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"Wie sieht die Zukunft aus?"

Mit Unterstützung des Bonner Generalanzeigers hat die Telekom in den vergangenen vier Wochen vier „FutuRead“ Science-Fiction-Autoren eingeladen, Ihre Romane zur digitalen Zukunft vorzustellen. Zum Abschluss dieser Reihe schreibt Telekom-Vorstandschef Tim Höttges über seine Überzeugung, dass die Digitalisierung ein besseres Leben ermöglicht.

Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender Deutsche Telekom AG

Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender Deutsche Telekom AG.

„Fiktion bleibt nicht lange Fiktion. Schon gar nicht im Internet.“ Vinton Cerf, einer der „Väter des Internets“ hat Recht. Und darum war die bei der Leserreihe  „FutuRead“ gewählte „belletristische“ Herangehensweise an fundamentale Fragen der Zukunft nur vordergründig „weit hergeholt“. Tatsächlich erleben wir immer öfter, dass sich „Science Fiction“ in „Science in Action“ verwandelt. Fantasien von Schriftstellern werden Wirklichkeit durch die Produkte der Tüftler weltweit.

Ein Beispiel: Viele von Ihnen haben vielleicht die TV-Serie Star Trek bzw. Raumschiff Enterprise geguckt. Dort hatte Captain Kirk immer ein Gerät namens „Tricorder“, mit dem er unter anderem Gegenstände in unbekannten Galaxien auf ihre  chemische und biologische Zusammensetzung hin analysieren konnte. Tatsächlich existiert inzwischen ein ganz ähnliches Gerät. Das israelische Unternehmen Scio bietet einen sogenannten Molekularsensor für die Tasche an. Per Infrarot werden dabei die Moleküle von jedem beliebigen Gegenstand – Lebensmittel, Medikamente, Baumaterial usw. – zum Schwingen gebracht und das Licht reflektiert. Das reflektierte Licht hat ein ganz bestimmtes Muster. Dieses Muster wird mobil an einen zentralen Rechner übermittelt. Also in die Cloud. Und dort mit vorhandenen Daten abgeglichen. Das Ergebnis wird dann wieder an das Gerät zurückgespielt. Der Nutzer kann so zum Beispiel testen, ob ein Medikament echt ist oder gefälscht.

Science-Fiction-Autoren haben sich also in der Vergangenheit durchaus als fähige Beschreiber der Zukunft erwiesen. Und wenn man sich anschaut, was derzeit im Silicon Valley, Israel, aber auch bei uns in Europa in die Erforschung und Entwicklung einer so genannten künstlichen Intelligenz investiert wird, scheint es auch nicht ausgeschlossen, dass Szenarien wie sie Marc Elsberg („Zero & Blackout“) oder Leif Randt („Planet Magon“) bei Ihren Lesungen in Bonn beschrieben haben, früher oder später entstehen werden. Und dass uns Maschinen sogar in dem, was wir als Denken bezeichnen, überlegen sein werden. Im Schach waren Computer schon 1997 besser als wir. Im ungleich komplexeren chinesischen Spiel Go war es 2016 soweit. Diese Entwicklung geht weiter. Das neue System „Echo“ von Amazon ist zum Beispiel schon sehr gut in der Lage, Sprache zu verstehen und als „digitaler Assistent“ helfend zur Seite zu stehen.

Doch trotz dieser herausragenden technischen Erfolge stellen wir fest, dass die von den Autoren erdachten Zukunftsentwürfe in der Regel keine Utopien sind. Geschichten also, die von einem besseren Leben erzählen. Sondern Dystopien. Geschichten, die ein düsteres Bild von der Zukunft zeichnen. Ganz in der Tradition von Aldous Huxley („Schöne neue Welt“) oder George Orwell („1984“). Und mit diesen Dystopien werden nicht nur Ängste bedient, die in der Bevölkerung vorhanden sind. Sondern sie werden auch weiter geprägt. Mein Eindruck ist, dass wir in Deutschland zum Beispiel allein deshalb Angst vor „Big Data“ haben, weil darin das Wort „big“ vorkommt.

Ich selbst teile diese pessimistische Sicht auf die gesellschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung nicht. Ich denke vielmehr, dass die Digitalisierung ein großes Geschenk ist. Weil die Digitalisierung unser Leben einfacher und besser machen kann. Zum Beispiel in dem sieTeilhabe ermöglicht. Etwa Teilhabe an Bildung weltweit durch Kurse, die man ganz einfach im Internet besuchen kann. Und die Digitalisierung wird neue Produkte hervorbringen die uns im Alltag unterstützen. Selbstfahrende Autos oder Roboter, die im Haushalt helfen, sind beinahe schon simple Beispiele.

Umso wichtiger scheint mir, den Dystopien der Autoren auch eine Utopie einer digitalen Welt entgegenzusetzen, in der die Auswertung von Daten und das Zusammenwirken mit „intelligenten“ Maschinen etwas sehr Gutes ist. Eine solche Utopie hat aktuell niemand geringeres als der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Barack Obama, für die Zeitschrift „Wired“ entworfen. Auch er ist überzeugt, dass der technologische Fortschritt weiterhin unser Leben deutlich verbessert. Und sein Hauptargument ist so überzeugend wie einfach: Weil es in der Vergangenheit auch so gewesen ist. Wir leben in einer Gegenwart, die womöglich besser ist, als jede Zeit davor. Weniger Menschen leben in Armut. Wir sind erfolgreich im Kampf gegen Krankheiten wie Aids. Es besuchen mehr Kinder Schulen als jemals zuvor, dadurch gibt es weniger Analphabeten. Wir kommunizieren über Geräte wie dem iPhone und wir können über so genannte Virtual-Reality-Brillen Orte besuchen, die weit von uns entfernt sind. Und auch die „Arbeit der Zukunft“ ist längst Gegenwart. Der „Latte-Macchiato-Arbeitsplatz“, also das Arbeiten nicht im Büro, sondern etwa aus einem Café oder von Zuhause, ist schon heute Realität durch Laptops und Internet. All das war bis vor kurzem noch unmöglich. Aber es bringt uns mehr Freiheit.

Gleichzeitig stehen wir vor weiteren Herausforderungen. Der Klimawandel, soziale Ungleichheit und die Bekämpfung von Krankheiten wie Krebs, Demenz oder Alzheimer zählen dazu. Und es spricht viel dafür, dass wir diese Herausforderungen meistern, wenn wir genau die Technologien nutzen, die uns nun die Digitalisierung an die Hand gibt. Big Data etwa ist eben nicht dasselbe wie „Big Brother“ aus Orwells „1984“. Sondern es ist eine Chance, um beispielsweise in der Medizinforschung meilenweit voran zu kommen. Nur ein Beispiel: Im Sommer hat die Telekom in Zusammenarbeit mit Forschung und Wissenschaft das Computerspiel „Sea Hero Quest“ veröffentlicht. Bei diesem Spiel geht es – verkürzt gesagt – um die Orientierungsfähigkeit der Spieler. Die dabei anonym entstandenen Daten sollen die Demenzforschung einen großen Schritt weiterbringen.  Über zwei Millionen Spieler haben zusammen bislang so viele Daten erzeugt, wie sie ein Forscherteam  in herkömmlicher experimenteller Forschung nur in  Hunderten von Jahren erheben kann. Und gerade in der Medizin gibt es viele weitere Beispiele für Fortschritt. Deshalb spreche ich auch lieber von „Smart Data“ anstatt von „Big Data“.

Wir sollen also nicht dem Trugschluss unterliegen, dass das, was uns die Science-Fiction-Autoren bei den „FutuRead“ präsentiert haben, eine unvermeidliche gesellschaftliche Entwicklung ist. Hier ist die Fiktion tatsächlich Fiktion. Aber wir sollten sie als Warnung ernstnehmen und dafür eintreten, dass sie nicht zur Realität wird. Genau darum befasst sich die Telekom mit diesen Themen und den Fragestellungen, die sich aus der Digitalisierung ergeben. Wir sehen es als Teil unserer digitalen Verantwortung an, Chancen und Risiken zu identifizieren und die geeigneten Schlüsse zu ziehen.

Was passiert, wenn durch Maschinen Arbeitsplätze wegfallen? Macht dann ein Grundeinkommen Sinn, finanziert durch die Gewinne der vollautomatisierten Unternehmen? Und würde das nicht vielen die Chance geben, selbst unternehmerisch, künstlerisch oder kreativ tätig zu werden? Oder werden Maschinen einfach zu neuen Kollegen, die uns Lästiges und Gefährliches abnehmen und uns mehr Freiraum verschaffen zum Beispiel für soziale Tätigkeiten in Pflege, Bildung oder Medizin? Ich glaube, dass die Arbeit der Zukunft nicht nur leichter sein wird als heute, sondern sehr viel erfüllender. Weil wir mehr Freiheiten haben werden. Obendrein fallen nicht nur Jobs weg, sondern es entstehen neue. Die Telekom etwa hat kürzlich eine neue Abteilung für „Cyber Security“ geschaffen. Und eine eigene Weiterbildung zum „Cyber Security Professionell“. Denn die Sicherheit im Netz ist eines der ganz entscheidenden Themen für den Erfolg der Digitalisierung und der Zukunft. Und sie spielt auch bei der Entwicklung der neuen Netztechnologie 5G, bei der die Telekom maßgeblich beteiligt ist, eine wichtige Rolle.

Bei allen Risiken, die die Digitalisierung mit sich bringt, werbe ich daher für Optimismus. Der Mensch ist anpassungsfähig. Und wir haben auch in der Vergangenheit Technologiesprünge gut gemeistert. Wir sind kein Spielball der Digitalisierung, sondern wir sind das, was wir sein wollen. Und übrigens handelt auch Star Trek nicht allein von neuen Technologien. Sondern ganz optimistisch davon, dass Menschen ihre Unterschiede überwinden können, um gemeinsam  Großes und Gutes zu schaffen. Ich bin überzeugt: Die Digitalisierung ist kein Schicksal, sondern eine Gestaltungsaufgabe.

Wir müssen also dafür sorgen, dass negative Zukunftserzählungen der Science Fiction-Autoren nicht wahr werden. Und gleichzeitig Utopien entwickeln, die wir umsetzen. Mit großem Nutzen für alle. Dazu zählen Netze, die Zugang ermöglichen, immer und überall. Dazu zählt, Smart Data nicht zu blockieren, sondern Anwendungen zu ermöglichen, die der Gesellschaft nutzen. Dazu zählt aber auch, die Privatsphäre des Einzelnen zu respektieren. Und es zählt dazu, sich Gedanken darüber zu machen, wie Maschinen uns nicht ersetzen, sondern uns ergänzen. Kurz. Es geht um eine Gesellschaft, die sich am Nutzen für die Menschen orientiert. Wir müssen Neues schaffen. Mutig und optimistisch. Nicht zaghaft. Und ohne Angst. Und das Gute ist: Bei der Digitalisierung müssen wir keine passiven Leser bleiben. Sondern wir können alle gemeinsam zu Autoren einer Erfolgsgeschichte in Europa werden.

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