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Luisa Vollmar

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Die Bevölkerung und das „Internet der Dinge“

Roboter

Dieses „Internet der Dinge“ läuft einem ziemlich oft über den Weg. Man liest davon in den Medien, beschäftigt sich in vielen Jobs mit Anwendungsszenarien und testet, wie es einen im Alltag unterstützen kann. 

Und auch die, die meinen noch nichts davon gehört zu haben, sind im Zweifel unbemerkt schon mittendrin, durch vernetzte Haushaltsgeräte oder ihre Smartwatch am Handgelenkt. Aber was ist es denn nun, das Internet der Dinge? Man könnte sagen, es gibt Dingen mit Hilfe des Internets eine Art Eigenleben. Es macht Gegenstände intelligent, indem es sie untereinander vernetzt und untereinander kommunizieren lässt, ohne die aktive Steuerung des Menschen. Daher „Internet der Dinge“.

Den Begriff selbst (Internet of Things) hat 1999 Kevin Ashton etabliert, Mitgründer und damalige Leiter des Auto-ID Center am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Er hatte die Vision, dass Computer fähig sein sollten Informationen zu beschaffen und die reale Welt zu begreifen, ohne menschliches Dazutun. Ashtons Überzeugung nach würden viele Dinge effizienter laufen und Kosten gespart werden, wo menschliche Kapazitäten einfach zu begrenzt sind.

In der Tat gibt es Anwendungsszenarien im Alltagsbereich, von denen sich Experten Optimierung jeglicher Art versprechen. Reduzierung von Heizkosten durch vernetzte Thermostate, die lernen, wann wir uns wo zu Hause aufhalten und Temperaturen entsprechend anpassen. Vermeidung von Unglücken durch mit Sensoren ausgestattete Brücken, die Betonrisse registrieren und an Behörden übermitteln. Und eine Zukunft mit weniger Unfällen dank Autos, die untereinander und mit der Verkehrsinfrastruktur vernetzt sind, so beschreibt die FAZ  einige Anwendungsmöglichkeiten des Internet der Dinge, die über die Spielereien einiger Wearables hinausgehen.

Gerade für die Generation, die sich eigentlich nicht im Netz bewegt, kann das Internet der Dinge das Leben lebenswerter machen, da es in der Pflege, in der stationären Behandlung oder in der Notfallversorgung das Gesundheitswesen in vielen Bereichen entscheidend verbessert. Ältere Menschen könnten sich beispielsweise durch vernetzte Haushaltsgeräte und Sensoren länger sicher in ihren eigenen vier Wänden bewegen, wenn diese einen Notfall registrieren und Pflegedienst, Rettung oder Kontaktpersonen alarmieren können.

Das Internet der Dinge gehört zu den großen Zukunftsthemen in der Gesellschaft und Wirtschaft. Auch die Politik engagiert sich. Daher haben wir uns für unseren aktuellen Sicherheitsreport nicht nur - wie jedes Jahr - der Langzeiterhebung zur Risikoeinschätzung in unterschiedlichen Lebensbereichen gewidmet. Wir haben auch Fragen zum „Internet der Dinge“ und „Industrie 4.0“ gestellt: „Inwiefern sind die Begriffe der Bevölkerung geläufig? Welche konkreten Anwendungsbeispiele sind der Bevölkerung bekannt? Von welchen Anwendungen versprechen sich die Bürger einen persönlichen Nutzen?“. Befragt wurde in knapp 1.400 Interviews ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahre.

Was kam raus? Auch wenn man das Gefühl hat, dieses Internet der Dinge laufe einem schon überall über den Weg, und obwohl das Thema in Wirtschaft und Politik schon einen hohen Stellenwert genießt, sind die Begriffe „Internet der Dinge“ oder auch „Industrie 4.0“ bislang nur wenigen geläufig. Aber: Wenn es um konkrete Anwendungen geht oder gar ein ganz persönlicher Nutzen erkennbar ist, dann sieht die Sache wieder anders aus.

In der breiten Masse sind die Begriffe “Internet der Dinge“ und „Industrie 4.0“ - die Vernetzung von Produktentwicklung, Produktion und Service - also nur wenigen geläufig. Nur 12 und 18 Prozent haben davon schon mal gehört. Und auch die, die die Begriffe kennen, sind noch unsicher, was sie überhaupt bedeuten. Auf die Frage, was man mit dem Internet der Dinge verbinde, können 35 Prozent nicht wirklich erklären, was es ist. Einige Leute erklären es falsch, manche können es gar nicht erklären. 28 Prozent kennen sich immerhin schon ganz gut aus. Sie erklären das Internet der Dinge mit der Kommunikation zwischen Maschinen bzw. deren Selbststeuerung.

Anwendungsbeispiel Internet der Dinge

Obwohl erst ein kleiner Teil der Bevölkerung mit den Begriffen vertraut ist, bewahrheitet sich wie anfangs vermutet, dass viele Leute Anwendungen aus dem Alltag kennen, die auf dem Internet der Dinge basieren. 86 Prozent haben bereits von der intelligenten Steuerung der Haustechnik über Smartphones oder Tablets gehört. 81 Prozent kennen die Paketverfolgung übers Internet. Neben weiteren Anwendungen ist vor allem auch die automatische Messung und Übertragung von Vitaldaten bekannt. Immerhin 62 Prozent. Weitere Anwendungen sind weniger bekannt. Und wenn, dann der Internet affinen Bevölkerung.

Einen persönlichen Nutzen sehen Menschen in den Anwendungen, für die es schon ausgereifte Produkte am Markt gibt. Paketverfolgung übers Internet oder Smart-Home-Anwendungen beispielsweise. Auch Haushaltsgeräte, die dann laufen, wenn viel Strom zur Verfügung steht, oder Autos, die automatisch über Probleme informieren, finden die Leute interessant (s. Sicherheitsreport Schaubild 12). Jüngere Menschen zeigen sich denkbaren Innovationen gegenüber aufgeschlossen, wie sich am Beispiel 3D-Drucker zeigt. Wie wichtig aber der persönliche Nutzen ist, das zeigen auch die Ergebnisse zu den altersbedingten Unterschieden in der Akzeptanz was Anwendungen rund um Vitaldaten angeht. So interessieren sich 60-Jährige und Ältere weit überdurchschnittlich für die automatische Messung und Übermittlung von Vitaldaten sowie für Sensoren in der Kleidung, die Stürze registrieren und automatisch einen Notruf auslösen (s. Sicherheitsreport Schaubild 13).

Ein großes Thema bei all diesen Anwendungen rund um das Internet der Dinge ist die Datensicherheit und die Angst, Daten könnten missbraucht werden. Interessanter Weise spielt auch hier der persönliche Nutzen eine große Rolle. Diejenigen, die Interesse an der automatischen Messung und Übertragung von Vitaldaten haben, sehen dort den persönlichen Vorteil, dass der Arzt im Notfall informiert ist im Vordergrund und sorgen sich weniger über die Datensicherheit.  Nur 23 Prozent von ihnen haben Angst, dass die aufgezeichneten Daten in falsche Hände geraten könnten, oderhaben einen grundsätzlichen Vorbehalt, dass die eigenen Gesundheitswerte überhaupt aufgezeichnet werden (s. Sicherheitsreport Schaubild 15).

Unbestritten ist das Internet der Dinge ein Thema der Zukunft. Doch es braucht noch Aufklärung und praktische Anwendungsbeispielen, in denen die Menschen persönlichen Nutzen sehen.  Dann kann das Internet der Dinge Kosten und Energie sparen, den Alltag erleichtern und sicherer machen.

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