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Insider: Was denkt ein Entwickler von humanoiden Robotern?

Was denkt ein Insider über humanoide Roboter? Wir haben mit Jérôme Monceaux gesprochen und ihn gefragt, ob Roboter ein Bewusstsein oder sogar Gefühle entwickeln können. Er ist einer der Gründer von Albebaran, des Unternehmens, welches die Roboter Pepper und Nao entwickelt hat.

Zu der Frage, ob Roboter wirklich unabhängige Wesen werden können, gibt es unterschiedliche Meinungen. Was denken Sie? Können Roboter ein Bewusstsein entwickeln? Oder sogar Gefühle?

Jérôme Monceaux: Uns bei Spoon geht es darum, unsere Roboter in das tägliche Leben des Menschen zu integrieren und das auf lange Sicht. Daher ist es nicht unser Ziel, Roboter zu entwickeln, die über ein Bewusstsein verfügen. Vielmehr wollen wir, dass unsere Roboter auf den Menschen möglichst vertraut wirken. Um das zu erreichen, arbeiten wir an einem Roboter, der uns das Gefühl vermittelt, uns wahrzunehmen. Dabei hilft uns unsere große Erfahrung mit humanoiden und Haushaltsrobotern. Die Menschen sind davon fasziniert, und wenn sie unseren Roboter gezeigt bekommen, sagen uns viele, dass sie zum ersten Mal das Gefühl haben, von einem Roboter gesehen zu werden. Manche sagen uns auch, dass es ihnen so vorkommt, als sei sich der Roboter ihrer Gegenwart bewusst. Hier kommt die Semantik ins Spiel...

Um eine solche Wirkung bei unserem Roboter zu erzielen, verknüpfen wir jede kleine Einzelheit, die wir am Menschen wahrnehmen können, mit jedem kleinen Teil, das sich bei unserem Roboter bewegen kann. Wir nennen das "instinctive animal microinteraction". Aus unserer Sicht ist dieser Vorgang ausschlaggebend für viele zwischenmenschliche Interaktionen und auch für Interaktionen mit Maschinenschnittstellen.

Wir geben nicht vor, dass der Roboter Emotionen hat, sind uns aber bewusst, dass Menschen Gesichtsregungen instinktiv als Gefühlsausdruck interpretieren. Dabei geht es nicht nur um das Gesicht, sondern auch um alle anderen feinen Bewegungen, über die der Gesprächspartner normalerweise Rückmeldung erhält. Natürlich stellen diese Rückmeldungen bei einem Roboter einen simulierten Gefühlszustand dar, bei dessen Programmierung auf die folgenden Grundsätze geachtet wurde:

  • der Roboter darf nie eine dominante Haltung zeigen
  • die Wahrnehmungs-/Handlungsgrenzen des Roboters müssen erkennbar sein (damit die Erwartungen des Nutzers den Fähigkeiten des Roboters entsprechen)
  • der Mensch soll den Roboter genauso entdecken wie der Roboter den Menschen
  • es geht nicht darum, dass sich der Roboter ideal verhält, sondern dass er optimal interagiert.

Wir glauben, dass wir durch diese Maßnahmen den Roboter vertraut wirken lassen können und der menschliche Nutzer sich durch die Interaktion mit den Maschinen nicht so kognitiv belastet fühlt, denn der Roboter reagiert so, wie der Mensch es instinktiv von ihm erwartet.

Das erleichtert für die meisten den Umgang mit künstlicher Intelligenz, Schnittstellen und Maschinen. Eingesetzt werden können Roboter z.B.

  • zu Hause
  • in Geschäften
  • im öffentlichen Raum
  • in der Stadt
  • ...

Ethik hat für uns höchste Priorität. Wir wollen nicht, dass unser Roboter für zwielichtige Zwecke eingesetzt wird, auch wenn das unser Geschäftswachstum oder das Funktionsspektrum unseres Roboters einschränkt.
Unserer Meinung nach gehört das menschliche Miteinander zum Besten im Leben überhaupt. Deshalb ist es nicht unser Ziel, mit unserem Roboter den Menschen zu ersetzen! Wir betrachten Sozialroboter als eine Möglichkeit, den Umgang der Menschen untereinander anzuregen und zu bereichern.

Ein Beispiel: In einem Geschäft soll der Roboter nicht das Personal ersetzen, sondern zu einer besseren Interaktion zwischen Personal und Kunden bzw. der Kunden untereinander beitragen. Der Roboter soll sowohl das Personal als auch den Kunden informieren, unterstützen und unterhalten.

Werden wir Ihrer Meinung nach Roboter immer als Maschine oder Werkzeug betrachten, oder könnten sie irgendwann zu unseren Kollegen oder gar Vorgesetzten werden?

Jérôme Monceaux: Roboter sind keine Menschen, und das müssen sie auch nicht sein. Sie werden die Welt niemals so verstehen wie wir. Unsere Roboter sind eher mit einem Teleskop zu vergleichen, das es uns ermöglicht, Dinge (schneller) zu sehen und zu tun (oder auch nicht) als uns das früher möglich war, auch wenn es um unser soziales Umfeld oder sogar um uns selbst geht. Unserer Meinung nach können Roboter keine Kollegen oder Vorgesetzten werden, sondern sind als neue Spezies zu betrachten, die sich durch ihre ganz eigenen Fähigkeiten und Beschränkungen auszeichnet.

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