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Nicole Schmidt

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Warum das Internet im Zug Verspätung haben kann

Nicht immer und überall sind Zugreisende glücklich mit dem Mobilfunk in der Bahn. Woran es liegen kann, dass es manchmal einfach keinen Empfang im Zug gibt.

Symbolbild Bahnhofsuhr

Mehr als 33.400 Kilometer Streckenlänge hat das deutsche Schienennetz und nicht wenige davon führen durch Naturschutzgebiete. Gegenden also, in denen Fauna und Flora besonders geschützt sind. Baugenehmigungen für Mobilfunkmasten, die Tiefbauarbeiten für Strom- und Glasfaserzuleitungen benötigen, werden hier nur selten erteilt. Wie zum Beispiel auf einem Streckenabschnitt der Linie Berlin-Rostock. Hier ist ein größeres Funkloch zwischen Neustrelitz und Waren/Müritz, das wegen seiner Lage im Nationalpark Müritz bislang nicht geschlossen werden konnte. Abgesehen davon sind in Deutschland Genehmigungsprozesse für neue Mobilfunkmasten immer noch eine langwierige Angelegenheit, die im Schnitt zwei Jahre dauern. Ein Grund dafür, warum das Internet manchmal nur mit Verspätung im Zug ankommt.

Kooperation verbessert Mobilfunk für Bahnreisende

„Neulich war ich in der Schweiz mit der Bahn unterwegs...“ Fängt ein Satz hierzulande so an, weiß man auch schon, wie er weitergeht. „Da hatte ich überall Empfang! Warum klappt das hier nicht?“ Dafür gibt es einen einfachen Grund: In der Schweiz sind Bahnbetreiber per Gesetz dazu verpflichtet, den Mobilfunkern geeignete Maststandorte auf dem Bahngelände entlang der Strecken zur Verfügung zu stellen. In Deutschland gibt es eine solche gesetzliche Verpflichtung nicht. Deshalb hat die Telekom aktiv die Kooperation mit der Deutschen Bahn gesucht, um den Mobilfunkausbau entlang des Schienennetzes zu erleichtern und damit zu beschleunigen. 

Funkloch Bahn geht’s an den Kragen: ICE-Strecken und -Tunnel fast vollständig versorgt

Allein seit dem Start der Kooperation im Sommer 2021 hat die Telekom so rund 500 Mobilfunkmasten an Bahnstrecken neu gebaut oder modernisiert. Auch in mehr als 100 Tunneln haben die Teams der Telekom Technik die Mobilfunkversorgung verbessert. Damit haben nun auf den ICE-Strecken fast alle Tunnel gutes Netz und in vielen Tunneln bietet es sogar bis zu 300 Megabit pro Sekunde. Den Funklöchern bei der Bahn geht es damit an den Kragen.

221205-Bahn

Das Mobilfunknetz der Telekom ist auf den ICE-Strecken inzwischen nahezu vollständig verfügbar. Von den etwa 7.000 Kilometern fehlen lediglich insgesamt noch 20 Kilometer. Funklöcher bestehen hier nur noch an wenigen Streckenabschnitten, verteilt auf Kleinstlücken von wenigen Hundert Metern. In Zukunft wird sich der Fokus des Ausbaus immer stärker auf die Regionalstrecken in ganz Deutschland verlagern.

Arbeitsteilung zwischen Telekom und Bahn

Gutes Internet im Zug hängt nicht allein von den Mobilfunkanbietern ab: Telekom & Co bringen die Mobilfunksignale an die Bahnstrecke. Sie im nächsten Schritt auch in den Zug zu bringen, ist Aufgabe der Bahn. Und die muss dafür ihre Züge aufrüsten. Denn so ein Waggon ist wie ein Faradayscher Käfig. Er ist aus Metall und Mobilfunksignale kommen dort nur schlecht hinein. Bei den vielgenutzten ICE-Zügen kommt hinzu, dass die Fensterscheiben speziell beschichtet sind. Doch diese Beschichtung wirkt dämpfend und lässt nur wenige Mobilfunksignale in den Zug. Erst in der neuen ICE-Baureihe, die in den kommenden Jahren ausgeliefert wird, werden die Scheiben mobilfunkdurchlässig sein. In den aktuellen ICE-Modellen haben Fahrgäste nur dann verlässlich Netzempfang, wenn die Deutsche Bahn jeden Waggon mit einem modernen Verstärker, einem sogenannten Repeater, ausstattet. Dieser leitet und verstärkt die Mobilfunksignale in das Zuginnere. Die Verantwortung für die Installation, regelmäßige Modernisierung und Wartung der Repeater liegt dabei bei der Bahn. 

Bessere Frequenznutzung entlang der Schiene verzögert sich weiter

Auch die Bahnbetreiber, allen voran die Deutsche Bahn, haben ein eigenes mobiles Kommunikationsnetz, den sogenannten Bahnfunk GSM-R. Dieser nutzt Frequenzen in unmittelbarer Nähe zum 900-MHz-Frequenzbereich des öffentlichen Mobilfunks. Um Störungen beim Bahnfunk zu vermeiden, halten die Mobilfunknetzbetreiber eine Art „Sicherheitsabstand“ zum Bahnfunk. Daher können sie derzeit nicht ihr gesamtes LTE-Funkspektrum im 900-MHz-Bereich ausnutzen und das führt zu Lücken im Mobilfunknetz. Aktuell betrifft das bei der Telekom rund 5.500 Mobilzellen mit LTE-900, die aus diesem Grund nicht in Betrieb gehen können. Mit einem Wechsel der Bahnbetreiber auf moderne, störfeste Funkmodule könnte die Telekom viele Funklöcher an Bahnstrecken schließen und die Mobilfunkversorgung mit LTE am Gleis entscheidend verbessern. Die Bahn-Unternehmen - also nicht nur die Deutsche Bahn - sollten darum bis 2022 ihre Geräte auswechseln. Für die Umrüstung der Lokomotiven gab es eine 100-prozentige Förderung des Verkehrsministeriums. Leider haben das trotzdem nicht alle Bahn-Unternehmen geschafft. Bislang sind wir von 2023 ausgegangen, jetzt sollen die Frequenzen jedoch erst Ende 2024 genutzt werden können – zu Lasten der Mobilfunkversorgung der Kundinnen und Kunden.

Vieles ist also in Arbeit, um auch den Bahnreisenden das beste Netz zu bieten. Doch trotz allem Ärmel hochkrempeln und in die Hände spucken wird es, siehe Nationalpark Müritz, auch künftig noch Streckenabschnitte geben, an denen die Durchsage lauten kann: „Liebe Fahrgäste, in wenigen Minuten erreichen wir ein Funkloch“.
 

Dachterrasse und Kuppel des Reichstags in Berlin.

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