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Verena Fulde

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Museumstalk: Durch die Wüste Gobi oder nur Sindelfingen – Selbstfahrende Autos lernen nicht dazu

Von moralischer Verantwortung, der Stärke Deutschlands und smarten Autos und Gebrauchtwagen, die immer wertvoller werden, je mehr Kilometer sie gefahren haben.

Die Mobilität der Zukunft ist autonom, smart und vernetzt – darin waren sich die Panelisten des fünften Museumstalks, der in Kooperation mit dem Mercedes-Benz Museum am vergangenen Freitag stattfand, einig. Neben technologischen Fragen und Details, drehte sich die Diskussion intensiv um ethische Aspekte, wie Mitgestaltung und Verantwortung. Und um die zentrale Frage: In welcher digitalen Gesellschaft wollen wir leben?

Der Saal des Mercedes-Benz Museums in Stuttgart war mit 200 Besuchern voll besetzt. Trotz des ausverkauften Heimspiels des VFB Stuttgart im Fußballstadion gegenüber und den damit verbundenen erschwerten Anreisebedingungen. Gleich zu Beginn fühlte Moderatorin Astrid Meier, Journalistin und Digitalexpertin bei der WirtschaftsWoche, dem Publikum auf den Zahn. Auf die Frage, wer sich ein vernetztes Auto kaufen würde, hoben sich mehrheitlich die Hände. In den kommenden eineinhalb Stunden diskutierten Alexander Mankowsky, Zukunftsforscher bei der Daimler AG, Steffen Braun, Leiter des Geschäftsfeldes Mobilitäts- und Stadtsystemgestaltung Fraunhofer IAO, Ghazaleh Koohestanian, Gründerin des Start-ups Re2you und Anette Bronder, Geschäftsführerin Digital Division der T-Systems und Telekom Security. Thomas Strobl, Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration des Landes Baden-Württemberg, der sich eigentlich ebenfalls angekündigt hatte, war wegen der Koalitionsgespräche leider terminlich verhindert. Gesprächsbedarf gab es zu den sozialen, ethischen und kulturellen Aspekten, die die neuen Herausforderungen mit sich bringen.

Hier einige Positionen aus der Diskussion:

Alexander Mankowsky sagte, wir Menschen müssen die Technik verstehen lernen. Er unterstrich, dass das vernetzte und damit vermeintlich smarte Auto an sich nicht lerne. Ein vernetztes Mobil, das die Wüste Gobi durchquert haben, sei genauso intelligent wie eines das nie aus Sindelfingen herausgekommen sei. Gebrauchtwagen, die weite Strecken gefahren sind, wären also in Zukunft nicht cleverer oder teuer als Neuwagen, stellte der Experte zur Erheiterung des Publikums fest.

Steffen Braun fordert partizipative Mitgestaltung: „Wir müssen uns fragen, welche Technik wir haben möchten. Wollen wir Robo-Taxis in Stuttgart oder sind sie in Dubai besser aufgehoben?“ Neben diesem Thema sieht er aber auch neue Herausforderungen abseits der Mobilität, zum Beispiel Nachhaltigkeit, Feinstaubbelastung. Der Verkehrsexperte appellierte, dass es Konsens und Dialog darüber geben müsse, welche Technik wir haben möchten: „Wir müssen jetzt die Weichen stellen. Dafür müsse Technik, Wissenschaft und Wirtschaft enger zusammenarbeiten.“

Ghazaleh Koohestanian sprach sich deutlich für mehr digitale Souveränität aus: „Wollen wir Datenschafe von Google und Amazon sein und auch dafür zahlen, dass wir geschoren werden?“ Die Mentalität des Silicon Valley sei „Alles was geht, wird auch gemacht“. Aus ihrer Sicht habe der Standort Deutschland zu spät auf den Digitalisierungstrend reagiert. Das könne in puncto Datensicherheit jetzt ein Vorteil sein: „Nur, weil Dinge möglich sind, sind sie noch lange nicht in Ordnung. (…) Digitale Verantwortung ist nötig! Wir brauchen in Deutschland eine digitale Identität. Es gibt keine Technologien, die einen moralischen Kompass in sich tragen.“

Anette Bronder teilte diese Meinung: „Wir haben Kernkompetenzen in Deutschland, zum Beispiel beim Design oder der Datensicherheit. Ein Wertesystem in neue Technologien mit einzubeziehen, halte ich für eine große Verantwortung.“ Den Standort Deutschland zu stärken, sei eine Gemeinschaftsaufgabe. Angefangen bei Nutzern, denen Datensicherheit etwas „wert“ sein sollte, bis hin zur Politik, die eine große Verantwortung trage und die die politischen Rahmenbedingungen schaffen müsse. Ihr Appell: „Wir alle müssen Überzeugungsarbeit leisten.“

Übereinstimmend kamen die Panelisten und das Publikum zum Ergebnis, dass die Mobilität, wie wir sie heute kennen, sich fundamental verändern wird und dass es eine wichtige Aufgabe sei, den Wandel mitzugestalten.

Dieser Museumstalk war die fünfte Veranstaltung der gleichnamigen Diskussionsreihe der Telekom zur Digitalen Verantwortung. Darüber hinaus haben Events im Deutschen Museum Bonn, im Games Science Center Berlin, im Phänomenta in Flensburg und im Vitra Design Museum im Weil am Rhein zu unterschiedlichen Aspekten der Digitalisierung stattgefunden. Eine weitere Talkrunde ist Anfang 2018 im Designmuseum MAK in Wien geplant.

Verena Fulde

Verena Fulde

Pressesprecherin und Telekom Bloggerin

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