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Sandra Rohrbach

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Wahllokal im Wohnzimmer? Zur Bundestagswahl keine Online-Stimmabgabe in Sicht

Digital ins Wahllokal? Die Bundestagswahl in Corona-Zeiten belebt die Debatte um sichere Online-Wahlen.

Kurz vor der Bundestagswahl nimmt die Diskussion um die Akzeptanz von Online-Wahlen Fahrt auf. Bisher gibt es zur Wahl des deutschen Parlaments zwei Möglichkeiten für die Stimmabgabe, den Gang ins Wahllokal oder die Briefwahl. Eine dritte Möglichkeit, und zwar eine Online-Variante steht bisher nicht zur Verfügung. Auch wenn die Corona-Pandemie viel an Digitalisierung in Schwung gebracht hat, für digitale Kreuzchen zur Bundestagswahl sind noch längst nicht die notwendigen Voraussetzungen erfüllt. In der neuen Podcast-Ausgabe bei Telekom Netz gibt Professorin Melanie Volkamer vom Karlsruher Institut für Technologie einen Einblick in die Chancen und Risiken von Online-Wahlen.

Digitale Wahlen: In der neuen Podcast-Folge Digitalpolitik geht es um Online-Abstimmungen.

Digitale Wahlen: In der neuen Podcast-Folge Digitalpolitik geht es um Online-Abstimmungen. Direkt zum Podcast


„Während der Corona-Pandemie wurden viele Abstimmungen über das Internet durchgeführt. Beispielsweise konnte an Hochschulen, in Vereinen oder Unternehmen online gewählt werden, also vom Wohnzimmer aus. Die Sicherheit der dort eingesetzten Systeme reicht bei weitem nicht aus, um einen digitalen Kanal bei politischen Wahlen anzubieten. Bevor hierüber nachgedacht werden kann, müsste erst einmal Erfahrungen mit sicheren Ende-zu-Ende verifizierbaren Online-Wahl-Systemen gesammelt werden“, so Prof. Volkamer, deren Spezialgebiet neben Security Awareness und Usable Security die Sicherheit von Online-Wahlen ist. 

Prof. Dr. Melanie Volkamer fordert den Einsatz von verifizierbaren Online-Wahlsystemen.

Prof. Dr. Melanie Volkamer fordert den Einsatz von verifizierbaren Online-Wahlsystemen.

Die größte Herausforderung ist ihrer Meinung nach, jetzt die richtigen technologischen Weichen zu stellen. Denn bisher werden in Deutschland hauptsächlich sogenannte „Black-Box-Systeme“ eingesetzt, bei denen sich Wahlmanipulationen nicht zuverlässig erkennen lassen. Hierbei muss man „blind vertrauen“, ob die Stimmen richtig ausgezählt werden. Wesentlich mehr Sicherheit und Nachvollziehbarkeit bieten laut Volkamer dagegen Online-Wahl-Systeme, die kryptographische Verfahren nutzen, um den Spagat zwischen Nachvollziehbarkeit und Wahlgeheimnis machen zu können. Nur mit diesen „Ende-zu-Ende-verifizierbaren-Systemen“ könne der Wähler sicher erkennen, dass seine Stimme unverändert im Ergebnis enthalten ist. 

Vorbilder für digitale Wahlen sind Länder wie Estland oder die Schweiz. „Wir brauchen in Deutschland unbedingt mehr Fachkräfte und Experten mit Security-Kompetenzen, wenn wir bei dem Thema Online-Wahlen weiterkommen wollen“, betont Melanie Volkamer. 

Für die anstehende Bundestagswahl heißt es daher weiterhin: Briefwahl oder Wahllokal. Aber in jedem Fall: Bitte vom Wahlrecht Gebrauch machen und wählen gehen!


Dachterrasse und Kuppel des Reichstags in Berlin.

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