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Stephan Broszio

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FutuRead und makellose Menschen im Digital-Paradies

Leif Randt

Leif Randt

Früher war alles schlechter. Und morgen? Es könnte doch sein, dass das mit der Digitalisierung alles supertoll hinhaut.  Wenn die Welt wirklich besser, ach was, fehlerfrei würde? Menschen eingeschlossen. Computerunterstützte High-End-Wesen, die emotionalen Fallen wie Neid, Hass, Eifersucht, Liebe aus dem Weg gehen? Im Fokus der dritten Lesung von FutuRead in der Telekom Design Gallery steht Autor Leif Randt mit seinem Buch „Planet Magnon“. Eine zuckersüß-positive Zukunftswelt, die laut zeit.online die Frage nach „dem Wert des menschlichen Makels“ aufwirft.

Schön wird durch hässlich erst messbar, gut durch schlecht sowieso. Nur im Vergleich mit anderen können wir uns selbst wahrnehmen. Was aber passiert mit diesem Selbst in einer Welt, die ein digitaler Gut-Computer zum gefühlsleeren, dumpf-glücklichen Paradies evolutioniert? Verkürzt: Was, wenn Adam nicht den analogen Apfel, sondern direkt den digitalen genommen hätte? Wer, wie die Telekom Treiber der Digitalisierung ist, sucht auch den Diskurs zu solchen Fragen. Digitale Verantwortung kommt nicht von allein.

Wie stark Bürger an der Auseinandersetzung interessiert sind zeigte schon der Auftritt von Marc Elsberg mit Auszügen aus seinen Romanen „Zero“ und „Blackout“. Da ist etwa die Internetplattform Freemee, die Datenberge von Milliarden Nutzern analysiert – und dafür besseres Leben und Erfolg verspricht. Leider werden alle Teilnehmer gerankt und der Druck auf bessere Positionierung schmerzt. Oder die gleichfalls schmerzhafte Erkenntnis, dass ohne Strom in der Moderne nichts läuft und die Menscheit schnell aus dem digitalen Zeitalter fast zurück in die Steinzeit geworfen wird. Die zeitgleiche Diskussion um Hamsterkäufe war für den Autor eine klare Steilvorlage für seine Ausführungen, wie einfach kritische Infrastrukturen zu hacken sind.

Keine Bücher, keine Demokratie – auf diesen Nenner bringt es der Jugendroman „Die Scanner“ von Robert M. Sonntag. Im Jahr 2035 wird Gedrucktes gnadenlos aufgespürt, eingescannt und vernichtet. Verweigerer müssen schmerzhaft leiden. Dafür soll alles kostenlos im sogenannten Ultranetz nachzulesen sein. Schriftsteller, Buchhändler, Verleger darben und das Ultranetz fördert vor allem die Nachfrage nach flacher Unterhaltung, gewürzt mit Werbung. Die Nähe zu realen Gegebenheiten warf reichlich Fragen auf in der an die Lesung angeschlossene Diskussion .

Verstörend zum Mensch-Sein trägt dagegen der Schmerz bei Randt bei. Wie viel Schmerz braucht der Mensch zum fernbetreuten Glücksgefühl? Zumindest ein Teil der fiktiven Zukunftsbürger hat hierauf eine überraschende Antwort. Doch am Ende bleibt die Frage:  Und was, wenn die perfekte Steuerung durch eine künstliche Intelligenz auch den rebellischen Drang nach Imperfektionismus mitplant? Dem Drang nach Mangel die Hintertür bietet?

Die Telekom-Initiative "Digitale Verantwortung" will Chancen und Risiken der Digitalisierung thematisieren und damit Vorureilen und Ängsten begegnen. Darauf setzt die Idee der Lesungen auf und erweitert den Diskurs durch Podiumsdiskussionen mit Experten aus dem Unternehmen und externe hochkarätige Gäste. Die Lesungen finden in Kooperation mit dem General Anzeiger Bonn ("Mit einem Blauwal im Büro") statt. Weiter geht es am 27. September mit Tom Hillenbrand und „Drohnenland“ sowie am 11. Oktober mit dem langjährigen Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Peter Schaar und „Das digitale Wir“.

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