Verantwortung

 „Wir müssen alle ran“

Am 23. September startet die New Yorker Klimawoche, die jährlich parallel zur Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York stattfindet. Hierzu fünf Fragen an Birgit Klesper, Senior Vice President Group Corporate Responsibility bei der Deutschen Telekom AG, zu Haltung und Aktivitäten des Konzerns rund um den Klimaschutz.

Birgit Klesper, Senior Vice President Group Corporate Responsibility bei der Deutschen Telekom.

Birgit Klesper, Senior Vice President Group Corporate Responsibility bei der Deutschen Telekom.

Bei vielfältigen Events und Aktionen treffen Politiker, Unternehmen und Vertreter der Zivilgesellschaft aufeinander, präsentieren und diskutieren Ansätze zum Kampf gegen den Klimawandel und weisen auf die hohe Bedeutung dieser Aufgabe hin. Auch die Fridays for Future-Bewegung hat für den Freitag davor zu weltweiten Demonstrationen aufgerufen.

Frau Klesper, zu den Aufgaben der Corporate Responsibility Abteilung -der Abteilung für Unternehmensverantwortung – gehört auch das Thema Klimaschutz: Wie geht der Konzern dieses wichtige Thema an?

Birgit Klesper: Klimaschutz hat bei uns im Haus schon sehr früh eine Rolle gespielt. Bereits 1995 hatten wir das erste Klimaschutzziel. Auf Basis dieser jahrzehntelangen guten Vorarbeit konnten wir 2019 auch als einer der ersten DAX-Konzerne unser neues Klimaschutzziel an den aktuellen Erkenntnissen der Klimawissenschaft ausrichten. Entsprechend sind die Ziele so ambitioniert wie nie zuvor: bis 2030 wollen wir unsere Emissionen um 90 Prozent im Vergleich zu 2017 senken, ein wichtiger Schritt dafür wird sein, dass wir bereits ab 2021 konzernweit nur noch Strom aus erneuerbaren Energien einsetzen werden. Darüber hinaus nehmen wir jetzt auch die Emissionen aus der Herstellungs- und Nutzungsphase unserer Produkte noch stärker ins Visier: diese sollen bis 2030 um 25 Prozent pro Kunde sinken.

Dabei ist eines sehr wichtig: auch, wenn in einem Unternehmen die Verantwortung für die Klimaschutzstrategie sowie die Überwachung ihrer Umsetzung in einem Bereich zentral erfolgen muss, handelt es sich bei Klimaschutz als Ganzes definitiv um eine Aufgabe, an der der gesamte Konzern beteiligt ist. Hier lässt sich nichts wegdelegieren – wir müssen alle ran. Vor diesem Hintergrund bin ich wirklich stolz, dass ich genau das bei der Telekom beobachten kann: während sich unser Vorstand zum Beispiel auf der Hauptversammlung für das Thema ausspricht und intern mit der Verabschiedung der Klimaschutzziele „Nägel mit Köpfen“ macht, arbeiten Kolleginnen und Kollegen auf allen Ebenen an deren Umsetzung mit – vom Einkauf über die Produktentwicklung, der Technik bis hin zu Marketing oder dem Finanzbereich. 

Ist das nicht Augenwischerei: durch den Netzausbau und zunehmende Digitalisierung steigt der Energie-Verbrauch massiv – sind wir nicht alle „Klimasünder“?

Klesper: In dieser Frage stecken verschiedene Facetten. Einerseits: ja, der ICT-Sektor verbraucht allein in Deutschland ungefähr so viel Strom wie alle Privathaushalte in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg zusammen. Durch den Netzausbau ebenso wie durch die Einführung des 5G-Standards wird der Energie-Verbrauch weiter steigen. Aber Energie ist nicht direkt mit Emissionen gleichzusetzen. Indem wir in Deutschland bereits ab 2020 ausschließlich auf Strom aus erneuerbaren Energien setzen und dieses Ziel 2021 sogar konzernweit erfüllen werden, führt der steigende Energieverbrauch keineswegs zu mehr Emissionen – im Gegenteil. Wir werden gerade hier sehr klimafreundlich unterwegs sein. 

Ein stabiles Klima hat für uns als Konzern auch ganz konkret wirtschaftliche Relevanz.

Darüber hinaus gibt es etwas, das wir intern als den „Enablement-Faktor“ bezeichnen: durch intelligente Lösungen und Produkte können wir unseren Kunden dabei helfen, klimafreundlicher zu leben und Energie zu sparen. Beispiele sind Cloud Computing, intelligente Haustechnik und Verkehrsführung oder auch viele Lösungen, bei denen ICT in Industrie und Landwirtschaft zum Ressourcen- und Klimaschutz beiträgt. So konnten unsere Kunden in 2018 durch den Einsatz unserer Produkte und Lösungen 85 Prozent mehr Emissionen einsparen als wir ausstoßen.

Oft kommt die Forderung, dass sich Unternehmen aktiv als gesellschaftliche Akteure einsetzen sollen. Positioniert sich die Deutsche Telekom entsprechend?

Klesper: Ein stabiles Klima hat für uns als Konzern auch ganz konkret wirtschaftliche Relevanz. Durch den Klimawandel nimmt die Häufigkeit extremer Wetterereignisse wie Dürren, Fluten oder Stürme zu. Extreme Wetterbedingungen infolge des Klimawandels können sich negativ auf unsere Geschäftsprozesse auswirken und zu Störungen im Netz oder gar Netzausfällen führen. Ein ganz reales Beispiel dafür war das Sturmtief Friederike, das Anfang 2018 zum Ausfall von mehr als 600 Schaltverteilern und über 200 Mobilfunk-Stationen geführt hat. Solche Ausfälle können unter anderem die Steuerung von Rettungseinsätzen massiv beeinträchtigen, wenn nicht gar unmöglich machen.

Entsprechend haben wir uns auch auf politischer Ebene und über Wirtschaftsverbände schon sehr früh als Unternehmen für den Klimaschutz positioniert. So waren wir zum Beispiel Gründungsmitglied bei der „Stiftung 2 Grad – Deutsche Unternehmer für Klimaschutz“. Ganz aktuell hat die GSMA gestern angekündigt, die gesamte Mobilfunkbranche bis spätestens 2050 klimaneutral zu gestalten. Das ist ein wichtiger Schritt, der durch das gemeinsame Vorgehen in der Branche stark an Wirksamkeit und Signalkraft gewinnt.

Vor einigen Jahren waren wir mit unseren Klimaschutzthemen Exoten, heute ist das Thema eine Selbstverständlichkeit. 

Wenn man die öffentliche Diskussion und Aktionen wie den „Globalen Klimastreik“ am 20.09. verfolgt, ist Klimaschutz „in“ und Ihren Ausführungen zu Folge müsste die Deutsche Telekom DAS grüne Unternehmen schlechthin sein. Aber Hand aufs Herz – es gibt doch bestimmt noch Baustellen? 

Klesper: Natürlich gibt es die. Und zwar einige. Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist genau das: ein Weg. Je weiter Sie kommen, desto mehr sehen Sie. Wenn Sie einen Meilenstein erreicht haben, haben Sie oft auch neue Blickwinkel gewonnen. Unser Ziel dabei ist, möglichst viele Menschen auf diesem Weg mitzunehmen – und zwar intern mit Blick auf Kolleginnen und Kollegen, aber auch extern mit Blick auf unsere Kunden. Das war auch einer der Gründe, warum wir auf der IFA unser neues Nachhaltigkeitslabel „We care“ vorgestellt haben. Es bietet Kunden, die sich für nachhaltige Produkte interessieren, Orientierung und Transparenz und ist für uns selbst und unsere Lieferanten Ansporn, Antworten zu finden. Mit „we care“ kennzeichnen wir einerseits Produkte, Services, Projekte, Maßnahmen und Initiativen mit einem positiven Beitrag zu mehr Klimaschutz und zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen sowie andererseits mit einem positiven Beitrag für soziale und gesellschaftliche Herausforderungen in der digitalen Welt. Zwei Icons mit einem kleinen erklärenden Text darunter bietet Interessierten schnell einen Überblick, wofür das Label im konkreten Fall vergeben wurde. Wie ich schon oben sagte, Klimaschutz geht alle an. 

Sie leiten seit mehreren Jahren den Bereich Group Corporate Responsibility? Haben Sie Ihr Verhalten in dieser Zeit persönlich verändert? 

Klesper: Ich hatte in meiner Karriere tatsächlich schon sehr früh mit verschiedenen Themen der unternehmerischen Verantwortung zu tun und natürlich beeinflusst das einen auch persönlich. Wenn Sie zum Beispiel Produktionsstätten in China besuchen und sich dort für menschen- und umweltfreundlichere Bedingungen einsetzen, kaufen Sie definitiv bewusster ein als vorher. 

Viel spannender finde ich allerdings, welchen Wandel ich in der Gesellschaft und auch im Kollegenkreis beobachten kann. Die öffentlichen Diskussionen, die Sie ansprechen, erreichen natürlich auch unser Unternehmen: unsere Beschäftigten leben ja nicht auf einer Insel, sondern sind Teil der Gesellschaft. Vor einigen Jahren waren wir z.B. bei Investorengesprächen mit unseren Klimaschutzthemen Exoten, heute ist das Thema eine Selbstverständlichkeit. 

Waldmotiv auf Handybildschirm.

Umwelt

Die Deutsche Telekom bekennt sich klar zum klimaneutralen Wirtschaften und dem Streben nach Kreislauffähigkeit. 

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