust in Streifen“ steht auf der Packung. „Ich bin jedes Mal so stolz auf Greta, wenn sie von einem Moment auf den anderen aktiv wird und ihren Job macht“, sagt Lisa, während sie das Etui öffnet.  

Der richtige Riecher für den Blutzucker

Die Telekom-Mitarbeiterin hat Diabetes, Typ eins. Ihr Etui enthält alles, um ihren Blutzucker zu messen: Messstreifen- und gerät, außerdem eine Stechhilfe, die wie ein Stift aussieht. Damit kommt sie an Blut aus der Fingerkuppe, dass sie auf den Messstreifen tropft. Das Ergebnis zeigt: Wie immer hatte ihre Hündin den richtigen Riecher. Der Blutzucker war auf einen kritischen Wert gesunken. Lisa greift zur Cola-Flasche. Sie weiß, wieviel Zucker darin ist, und wie viele Schlucke sie nun braucht, um wieder in den grünen Bereich zu kommen. Damit die Zellen schnell wirksame Kohlenhydrate bekommen. 

Viele Menschen mit Diabetes erhalten von ihrem Körper Warnsignale, wenn sie unterzuckern: erste Anzeichen von Schwäche, Schwindel und Mattheit. Bei einigen gehen diese Signale jedoch verloren, für sie käme eine gefährliche Ohnmacht dann plötzlich. So wie bei Lisa, die ihre Diagnose bereits im Alter von drei Jahren bekam. Technische Hilfsmittel, wie Sensoren auf der Haut und Insulinpumpen, unterstützen sie dabei, einen Alltag zu führen, in dem alles möglich ist. Technik ist das eine, doch erst Greta gibt ihr die größte Sicherheit: „Wenn ich auf eine Aufgabe fokussiert bin oder tief schlafe, bekomme ich keinen Alarm mit.“ Greta riecht auf viele hundert Meter Lisas Blutzucker. Sogar, wenn sie im mehrere Hektar großen Garten des Elternhauses tobt, während Lisa im ersten Stock bei geöffnetem Fenster ein Nickerchen macht. In Sekundenschnelle ist die Hündin im Notfall da und stupst die Schlafende wach.

„Geduld ohne Ende“

Gelernt hat Greta das mit Frauchen, einer Hundeschule, Leckerlis und vor allem: „Mit Geduld ohne Ende.“ Lisa Ohle erzählt von der Hunde-Ausbildung. Von hunderten kleiner Zellstofftücher. Jedes Mal, wenn sie unterzuckerte, strich sie mit einem Tuch über ihre Haut unsichtbare „Ketone“ ab. Diese Abbauprodukte des Fettstoffwechsels sagen in ihrer Menge etwas über den Blutzuckerwert aus. Lisa versteckte die so präparierten Tücher, animierte Greta zum Suchen und gab Finderlohn. 

Sie erinnert sich gern an den Moment im Büro, als Greta erstmals allein anschlug. Als sie das schwarze Etui brachte. Und sogar Cola-Flaschen, die Lisa auch daheim an verschiedenen Stellen platziert. Bis dahin waren zwei Jahre tägliches Training vergangen. Auch eine Prüfung zum Diabeteswarnhund gab es. Gehorchen, Schnüffeln, Warnen, Suchen, ruhig und entspannt sein … Greta bestand alles.  Grünes Licht gab es auch von der Telekom, die Schwerbehindertenvertretung half bei Formalitäten für die Erlaubnis, einen Assistenzhund zur Arbeit mitzubringen. Genau wie vom Team in Gummersbach sowie vom Team am Standort Leipzig, an den Lisa zwischenzeitlich wechselte. Das Verständnis meiner Kolleginnen und Kollegen bedeutet mir sehr viel“, sagt sie. “Alle bei der Telekom hatten von Beginn an ein offenes Ohr für mich und sind sehr hilfsbereit.“ 

Mit denen, die eine Allergie haben oder sich vor Hunden fürchten, hat Lisa sich arrangiert. „Wenn ich mit ihnen oder in ihrer Nähe zu tun habe, wartet Greta in meinem Büro.“ Manchmal schießt die Vierbeinerin übers Ziel hinaus, angetrieben vom Drang, „ihrer Arbeit nachzugehen“. Dann unternimmt sie einen Streifzug über den Flur. Anstatt der im eigenen Büro deponierten Notfallversorgung apportiert sie eine Flasche oder andere Schätze aus den Nachbarbüros und legt sie auf Lisas Tisch. „Die Kollegen finden das lustig - ich nicht“, zwinkert Lisa. Denn als Diabeteswarnhündin muss Greta diszipliniert bleiben. Sie darf auch von niemandem sonst Leckerli annehmen.  

Gefragt: Intelligenter Ungehorsam

 „Für Greta ist mein Diabetes wie ein Versteckspiel. Sie sucht den Auslöser für den Futterautomaten“, verdeutlicht sie. „Tag und Nacht, und das ist auch anstrengend für sie. Und ich bin froh, dass sie als engagierter Hütehund die eigentliche Gefahr nicht versteht.“ Lisa erwartet von ihrer Hündin auch „intelligenten Ungehorsam“. Also Befehlen wie „Sitz“, „Platz“, etc. gehorchen, aber wenn nötig, in der nächsten Sekunde ihren Job machen. Und auch das war Teil der Prüfung und wurde simuliert: Falls Lisa bewusstlos würde, muss Greta Erste Hilfe zulassen. 

Bis zum Feierabend nach acht Stunden hat Greta einige Leckerlis erwirtschaftet. Und Lisa hat etliche Telefonate geführt, für die Auftragnehmer Bauakten geprüft, komplettiert und ihnen zugeschickt. Mit Kundinnen und Kunden gesprochen, die den Status ihrer Beauftragung erfahren wollten. Die gelernte Monteurin weiß genau, wie der Netzausbau funktioniert – und Assistentin Greta, wie sie ihre Chefin am besten unterstützen kann. 

Mädchen hält Blumen vor die Augen.

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