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Stephan Broszio

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FutuRead - Totale Überwachung im"Drohnenland"

Gesprächsrunde vor Publikum

Drohnen, die uns aus der Luft überwachen und Supercomputer, die aus solchen Daten die Wahrscheinlichkeit von Verbrechen berechnen. So beschreibt Autor Tom Hillenbrand das zukünftige Europa in seinem Kriminalroman „Drohnenland“. Dienstagabend gab der Autor in der vierten FutuRead-Lesung in der Telekom Design Gallery in Bonn einen Einblick in das Werk. Dies lieferte eine ideale Grundlage für die anschließende Podiumsdiskussion zur digitalen Verantwortung mit Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft.

Ein Europa, in dem Überwachung nahezu perfekt funktioniert und gesellschaftlich akzeptiert ist. Hillenbrand entwirft ein düsteres Bild einer digitalisierten Gesellschaft. Der Mensch eingebettet in ein System digitaler Intelligenz. Sein Zukunftsroman besticht dadurch, dass die technischen Möglichkeiten heute bereits teils vorhanden sind, auf fiktionaler Ebene des Romans nur eben im Jahre X zur Vollendung gebracht worden sind. Daher entsteht eine Gegenwartsnähe, die auch in der anschließenden Podiumsdiskussion immer wieder als besonders präsent beschrieben wurde. Bernd Flessner, Zukunftsforscher am Zentralinstitut für angewandte Ethik und Wissenschaftskommunikation der Universität Erlangen, Telekom- Innovationschef Christian von Reventlow, Moderator Kai Pfundt vom Bonner General Anzeiger und der Autor diskutierten die Zukunft in dunklen und hellen Farben, mit plastischen Beispielen.

 „Ich war heute Morgen schon virtuell auf dem Mount Everest“

„Ich war heute Morgen schon virtuell per VR-Brille auf dem Mount Everest. Sehr real, nur die kalten Füße fehlten.“ Von Reventlow zeigte plakativ auf, wie weit die technischen Möglichkeiten der virtuellen Realität schon entwickelt sind. Der Gipfelblick in der Morgendämmerung sei täuschend echt gewesen. Gerade vor diesem technischen Fortschritt diskutierten Panelteilnehmer und Publikum auch die Risiken und möglichen negativen Aspekte der Digitalisierung.

Jeder demokratisch verfasste Rechtsstaat, sagte Hillenbrand, sei gefühlt immer nur eine Zahl von Terroranschlägen davon entfernt, hysterisch zu reagieren und Sicherheit weit über Privatsphäre zu stellen. Es gebe schon heute eine gewisse sicherheitspolitische Versuchung der totalen Überwachung. Sicherheit - aber nicht um jeden Preis? Sogar Schulkindern, so von Reventlow, sei der Erhalt ihrer Privatsphäre wichtig. Aus dem Publikum folgte die Frage, wie sich die persönlichen Daten am besten schützen und die Kontrolle darüber bewahren lasse. Bernd Flessner appellierte diesbezüglich vor allen Dingen an die Aufmerksamkeit der Gesellschaft: „Wir müssen den digitalen Wandel aktiv gestalten, aufpassen und mitarbeiten. Denn er findet statt, Technologie geht weiter. Dies müssen wir kontrollieren und uns nicht kontrollieren lassen. Dann erleben wir vielleicht kein Drohnenland.“ Von Reventlow merkte andererseits an, dass sich der Rechtsstaat immer langsamer bei Innovationen bewege „als die dunkle Seite der Gesellschaft“. Wenn die Technik ein gewisses Intelligenzniveau erreicht hat, gab Hillenbrand zu bedenken, dann werde es schwieriger, sie zu kontrollieren. Das wäre wie„ als wenn eine Ameise versuchen würde, Sie am Rasenmähen zu hindern“.

Auch die vierte Veranstaltung reihte sich erfolgreich in die Initiative zur Digitalen Verantwortung ein. Das Ziel, die Facetten der Digitalisierung mit ihren Chancen und Risiken zu diskutieren wurde auch diese Mal wieder erfüllt. Am 11. Oktober findet die fünfte und damit letzte FutuRead-Lesung statt: Dann liest der ehemalige Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar aus seinem Buch „Das digitale Wir“.

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