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Georg von Wagner

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Wie ein möglicher Standort für einen Mobilfunkmasten durchleuchtet wird

Bei der Aktion "Wir jagen Funklöcher" hat sich Westerkappeln mit Standort-Vorschlägen für Mobilfunkmasten beworben. Wie diese geprüft werden, steht hier.

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Das Land um Westerkappeln

Ein bisschen Westerkappeln liegt bei Millionen von Menschen im Gefrierschrank. Denn hier im Norden Nordrhein-Westfalens, unweit von Niedersachsen, haben die Cousins Aloys Coppenrath und Josef Wiese 1975 die Conditorei Coppenrath & Wiese gegründet. Und deren Werbespruch "Keine schmeckt mir so wie diese" kennt in Deutschland beinahe jeder.

Was den Menschen in Westerkappeln weit weniger schmeckt, ist ihr Mobilfunkloch. Denn während Coppenrath & Wiese bereits 2003 ins benachbarte Mettingen weitergezogen ist, ist das Funkloch geblieben.

Doch das ändert sich jetzt im Rahmen der Aktion "Wir jagen Funklöcher" der Deutschen Telekom. Wir verraten, wie die Menschen in Westerkappeln nun endlich ein ordentliches Stück vom Mobilfunk-Kuchen abbekommen. Und wir erklären, wie solch eine Standortsuche generell funktioniert.

Mobilfunk - das Beispiel Westerkappeln

Rund 11.000 Bürger wohnen in Westerkappeln zwischen Norddeutschem Tiefland und Teutoburger Wald. Die Gemeinde besteht aus dem Hauptort und neun sogenannten Bauernschaften – vergleichbar mit Ortsteilen. Die Fläche ist riesig: 130 Einwohner auf dem Quadratkilometer – zum Vergleich: In Münster wohnen über 1.000 Menschen auf derselben Fläche, in Berlin über 4.000. Und da die Menschen eben so verstreut leben, ist eine zeitgemäße Mobilfunkversorgung mit LTE ein Herzenswunsch vieler Bewohner Westerkappelns.

Um diese Lücken zu schließen, hat sich die Gemeinde an der Aktion "Wir jagen Funklöcher" beteiligt. Die Telekom belohnt dabei das Engagement von 100 deutschen Kommunen, die sich aktiv bei ihr bewerben, und einen potenziellen Mobilfunkstandort vorschlagen. Das eigentliche Prinzip beim Netzausbau, dass die Telekom nach Mobilfunk-Lücken und nach Standorten sucht, wird damit umgekehrt. Und als Belohnung für die Initiative der Kommunen ist die Wirtschaftlichkeit eines Standorts dabei - ausnahmsweise - nur zweitrangig.

Westerkappeln schlägt Standorte vor

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Auch über die Zeitung erfahren die Bürger Westerkappelns von der Aktion "Wir jagen Funklöcher".

Die Gemeinde ist das Projekt kreativ angegangen. Sie rief ihre Bürger per Zeitung auf, geeignete Mobilfunkstandorte vorzuschlagen - also beispielsweise möglichst hoch gelegene Dächer oder freie Grundstücke. In den Westfälischen Nachrichten stand dann beispielsweise: "Gemeinde sucht Standort für Sendemasten." Außerdem suchte die Kommune pfiffige Fotos, die den schlechten Handyempfang zeigen - und die die Telekom überzeugen könnten, in Westerkappeln das Funkloch dicht zu machen.

Dieser clevere Ansatz hatte Erfolg. Denn am Ende der Suche konnte Westerkappeln der Telekom nicht ein oder zwei potenzielle Standorte zur Anmietung vorschlagen - sondern gleich neun. Doch damit begann die Arbeit erst so richtig. Denn welcher dieser Standorte eignet sich am besten? Und wie lässt er sich optimal ins Netz der Telekom einbinden? Diese Fragen musste das Unternehmen in den letzten Monaten bundesweit für über 1.000 Standorte prüfen, die sie als Vorschläge für die Aktion "Wir jagen Funklöcher" erhalten hat.

So laufen Planung und Bewertung

Wegen der kreativen Herangehensweise an die Bewerbung war es kein Wunder, dass Westerkappeln eine von 50 Gewinner-Gemeinden wurde. Im Ortszentrum steht heute bereits eine Mobilfunkantenne der Telekom, die auf LTE aufgerüstet werden soll. Die erste Maßnahme der Telekom bestand also darin, dort den LTE-Ausbau auf Mitte 2020 vorzuziehen.

Die Versorgungsprobleme im dünn besiedelten Norden von Westerkappeln waren damit aber nicht gelöst. Dort kann nur ein neuer Standort Abhilfe schaffen. Und an der Frage, wo dieser Mobilfunkstandort aufgestellt werden soll, und wie die Daten von dort ins Telekom-Netz gelangen, sind - wie in allen diesen Fällen - drei Stellen beteiligt.

Stufe 1 - die Funknetzplanung

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Kai Cholewa ist Experte für die Funknetzplanung der Deutschen Telekom. Bei ihm laufen die Fäden bei der Standort-Bewertung zusammen.

Kai Cholewa ist Funknetzplaner der Telekom in Dortmund. Mit dem Planungstool auf seinem Computer simuliert er Mobilfunknetze, knipst sie an oder schaltet sie ab. Er favorisiert von Anfang an einen der neun Vorschläge mitten im dünn besiedelten Norden von Westerkappeln: "Große Abstände zwischen den Antennenstandorten verschlechtern den Mobilfunkempfang. Aktuell sind über 900 Haushalte durch die Standorte in Mettingen und Lotte versorgt. Dort wohnen rund 2.000 Menschen."

Alleine durch das Upgrade auf LTE im Ortskern steigen diese Zahlen stark an, auf rund 3.900 Haushalte mit 8.200 Einwohnern. Kai Cholewas Planungsprogramm zeigt: Ein neuer Mobilfunkstandort in Oberdorf im Norden der Gemeinde könnte weitere rund 100 Haushalte mit etwa 300 Menschen ins schnelle LTE-Netz bringen. Und auch die Versorgung mit GSM für Telefon und Kurznachrichten würde sich damit deutlich verbessern. Netzplaner Cholewa weiß aber, dass eine zentrale Frage noch geklärt werden muss: "Wir müssen natürlich auch sehen, wie die Anbindung dort möglich ist."

Stufe 2 - die Richtfunkanbindung

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Richtfunk kann als Alternative zur Glasfaseranbindung fungieren.

Die Daten, die an einem Mobilfunkstandort ankommen, müssen ins Netz der Telekom weitertransportiert werden. Das passiert entweder über eine Glasfaseranbindung oder über die Luft per Richtfunk. Solche Richtfunkstrecken planen die Experten der Telekom in Radebeul in Sachsen. "Die Priorität liegt bei der Glasfaser, aufgrund von Kapazität und Zukunftssicherheit. Wir sind im Richtfunk aber immer parat, wenn aus topographischen, vertraglichen oder kostentechnischen Gründen Glasfaser nicht möglich ist", sagt Richtfunkplaner Thomas Kirstan.

Sein Computer zeigt ihm, ob von Westerkappeln-Oberdorf eine breitbandige Richtfunkstrecke möglich ist. Dazu muss eine Sichtverbindung zwischen Sender und Empfangsstation bestehen. Nur so gelangen die Daten störungsfrei von der Empfangsstation ins Glasfasernetz der Telekom. Im Fall von Westerkappeln hat Richtfunkplaner Kirstan gute Nachrichten: Alle Neune! Denn von sämtlichen vorgeschlagenen Standorten aus wäre eine Richtfunkanbindung möglich.

Stufe 3 - die Glasfaseranbindung

Aber wäre auch eine Anbindung des neuen Standorts in Westerkappeln per Glasfaser möglich? Das prüfen die Fachleute der Telekom im oberfränkischen Bayreuth. Ideal sei es, wenn die Telekom Rohre für Strom, Gas oder Festnetz, die bereits unter der Erde liegen, nutzen könne, sagt Glasfaser-Expertin Sabine Lindemann-Bösl. Das spare aufwändige und teure Tiefbauarbeiten. Doch im Norden von Westerkappeln sieht es schlecht aus: "Im Bereich um den Hauptort Westerkappeln liegen bereits viele Rohrleitungen im Boden. Aber je weiter nördlich man schaut, desto spärlicher werden die verfügbaren Leerrohre. Alles, was wir im Norden Westerkappeln planen, zieht zwangsläufig Tiefbauarbeiten nach sich und das wird dann sehr teuer".

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Sabine Linnemann-Bösl, Best Mobile Telekom Technik, zeigt den Stand in Sachen Glasfaseranbindung.

Auch eine oberirdische Leitung, die auf vorhandene Strommasten aufgelegt werden würde, wäre etwa drei Kilometer lang und somit auch unwirtschaftlich - von Statik, Sicherheit und Genehmigungen ganz abgesehen. Die Rechnung von Sabine Lindemann-Bösl für eine zehn Kilometer lange unterirdische Glasfaseranbindung ist hoch: "Wir wären bei über 240.000 Euro. Und das ohne Mastbau, ohne Antenne, ohne Technik. Daran ist leicht zu erkennen, dass eine Richtfunkstrecke die wirtschaftlichere Variante ist".

Stufe 4 - die Entscheidung

Nachdem die Fakten auf dem Tisch liegen, liegt der Ball bei Telekom-Funknetzplaner Kai Cholewa in Dortmund. Er entscheidet sich für seinen Favoriten im Norden von Westerkappeln - von dem er nun auch weiß, dass er per Richtfunk gut anzubinden wäre: "Der Standort geht schön in die Fläche. Von dort aus können wir die umliegenden Haushalte und Einwohner gut versorgen. Daher ist es eine gute Lösung, diesen Standort zu realisieren."

Damit beginnt die Feinplanung. Und nach weiterer Vorbereitung mit bautechnischer Begehung, Mietvertrag und Baugenehmigung soll das Funkloch für die Bürger in diesem Bereich von Westerkappeln bereits Ende 2020 geschlossen sein. Die LTE-Aktualisierung im Ortskern bringt Tausende von Bürgern in Westerkappeln ins schnelle Mobilfunknetz. Die Kirsche auf der Torte allerdings ist der neue Standort im Norden der Gemeinde.

Weitere Einblicke gibt es im Video:

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Hier jagen wir gerade Funklöcher

Die Aktion "Wir jagen Funklöcher" der Deutschen Telekom läuft. In diesem Beitrag halten wir wichtige Fortschritte fest.

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