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Klaus vom Hofe

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Digitalisierung: Bitte Ruhe bewahren

Zwischen Zukunftsphantasien und gegenwärtigem Alltag: Die Digitalisierung treibt uns um. Umso wichtiger, mit anderen darüber zu sprechen. Zum Beispiel beim Barcamp in Bonn.

Ich pflege eine Liebe zu Sensoren. Unerwidert, das weiß ich. Und ich bin auch kein Techniker. Doch Sensoren faszinieren mich. Sie sind für mich der Inbegriff der Digitalisierung. Warum? Weil sie sich rasant verbreiten. Weil sie vernetzen, weltweit und in vielen Branchen. Weil sie den Rohstoff Daten liefern, sei es über das Wetter, Klima, Verkehr, Logistik, Gebäude, Gesundheit, Handel oder vieles mehr. Nicht zuletzt, weil sie die Phantasie beflügeln. Für Internet-der-Dinge-Anwendungen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Die hoffentlich auch Probleme von heute und morgen lösen können.

Mit Wumms

Zugegeben, es macht mich nervös, wie schnell, kraftvoll und exponentiell sich die Digitalisierung ihren Weg bahnt. Regelmäßig scheint eine neue disruptive Idee andere Modelle in Frage zu stellen. Das zeigt allein schon mit wieviel Wumms sich neue Messenger oder Social-Media-Kanäle durchsetzen, um neben den Sensoren ein weiteres Beispiel zu nennen.

Kurzum: Die Digitalisierung treibt uns um. 20.000 Besucher zählte die Digital X im Oktober in Köln. Das zeigt, wie hoch die Nachfrage nach Austausch und Information ist. Auf diese große Vernetzungsveranstaltung der Telekom folgte nun wieder eine kleine: das „Business Camp Bonn“. Es ist das „erste öffentliche Barcamp der Telekom, Volume 2“, wie Organisator Oliver Kepka betont, als er die rund 120 Gäste begrüßte. Darunter etwa eine Restaurantbesitzerin, eine Physiotherapeutin, ein Softwarespezialist, Coaches und Digitalberater, auch eine Comedian. Eine Veranstaltung speziell für Selbstständige, Start-ups und kleine Unternehmen. Entsprechend bunt die Vorträge oder „Sessions“. Wie beim Barcamp üblich, stand das Programm erst nach einem Teilnehmervoting fest. Generalthema: Mensch und Digitalisierung.

Machen Sie Ihr Spiel

Wäre ich jetzt Unternehmer oder auf dem Weg in die Selbstständigkeit, müsste sicher auch ich mein Geschäft digital beflügeln. „Faites vos jeux – machen Sie Ihr Spiel“, hieß es treffend in einer Session. Ich kann nur jedem raten, so ein Barcamp oder andere Vernetzungsveranstaltungen zu besuchen. Sich auszutauschen, gemeinsam Chancen auszuloten,  von Erfahrungen und auch aus Rückschlägen zu lernen - das bringt für einen selbst Ruhe ins Spiel.

Zudem habe ich Menschen wie meine Kollegin Julia Schubert getroffen, die eine solche Ruhe ausstrahlen und einen guten Blick auf das haben, was vor sich geht. Sie arbeitet im Marketing für Kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Mit ihr unterhielt ich mich zum Beispiel darüber, wie wichtig es für Innovationen ist, den Alltag der Kunden genau zu erforschen.

Lass dich nicht verwirren

30 Themen standen nach der Vorstellungsrunde auf dem Programm, darunter „Service 4.0“, „3D-Druck“ - „Digital Analytics & Online Marketing für KMU“, „Digitalisierung der Arbeitswelt“ … Leider läuft beim Barcamp vieles parallel – die Qual der Wahl. Meine Highlights:

  • „Unternehmen im digitalen Wandel“ – mit Sven Giebler. Wie machen sich Unternehmen fit? Ein Weg sei, seine Hausaufgaben zu machen, seinen Zweck und seine Werte zu bestimmen, etwa nach dem Kreis von Simon Sinek. Das ist die Basis. Danach lassen sich die passenden Partner und vor allem Mitarbeiter sowie neue Geschäftskonzepte finden. Giebler nannte auch wichtige Zutaten im unternehmerischen Erfolgsrezept für die rasante Digitalisierung. Kostproben: keine Angst haben, Fehler zu machen, offen sein für Neues, sich ständig weiterentwickeln und wachsen, Feedback als Chance sehen. Außerdem: permanent Neues testen – große Träume haben, aber klein anfangen. Und Mitarbeiter dafür begeistern.
  • „Zuhören lernen“ – mit Ute Lange und Alexandra Perl. Dass es wichtig ist, Kunden genau zuzuhören, ist ja klar. Die beiden lenkten den Fokus aber auf Mitarbeiter und das echte, tiefe Gespräch mit ihnen. Unternehmer in der Transformation sollten da offene Ohren haben, Raum geben, auch für Gesprächspausen und so einen fruchtbaren Austausch kultivieren. Doch das will gelernt sein. Viel zu oft gerate echtes Zuhören ins Hintertreffen. Häufige Ursache: Unterbrechen als Machtgehabe oder Signal à la „Meine Zeit ist wertvoller“.
  • „Stress und Ängste im Zeitalter der Digitalisierung“ – mit Dr. Ann-Kathrin Richarz. E-Mail-Flut, Messenger, Social Media und andere digitale Kommunikationskanäle setzten viele unter Druck, schnell zu reagieren. Gleichzeitig: die Furcht dabei außen vor zu bleiben, etwas zu verpassen. Ich bin also nicht allein mit meinen Bedenken. Eine Teilnehmerin beklagte, dass ein Konsens fehle, etwa bis wann man Nachrichten beantworten sollte. Besorgniserregend: Einzelne erkennen nicht, was das alles mit einem macht. „Weniger Körpergefühl durch Stress“, formulierte ein Teilnehmer, andere nannten Kopf- und Nackenschmerzen oder auch Schlafstörungen. Gemeinsam erarbeiteten wir Auswege auf dem Flipchart: priorisieren, Grenzen setzen, Verantwortung für sich selbst übernehmen, achtsam sein, Auszeiten nehmen, Herr der Lage werden, sich seiner selbst und eigener Werte bewusst werden. Dazu auch die „Sesselübung“, dreimal am Tag: alles auf Flugmodus stellen und 60 Sekunden lang in sich reinhorchen.

Mir kam an diesem Tag ein Spruch – Autor unbekannt – in den Sinn, den mir jemand zu einem beruflichen Wechsel vor vielen Jahren ins Abschiedsbuch schrieb: „Steh zu dir, lass dich nicht verwirren vom Angebot der Freuden, Strafen, Versprechen und Möglichkeiten, geh dort entlang wo du meinst es verantworten zu können, und tritt ruhig mal neben die Etikette und du wirst sehen, dass du auch dort gut stehen kannst.“ Alter Spruch, doch irgendwie passend auf dem Digitalisierungsweg, denke ich.

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