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Michaela Weidenbrück

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40 Jahre Tastentelefon

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Ein wirklicher Erfolg war das Tastentelefon erstmal nicht. Am 15. November 1976 wurde es von der damaligen Deutschen Bundespost vorgestellt, Anfang 1977 offiziell eingeführt. Obwohl es für damalige Verhältnisse ziemlich modern wirkte, kam es nur mäßig an. Kein Wunder: Außer seinen neuartigen Tasten hatte der „Fernsprechtischapparat“ mit dem prägnanten, schwarzen Nummernblock auch noch nicht viel zu bieten. Viele Nutzer bevorzugten die gewohnte Wählscheibe. Erst Anfang der 80er Jahre setzte sich das Telefonieren per Taste langsam durch – und startete seine Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert. Jetzt feiert das Tastentelefon sein 40stes Jubiläum.

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Infografik 40 Jahre Tastentelefon

Einen kleine Zeitreise durch die Geschichte des Festnetztelefons

Kaum ein Gegenstand aus unserem Alltag hat sich so stark verändert, wie das Telefon. Vom Fräulein vom Amt über das erste Telefon mit Wählscheibe bis zum Tastentelefon ist es eine rasante Zeitreise. Ihren Anfang nahm sie mit dem „Telephon“ des Philipp Reis aus dem Jahr 1861. Eine geniale Erfindung - allerdings beherrschte sie nur die einseitige Sprachvermittlung. 15 Jahre später machte der Amerikaner Alexander Graham Bell wechselseitiges Sprechen möglich – und verhalf damit dem neuen Kommunikationsmittel zum Durchbruch. Komfortabel war das Telefonieren mit dem trichterförmigen Handstück, das Lautsprecher und Mikrofon enthielt und im Wechsel ans Ohr und an den Mund gehalten werden musste, jedoch nicht. 

In Deutschland wurde 1877 das erste Gespräch mit einem Bell-Apparat geführt. Im selben Jahr produzierte die Firma Siemens & Halske die ersten Telefone. Der Siegeszug des Telefonierens war nicht mehr aufzuhalten. Mit heutiger Kommunikation hatte das Telefonieren in seinen Anfangsjahren aber nicht viel gemein: Die Sprachqualität war schlecht und man brauchte Geduld, jedes Gespräch wurde per Hand vermittelt. 1881 entstanden erste öffentliche Telefonnetze in Deutschland. Mit Erfindung des Hebdrehwählers 1889 in den USA stand die Grundlage für die automatische Gesprächsvermittlung.

Von der Scheibe zur Taste

1913 wird der noch heute gebräuchliche Nummernschalter, die Wählscheibe, patentiert. Telefoniert wird über das Impulswahlverfahren: Die Wählscheibe enthält eine Schaltung, die nach der gewählten Ziffer eine bestimmte Anzahl von Unterbrechungen erzeugt. Daran erkennt wiederum die Vermittlungsstelle die Nummer des Teilnehmers. Jetzt werden die Fernsprecher handlicher, das Telefonieren anwenderfreundlicher. In elegantem Schwarz und mit großer Wählscheibe kamen die ersten Tisch-Fernsprecher auf den Markt. Per Zeigefinger wurden die Rufnummernzahlen nacheinander bis zum Anschlag gedreht - aus heutiger Sicht dauerte das gefühlte Ewigkeiten.

Anfang der 1960er Jahre wurde das Mehrfrequenzwahlverfahren, die in der analogen Telefontechnik gebräuchliche Wähltechnik, entwickelt. Die gewählten Nummern werden als Töne mit festgelegten Frequenzen übermittelt - und die Wählscheibe des Telefons durch Tasten ersetzt. Die großen, hochstehenden, quadratisch angeordneten Tasten wollten mit kräftigem Druck bedient werden und erzeugten bei der Bedienung auf der analogen Anschlussleitung die charakteristischen Tonsignale. Telefoniert wurde meist in klassischem Grau und ab 1972 bunt: Die sogenannten „Fernsprechtischapparate“ kamen zum Beispiel in lustigem Farngrün, Orange und marmoriert daher. Telefongerät und Hörer waren fest miteinander und per Kabel mit der Telefonanschlussbuchse verbunden. Telefoniert wurde ausschließlich dort, wo der Apparat stand. 

Noch heute ist der zwölfteilige Tastenblock Standard, doch spürbar komfortabler und ergonomischer: Zum Wählen wird auf nur noch leicht erhobene, wenig Widerstand leistende und oft beleuchtete Tasten getippt. Seit Ende der 1980er Jahre wird schnurlos im Festnetz telefoniert. Die Umstellung vom analogen auf das digitale Telefonnetz brachte schließlich mehrere Verbindungen über eine Leitung, eine schnellere Datenrate und sehr viel mehr Komfort: Anrufbeantworter, Rufnummernspeicher, Wahlwiederholung und Freisprecheinrichtungen, Babyphone, Wecker, Telefonbuch, Geburtstagsanzeige und eine Tonqualität in HD kommen als Komfort-Features dazu. Und doch: Die alte Wählscheibe ist noch nicht ganz tot. Per App kommt sie auf den Smartphone-Touchscreen und lässt Nostalgiker im alten Wählscheibenoutfit telefonieren.

PS: In den Netzgeschichten zeigen wir nicht nur das Tastentelefon, sondern weitere Erfindungen, die vor ihrem Erfolg mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hatten. 

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