

„Bürojob“ – das beschreibt ganz gut meine Arbeit. Ich sitze zwar nicht dauernd am Schreibtisch, sondern bin auch oft unterwegs. Doch die meiste Zeit verbringe ich vorm Bildschirm und am Telefon, umgeben von netten Kolleginnen und Kollegen. Klar, manchmal gibt es miteinander auch Stress und Uneinigkeiten. Aber nichts, was sich nicht durch ein offenes Gespräch bei einem Kaffee aus der Welt schaffen ließe.
So lebe ich vielleicht in einer Art Glocke. Und doch bin ich mir allein schon beim Blick in die Tagespresse bewusst: Es gibt Mobbing, Stalking, zunehmende Radikalisierung und Gewaltfantasien, sexuelle Belästigung und leider auch Amoktaten. Es gibt Menschen, die warum auch immer aggressiv gegenüber anderen auftreten. Im Job wie privat. Verbal, physisch und zunehmend auch digital wie etwa via Social Media. Das kann lebensverändernde Folgen für Betroffene haben: Angst und Unsicherheit als tägliche Begleiter.
Das Risiko ist natürlich für die Menschen höher, die täglich mit Dutzenden Menschen zu tun haben, sei es auf Ämtern, im Sozialwesen, in Krankenhäusern, Schulen, im Service wie bei der Bahn oder bei der Telekom.
Übrigens hat unser Konzern allein in Deutschland um die 115.000 Beschäftigte. Die Telekom kommt damit einer Großstadt gleich. Zumindest nach der Mitarbeiterzahl. Die Kunden hinzugezählt: einem Staat. So spiegelt das Unternehmen die Gesellschaft wider: im Guten wie im Schlechten, und so kennt es auch Grenzüberschreitungen wie Gewaltandrohungen oder Stalking.
Doch wer Gefahr läuft, Gewalt zu erleben, findet bei uns versierte Unterstützer beim sogenannten Bedrohungsmanagement. Das empfinde ich als beruhigend. Ich kann mir vorstellen, dass es Situationen gibt, mit denen ich allein nicht klarkäme, zumal sie auch völlig neu für mich wären. Das Team des Bedrohungsmanagements der Telekom steht dann zur Seite und verspricht Auswege. Was Bedrohung ist und was die Kollegen machen, ist hier beschrieben: im Leitfaden des Arbeitskreises für Sicherheit in der Wirtschaft für alle Unternehmen, die selbst ein Bedrohungsmanagement aufbauen wollen. Außerdem erzählen sie auf telekom.com im Interview von ihrer Arbeit.
Das Team geht zusammen mit Kollegen anderer Bereiche wie etwa Compliance, Gesundheit oder des Sozialpartners jedem Fall nach. Alles streng vertraulich. Es kooperiert mit einem externen Fachleute-Netzwerk, zum Beispiel mit Polizei, Frauenhäusern und Opferschutz. Was mich im Gespräch mit ihnen auch beeindruckte, ist, dass sie genauso Fälle von Mitarbeitern begleiten, die zunächst nichts mit dem beruflichen Kontext zu tun haben. Denn, so ihr Credo: Berufliches und Privates lässt sich nicht immer trennen, vorstellbar etwa am Beispiel Stalking. Wer privat Gewalt erfährt, nimmt die Belastung auch mit zur Arbeit.
Mitarbeitervertrauen existenziell wichtig
Unsere Bedrohungsmanager wurden sogar schon mit einem Award ausgezeichnet und haben ihre Expertise zertifizieren lassen – als erste in einem DAX-30-Unternehmen. Ihre Arbeit liegt unserem Top-Management am Herzen: „Jeder Arbeitnehmer hat einen Anspruch auf einen gewaltfreien Arbeitsplatz“, sagt Thomas Kremer, unser Vorstand Datenschutz, Recht und Compliance. „Wir lassen mit unserem Bedrohungsmanagement niemanden allein. Darauf können unsere Mitarbeiter vertrauen, und das ist für uns eine existenziell wichtige Voraussetzung für ein gutes Miteinander, gute Zusammenarbeit und gemeinsame Erfolge.“
Wie wichtig die Arbeit eines Bedrohungsmanagements in der Wirtschaft ist, verdeutlicht die Zahl der Arbeitsunfälle durch Gewalt. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung beziffert sie allein für das Jahr 2014 auf weit über 20.000. Und das sind nur die bekannt gewordenen Fälle.
Traurig, aber wahr, wie präsent Gewalt in der Gesellschaft ist. Über die Ursachen lässt sich lange debattieren. Doch sehr bewegend finde ich die Rede, die Astrid Lindgren hielt, als sie 1978 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt („Niemals Gewalt!“). Darin sagte sie: „Ob ein Kind zu einem warmherzigen, offenen und vertrauensvollen Menschen mit Sinn für das Gemeinwohl heranwächst oder aber zu einem gefühlskalten, destruktiven, egoistischen Menschen, das entscheiden die, denen das Kind in dieser Welt anvertraut ist, je nachdem, ob sie ihm zeigen, was Liebe ist, oder aber dies nicht tun.“